Kfz-Gewerbe Baden-Württemberg prognostiziert Rückgang des Pkw-Marktes um fünf Prozent
Anbieter zum Thema
Zwar sei die allgemeine Stimmung gegenüber der Automobilbranche sehr negativ gewesen, das Kfz-Gewerbe in Baden-Württemberg konnte seinen Umsatz 2019 dennoch um knapp sieben Prozent steigern. Die Umsatzrendite schwächelte jedoch.

„Das Auto hat trotz allem Gegenwind bis hin zur Verteufelung als Umweltmonster seine Stellung als Mobilitätsmittel Nummer Eins gehalten und sogar ausgebaut“, fasste Michael Ziegler, Präsident des Kfz-Gewerbe Baden-Württemberg, am Dienstag in Stuttgart das vergangene Jahr zusammen und legte die Zahlen für 2019 vor. Vor allem der Neuwagenverkauf bescherte den Autohäusern ein Umsatzplus von mehr als 14 Prozent auf rund elf Milliarden Euro. Der Gebrauchtwagenhandel florierte ebenfalls und ergab ein Plus von 6,2 Prozent auf rund 9,4 Milliarden Euro. Zuwächse verzeichnete das Land auch für die Lkw-Sparte mit 7,1 Prozent bei den Neufahrzeugen und etwa 6,6 Prozent bei den Gebrauchten. Insgesamt lag der Umsatz des Kraftfahrzeuggewerbes bei 26,1 Milliarden Euro und damit mit gut 1,6 Milliarden Euro Zuwachs bei einem Plus von 6,7 Prozent. „Umsatz ist aber nicht Gewinn“, stellte Michael Ziegler klar. „Die Umsatzrendite liegt weiter im Schnitt bei 1,3 Prozent.“
Ordentliche Einbußen musste im letzten Jahr das Werkstattgeschäft hinnehmen. Ähnlich wie die bundesweiten Zahlen für die Branche belegen, brachten auch in Baden-Württemberg die Kunden ihre Fahrzeuge 2019 deutlich seltener in die Werkstatt. Um 8,7 Prozent sank der Umsatz im Servicegeschäft auf rund vier Milliarden Euro. Als Grund nannte Ziegler insbesondere die hohe Fahrzeugqualität heute. Reparaturen fielen seltener an und die Wartungsintervalle werden größer. Dieser Trend, so prognostizierte Ziegler, werde sich fortsetzen, auch weil der Anteil der elektrisch angetriebenen Fahrzeuge steige und ihr Wartungsbedarf deutlich geringer sei.
Technologieoffene Lösungen gefordert
Trotz dieser Einbrüche im Werkstattgeschäft falle das Autojahr 2019 „dennoch besser als zufriedenstellend aus“, sagte Ziegler. Er forderte vor allem die Politik auf, das Auto nicht weiter „zum Buhmann des Klimaschutzes zu machen“ und den „Feldzug gegen die Branche“ zu stoppen. Statt diese mit Verboten und Beschränkungen zu belegen, sollte die Politik technologieoffene Lösungen und nicht nur einseitig die E-Mobilität fördern. Durch die Förderung schadstoffoptimierter Verbrennungsmotoren und den Ausbau der Hybridtechnologie könnten die Anforderungen des Klimaschutzes kurzfristig erfüllt werden.
Staatliche Förderprogramme seien für die Branche notwendig. Allein der Anschub der E-Mobilität durch den Umweltbonus reiche nicht aus. Die Investitionskosten der Betriebe für die Elektrifizierung seien nicht zu erwirtschaften. Zudem sehe der Kunde diese Antriebsart nach wie vor kritisch. Die E-Mobilität allein zu fördern hält Ziegler für „betriebswirtschaftlichen Nonsens“ und fordert die Politik auf Handel und das Gewerbe als entscheidende Schnittstelle zum Kunden mit in den Fokus zu nehmen. Denn: „Ohne den Handel wird die Elektromobilität kein Erfolg werden.“
Um die Klimaziele zu erreichen, müsste die Politik mehrere Wege gehen und die Branche mitnehmen. Als schnellste wirksame Maßnahme zur Luftverbesserung sei ein flächendeckendes Nachrüstprogramm von Euro-5-Dieseln nötig. Die Forderung nach mehr Klimaschutz und schadstoffarmer Luft trage die Branche mit.
Ziegler rechnet für 2020 mit Umsatzrückgang
Für das laufende Jahr rechnet Ziegler mit einem Umsatzrückgang – allein der Verkauf von Neuwagen werde um fünf Prozent sinken. „Das wäre etwas moderater als die Prognose für den Bund. Wenn wir dieses Ziel erreichen könnten, wäre das ein großer Erfolg“, meinte Ziegler.
Mit seinen derzeit 4.125 Betrieben (Vorjahr 4.206) und 52.200 Beschäftigten (Vorjahr 52.800) sei das baden-württembergische Kraftfahrzeuggewerbe jedoch insgesamt allen Anforderungen technisch wie personell gewachsen.
(ID:46393515)