ZDK-Geschäftsführerkonferenz Interessen des Kfz-Gewerbes auch in Krisenzeiten vertreten
Für das Kfz-Gewerbe ist die aktuelle Lage mehr als herausfordernd. Auch in Krisenzeiten muss es seine Interessen vertreten. Wie dabei der richtige Ton angeschlagen werden kann, war ein Thema der Frühjahrskonferenz des ZDK mit den Landesverbänden.
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Erstmals seit zwei Jahren fand die Frühjahrsgeschäftsführerkonferenz mit den Landes- und Fabrikatsverbänden wieder in Präsenz statt. In Bonn konnten die Teilnehmer wie zur Vor-Pandemie-Zeit ihre wichtigen Themen in direktem Austausch bearbeiten.
Neben den Jahresrechnungen und Haushaltsplänen standen die Agentursysteme auf der Tagesordnung, Betriebsvergleiche, die GVO, die Modernisierung des Kfz-Mechatronikers, die AÜK sowie ZDK-Kampagnen.
Vertriebssysteme und GVO
Aus den Reihen der Fabrikatsverbände berichtete Marc Voß als Geschäftsführer des Händlerverbands Citroën, Jaguar/Land Rover, Subaru über den aktuellen Stand. Stellantis habe beispielsweise seine Händlerverträge europaweit gekündigt. Gespräche liefen zunächst auf europäischer Ebene, dann auf nationaler. Bis Mail 2023 sollten Verträge vorliegen. In Belgien, den Niederlanden und Österreich setze Stellantis auf das Agentursystem.
Was Agentursysteme bedeuten und wie sie sich voneinander unterscheiden, erläuterte Antje Woltermann, Geschäftsführerin der Abteilung Betriebs-, Volkswirtschaft und Fabrikate. Es gebe das echte und das unechte System sowie Mischsysteme. Das echte sei gleichbedeutend mit dem Direktvertrieb. Bei der Einführung des unechten Agentursystems müsse der Hersteller die Leitlinien der Gruppenfreistellungsverordnung (GVO) beachten, die derzeit von der EU-Kommission vorbereitet werden. Und die habe laut Woltermann die Sorgen der Kfz-Händler vor Augen und bereits Signale gesendet, diese auch zu berücksichtigen.
Um sich gegen mögliche Verstöße der Hersteller gegen die Vorgaben der EU zu wehren, stehen laut Woltermann und ZDK-Hauptgeschäftsführer Axel Koblitz dem Kfz-Gewerbe zukünftig durchaus Wege offen: Die Händler können sich über ihre Verbände an den ZDK wenden, der entweder über das Bundeskartellamt oder direkt auf EU-Ebene die Verstöße melden kann. Einfluss darauf, wie die Hersteller ihre Vertriebssysteme gestalten, habe der Zentralverband allerdings kaum, das sei Sache der Hersteller bzw. Importeure.
Zunächst müsse aber abgewartet werden, wie die EU-Kommission die Leitlinien zur neuen GVO (Vertikal und Kfz) formulieren werde, so Woltermann. Sie rechnet nach Ostern mit der Bekanntgabe der Leitlinien zur Vertikal-GVO. Ihre Formulierungen zur Kfz-GVO will sie in Brüssel im Juni vorstellen und ihre Evaluation dazu starten. Dann werde sich das Kfz-Gewerbe dazu positionieren und gegebenenfalls Forderungen stellen.
Erfassung der Stundenverrechnungsätze
Um auch zukünftig den Mitgliedsbetrieben Informationen zu den aktuellen Stundenverrechnungssätzen geben zu können, möchte der ZDK seine bisherige Abfrage vereinfachen. Laut Ellen Schmidt, Referentin aus der Abteilung Betriebs-, Volkswirtschaft und Fabrikate, sank die Zahl der Rückmeldungen aus den Betrieben in den vergangenen Jahren.
