Getriebetechnik 2020: Mehr geht nicht
In der Getriebekonstruktion ist das Optimum an Wirkungsgrad und Spreizung beinahe erreicht. Neun- und Zehngangboxen könnten eine vorübergehende Erscheinung sein.
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Zwei Prozent. Oder 0,1 Liter bei einem Basisverbrauch von fünf Litern. So nah sind die Entwickler von Stufenautomatikgetrieben schon dran an der Effizienz eines idealen stufenlosen Getriebes, das den Motor immer mit der perfekt passenden Übersetzung bedient. „Es gibt nicht mehr viel Luft nach oben“, fasste Dr. Jürgen Greiner, Entwicklungsleiter Pkw-Antriebstechnik bei ZF, die Lage auf der VDI-Getriebetagung im Juni in Friedrichshafen zusammen. Haben wir heute also schon die perfekten Getriebe?
Wer die neuesten Schöpfungen von ZF betrachtet – die Achtgangautomatik für längs eingebaute Motoren und die Neungangbox für Quereinbau – der kommt nicht umhin, dem Friedrichshafener Unternehmen Respekt zu zollen: Es definiert den aktuellen Stand der Technik in Sachen Gangzahl, Spreizung und Schaltqualität. Umso schwerer ist es, dieses Entwicklungstempo zu halten. Die ganz großen Fortschritte, die beispielsweise vom 6-HP- zum 8-HP-Typ mit gleich sechs Prozent Verbrauchsreduzierung plus fünf Prozent Effekt durch die nun mögliche Start-Stopp-Funktion gemacht wurden, sind bis 2020 nicht mehr zu erwarten.
Denn kaum eine der klassischen Fahrzeugkomponenten hat sich in den letzten Jahren so weiterentwickelt wie das Automatikgetriebe. Selbstschalter sind heute nicht nur komfortabler, sondern machen das Auto auch spurtstärker und sparsamer als ein Handschaltgetriebe.
Das Bauprinzip ist seit Jahrzehnten unverändert
Dabei hat sich das Bauprinzip der Automatikboxen gar nicht so sehr verändert: Seit 1939 werden Drehmomentwandler mit nachgeschalteten Planetensätzen in großen Stückzahlen produziert. Und diesem Muster folgen die neuesten 8-HP- und 9-HP-Muster von ZF ebenso wie die nagelneue Neungangautomatik von Daimler, die das Unternehmen auf der Friedrichshafener Tagung vorstellte. Das Gleiche gilt für die Konkurrenzprodukte von Aisin und Jatco sowie die Kraftübertragungen von Autoherstellern wie General Motors, Ford, Daimler, Hyundai und Toyota, die ihre Getriebe selbst herstellen.
Jahrzehntelang reichten diesen Konstruktionen drei oder vier Gänge. Doch seit der Jahrtausendwende beschleunigte sich die Entwicklung rasant: Zehn Gänge sind schon angekündigt (Volkswagen und Hyundai), und Fachleute halten selbst zwölf Stufen für möglich.
Doch ist das auch sinnvoll? Werden wir 2020 im VW Golf bereits ein Zwölfganggetriebe finden? Mehrere Beiträge auf der Friedrichshafener Tagung ließen spüren, dass die Branche den Trend zu immer größeren Gangzahlen mittlerweile kritisch sieht.
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