Facebook wird zur Gebrauchtwagenplattform

Autor Christoph Seyerlein

Autohändler in Deutschland können nun auch über den Facebook-Marketplace Gebrauchtwagen anbieten. Die Möglichkeit dazu haben zunächst aber nur Betriebe, die bei Heycar oder Gebrauchtwagen.de aktiv sind. Für Heycar ist das Ganze laut CEO Markus Kröger ein Versuch. Ein Handelsexperte bescheinigt dem Marketplace enormes Potenzial.

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(Bild: Facebook)

Autohändlern in Deutschland, die bei Heycar oder Gebrauchtwagen.de aktiv sind, bietet sich ab sofort eine neue Option, ihren Bestand an gebrauchten Autos online anzubieten. Wie Facebook am Freitag in einer Mitteilung bekannt gab, können jene Händler von nun an Gebrauchtwagen beim „Marketplace“ des sozialen Netzwerks inserieren.

Laut Facebook besteht damit für Autohändler die Chance, „noch mehr Kunden mit passenden Angeboten zu erreichen.“ In anderen Ländern wie den USA, Großbritannien, Kanada, Mexiko und Frankreich hat das Unternehmen jene Option schon länger im Angebot. Dabei habe man festgestellt, dass der Bereich „Fahrzeuge“ zu den beliebtesten auf der Kleinanzeigenplattform gehöre, so Facebook. Wenn ein Facebook-User auf ein für ihn interessantes Modell stößt, kann er den entsprechenden Händler direkt per Messenger kontaktieren. Durchsuchen können Nutzer den Marketplace nach Kriterien wie Baujahr, Marke, Modell, Fahrzeugtyp, Kilometerstand und Getriebetyp.

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Die zusätzliche Möglichkeit wird teilnehmende Händler nichts kosten, versicherte Heycar-Chef Markus Kröger im Gespräch mit »kfz-betrieb«. Anders als Facebook äußerte er sich aber zurückhaltender zu den Erfolgsaussichten der Aktion. „Für uns ist das ein neuer Versuchsballon. Wir wollen neue Wege ausprobieren, Kunden auf Autos aufmerksam zu machen“, so Kröger. Man müsse aber erst einmal abwarten, wie gut das Angebot angenommen wird. „Die Erfahrungswerte von Facebook aus anderen Ländern sind positiv, für Deutschland möchte ich daraus aber noch keinen Schluss ziehen“, sagte der Heycar-CEO.

Im ersten Schritt kommt laut Kröger nur ein Bruchteil der bei Heycar inserierten Fahrzeuge dafür in Frage, auch auf dem Facebook-Marketplace angeboten zu werden. „Dafür müssen beispielsweise gute Bilder vorhanden sein.“ Man wolle nun erste Erfahrungen sammeln, ob und wenn ja welche Fahrzeuge bei den Nutzern des sozialen Netzwerks gefragt sind. Ein Versprechen in Richtung Handel gab Kröger auch noch ab: „Auch bei diesem Versuch können sich Händler sicher sein, gute Leads zu bekommen. Das ist für uns entscheidend. Die Qualität muss stimmen.“

Auch Facebook selbst teilte auf Nachfrage mit, dass man noch ganz am Anfang stehe. „Wir möchten den Facebook Marketplace für Autos so attraktiv gestalten, dass wir sowohl Händler als auch Privatverkäufer nachhaltig davon überzeugen können, Menschen in ihrer Umgebung zu erreichen, die sich für ihre Gebrauchtwagen-Angebote interessieren“, so Benjamin Keller, der bei Facebook den Automotive-Bereich verantwortet. Bereits jetzt würden Nutzer in Deutschland auf dem Marketplace nach Gebrauchtfahrzeugen suchen. „Das Ziel von Facebook ist es, mit führenden Unternehmen der Automobilindustrie zusammenzuarbeiten, um dieses Erlebnis für die Menschen zu verbessern“, so Keller weiter.

„Das Auto sucht sich den passenden Kunden“

Patrick Möltgen, Experte für digitalen Autohandel, rechnete im Gespräch mit »kfz-betrieb« durchaus mit guten Erfolgschancen für das Angebot. „Nach den positiven Erfahrungen aus anderen Ländern hatte ich schon länger damit gerechnet, dass Facebook damit auch in Deutschland aktiv wird.“ Er sehe darin einen sinnvollen zusätzlichen Online-Touchpoint für Händler zum Kunden.

Ein ähnliches Modell wie Facebook mit seinem Marketplace fährt Mobile.de bereits mit Ebay-Kleinanzeigen. Nach Möltgens Einschätzung denkt Facebook aber bereits einen Schritt weiter. „Heute ist es meistens ja noch so, dass der Kunde bei Mobile.de nach einem Auto sucht.“ Das soziale Netzwerk habe bei entsprechender Nachfrage aufgrund seiner Datenmacht langfristig durchaus die Chance, den Mechanismus umzudrehen. „Dann sucht nicht mehr der Kunde nach einem Auto, sondern das Auto nach dem passenden Kunden“, meinte Möltgen und spielte damit auf das gezielte Targeting an, das die großen US-Internetkonzerne besonders gut beherrschen.

In den kommenden Monaten wird sich zeigen, inwieweit Facebook auch hierzulande mit seinem Marketplace als Auto-Vermittlungsplattform erfolgreich sein kann. Das Netzwerk selbst ist davon überzeugt. Man reagiere auf den Wandel des Kaufverhaltens, teilte das Unternehmen mit. Fast alle Autokäufe würden heute bereits online beginnen, der Besuch eines Händlers sei inzwischen häufig nicht mehr der erste, sondern sogar der letzte Schritt.

Weltweit sind 2,3 Milliarden Menschen bei Facebook angemeldet, in Deutschland sind es dem Unternehmen zufolge mehr als 32 Millionen. Den Marketplace nutzen laut dem sozialen Netzwerk weltweit mehr als 800 Millionen Menschen, Zahlen zu Deutschland nennt Facebook nicht.

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