Die Aussagen zu den Stundenverrechnungsätzen wurden dadurch schwieriger, obgleich die Nachfrage der Betriebe danach hoch sei. Bei der kommenden Abfrage werde deshalb nur nach dem Verrechnungssatz gefragt. Der soll aber um die Kategorie Hochvoltarbeiten ergänzt werden. Koblitz appellierte an die Vertreter der Landesverbände, bei ihren Mitgliedern für die Teilnahme an der Umfrage zu werben.
Modernisierung des Kfz-Mechatronikers
Über den aktuellen Stand, wie der Ausbildungsberuf zum Kfz-Mechatroniker an die künftigen Anforderungen angepasst werden kann, informierte Birgit Behrens, Geschäftsführerin der Abteilung Berufsbildung. Seit vergangenem Herbst laufen Gespräche darüber, wie der Kfz-Mechatroniker modernisiert werden kann. Zuletzt wurde er 2005 angepasst.
Dabei stehen die Dauer der Ausbildung, der Berufsname und die Fachqualifikationen auf dem Prüfstand. In diesen Prozess eingebunden werden auch ehemalige Azubis. Außerdem lohne sich ein Blick auf die Schweiz, so Behrens, die ihren Kfz-Mechatroniker aktuell ebenfalls anpassen wolle. Einig waren sich die Teilnehmer der Frühjahrskonferenz, dass notwendige Spezialisierungen zu den neuen Antriebsarten zukünftig modulartig erfolgen sollen, auch um eine Verlängerung der Ausbildungszeit zu vermeiden.
AÜK kommt allen Unkenrufen zum Trotz
Viel Lob gab es für Werner Steber, Geschäftsführer der Abteilung Werkstätten und Technik. Er informierte über den aktuellen Stand der AÜK. Die letzten Witness-Audits seien fast alle erfolgt und positiv verlaufen. „Inzwischen sieht man, dass das System an der Basis angekommen und etabliert ist“, lobte Steber und dankte den Vertretern der Landesverbände für deren „großartige Unterstützung“. Mit der AÜK habe das Kfz-Gewerbe allen Unkenrufen zum Trotz Europas größte Inspektionsstelle schaffen können.
Die Aktivitäten des ZDK zu nicht fossilen Kraftstoffen stellte Ulrich Köster, ZDK-Geschäftsführer der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, vor. Wenn alle Autos in Deutschland anstelle des normalen Kraftstoffs mit E10 betankt würden, ließen sich die CO2-Emissionen um drei bis vier Prozent senken. Das müsse weiter kommuniziert werden.
E-Fuels und E10
Diese Beimischung sei inzwischen für nahezu alle Benzinmotoren geeignet. Zudem sei E10 deutlich günstiger als der normale Kraftstoff. Die Möglichkeit, nicht fossile Kraftstoffe beimischen zu können, biete außerdem dem Verbrennungsmotor eine Perspektive. Außer für E10 solle sich das Kfz-Gewerbe auch stärker für die Verwendung von synthetischen Kraftstoffen in den Autotanks positionieren.
Der Meinung waren nicht alle Vertreter der Landesverbände. Einige äußerten die Sorge, dass der jetzige Zeitpunkt vor dem Hintergrund der Energiekrise und des Ukraine-Kriegs nicht opportun sei, für Biokraftstoffe zu werben. Auch die Frage, ob E-Fuels in Autotanks überhaupt zukunftsfähig seien, wurde gestellt. Schließlich hätten die Hersteller sich mehrheitlich bereits vom Verbrenner verabschiedet.
Ungeachtet der aktuellen Krisensituation müsse das Kfz-Gewerbe auch weiterhin seine Interessen vertreten, verteidigte Köster seine Position. Die Kritik, das Thema der Antriebsform allein den Autoherstellern zu überlassen, teilte auch Koblitz nicht: „Wir müssen uns auch um den Bestand kümmern und Lösungen dafür finden.“ E-Fuels böten zumindest mittelfristig eine Perspektive.
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