Dreiste Diebe klauen an Automobilen auch das, was eigentlich niet- und nagelfest ist. Immer öfter auch Katalysatoren. In wenigen Minuten verdienen sie bis zu 1.000 Euro und verursachen Schäden in Millionenhöhe. Was Fahrzeugbesitzer dagegen tun können und was Werkstätten beim Handel mit gebrauchten Kats wissen sollten.
Auch hierzulande greift der Diebstahl von Autokatalysatoren immer mehr um sich. In den USA und in England wehren sich Fahrzeugbesitzer mit massiven Antiklau-Vorrichtungen dagegen.
(Bild: dealerautomotive)
„Da muss ne alte Frau lange für stricken!“. Wer kennt ihn nicht, den flotten Spruch, wenn man zum Ausdruck bringen möchte, dass etwas ganz schön teuer ist. Doch was ist schon teuer? „Na Rauschgift zum Beispiel!“, könnte der eine oder andere berichten. Stimmt: Ein einziges Gramm Heroin schlägt mit circa 50 Euro zu Buche. „Pah!“, argumentiert ein anderer: „Ein Edelmetall wie Gold, das ist teuer!“. Stimmt auch: Ein Gramm des beliebten Schmuckmetalls erleichtert seinen Käufer um rund 55 Euro. „Alles Pillepalle! Ein Gramm Rhodium kostet das Zehnfache von Gold!“, wirft da der in den Ring, der sich mit Elementen der sogenannten Platin-Metallgruppe (PMG) befasst – egal ob legal oder illegal.
Wie, was, illegal? Und was hat das alles mit Automobilen zu tun? Sehr viel! Schließlich steckt unter jedem deutschen Benziner, der in den letzten 33 Jahren zugelassen wurde, mindestens ein Katalysator. Und genau der enthält diverse Metalle besagter PMG. Jede Menge? Nein, das nun nicht. Meist sind die drei Edelmetalle Platin, Palladium und Rhodium im einstelligen Grammbereich vertreten. Das heißt aber auch mit Blick auf die Grafik „Preise“ (siehe Bildergalerie): Der Wert der Metalle, die in einem Katalysator stecken, erreicht durchaus vierstellige Dimensionen. Und das wiederum bedeutet: Für einen alten Kat bekommt man locker etliche Hundert Euro.
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Dreiste Diebe klauen an Automobilen auch das, was eigentlich niet- und nagelfest ist. Immer öfter auch Katalysatoren. In wenigen Minuten verdienen sie bis zu 1.000 Euro und verursachen Schäden in Millionenhöhe. Was Fahrzeugbesitzer dagegen tun können und was Werkstätten beim Handel mit gebrauchten Kats wissen sollten.
Auch hierzulande greift der Diebstahl von Autokatalysatoren immer mehr um sich. In den USA und in England wehren sich Fahrzeugbesitzer mit massiven Antiklau-Vorrichtungen dagegen.
(Bild: dealerautomotive)
„Da muss ne alte Frau lange für stricken!“. Wer kennt ihn nicht, den flotten Spruch, wenn man zum Ausdruck bringen möchte, dass etwas ganz schön teuer ist. Doch was ist schon teuer? „Na Rauschgift zum Beispiel!“, könnte der eine oder andere berichten. Stimmt: Ein einziges Gramm Heroin schlägt mit circa 50 Euro zu Buche. „Pah!“, argumentiert ein anderer: „Ein Edelmetall wie Gold, das ist teuer!“. Stimmt auch: Ein Gramm des beliebten Schmuckmetalls erleichtert seinen Käufer um rund 55 Euro. „Alles Pillepalle! Ein Gramm Rhodium kostet das Zehnfache von Gold!“, wirft da der in den Ring, der sich mit Elementen der sogenannten Platin-Metallgruppe (PMG) befasst – egal ob legal oder illegal.
Wie, was, illegal? Und was hat das alles mit Automobilen zu tun? Sehr viel! Schließlich steckt unter jedem deutschen Benziner, der in den letzten 33 Jahren zugelassen wurde, mindestens ein Katalysator. Und genau der enthält diverse Metalle besagter PMG. Jede Menge? Nein, das nun nicht. Meist sind die drei Edelmetalle Platin, Palladium und Rhodium im einstelligen Grammbereich vertreten. Das heißt aber auch mit Blick auf die Grafik „Preise“ (siehe Bildergalerie): Der Wert der Metalle, die in einem Katalysator stecken, erreicht durchaus vierstellige Dimensionen. Und das wiederum bedeutet: Für einen alten Kat bekommt man locker etliche Hundert Euro.
Und die verdient sich eine wachsende Anzahl an Personen gerne mal hinzu. Nicht nur anständige Bürger, die ihre ausgebauten Kats an spezielle Aufkäufer verticken, beispielsweise dann, wenn der Wagen den Weg ins automobile Jenseits angetreten hat. Nein, es ist vielmehr ein Kreis an Personen, die eindeutig dem kriminellen Milieu zuzuordnen sind, die ein sehr stark wachsendes Interesse an Kats haben. Und die beschaffen sie sich nicht etwa in Werkstätten oder auf Autofriedhöfen. Nein, die schneiden sie quasi dem lebenden Objekt aus den Rippen.
Immer öfter werden am Straßenrand und auf Parkplätzen abgestellte Fahrzeuge Opfer von Kat-Diebstählen – bzw. deren Besitzer. In wenigen Minuten ist alles geschehen: Ein kleiner Rangierwagenheber sorgt für die benötigte „Arbeitshöhe“, und mittels Akku-Flex oder -Fuchsschwanz – bzw. Kettenrohrschneider, wenn es leise vonstattengehen soll – ist der am Autounterboden liegende Kat im Handumdrehen entfernt. Ein Phänomen, das auch hierzulande immer öfter in Erscheinung tritt.
Großes Thema in den USA und England
In den USA ist Kat-Diebstahl bereits eine flächendeckende Seuche, die in den letzten gut zwei Jahren richtig Fahrt aufgenommen hat. Ein Grund dafür liegt sicher im US-amerikanischen Fahrzeugmarkt. Denn anders als bei uns erübrigt sich für Kat-Diebe im Fall SUV und Pick-up das Aufbocken des Vehikels und das beengte Hantieren am Unterboden. Hier ist der Abgaswandler nicht selten schneller extrahiert, als es dauert, die eigene Nationalhymne abzuspielen. Außerdem: US-Dickschiffe verfügen stets über V6- und V8-Motoren und die wiederum fast immer über zwei Abgasstränge mit zwei Kats – ein Opfer, doppelte Beute. So explodierte beispielsweise in der Region San Diego die Zahl von Kat-Diebstählen im Dezember 2021 gegenüber dem Vorjahr mit 423 Prozent geradezu.
Doch nicht nur jenseits des Atlantiks werden immer mehr Autofahrer Opfer skrupelloser Kat-Diebe. Eine europäische Hochburg diesbezüglich ist England, allen voran der Großraum London. Mehr als 15.000 Mal schlugen die Täter hier bislang zu. Und das sind nur die offiziellen Zahlen. Die Dunkelziffer dürfte deutlich darüber liegen. Schließlich erfasst die Polizei derartige Diebstähle nicht zentral, das heißt landesweit. Dennoch: In den vergangen zwei Jahren sind diese in Großbritannien um das Fünffache angestiegen, weiß die Zürich Versicherung zu berichten. Dabei meldet nicht jeder Fahrzeughalter den Schaden seinem Versicherer – bei einer hohen drei- oder gar vierstelligen Selbstbeteiligung kein Wunder.