Mercedes-Verband fordert administrative Entlastungen

Autor / Redakteur: Birgit Hiemann / Stephan Richter

Bei ihrer Tagung beklagten die Mercedes-Benz-Vermittler und -Servicepartner ineffiziente Arbeitsabläufe und eine mögliche Werkstattssteuerung seitens des Herstellers.

Anbieter zum Thema

VVMB-Vorsitzender Thomas Bartmann kritisiert den hohen administrativen Aufwand in den Betrieben.
VVMB-Vorsitzender Thomas Bartmann kritisiert den hohen administrativen Aufwand in den Betrieben.
(Foto: Christo Libuda, VVMB)

2012 war ein durchwachsenes Jahr für die 403 Mitglieder des Verbands der Vermittler und Servicepartner für Mercedes-Benz (VVMB). Erfolgreich einerseits, weil sie im Vergleich zum Vorjahr rund 2.400 Neuwagen mehr vermitteln konnten und auch der Verkauf junger Gebrauchtfahrzeuge über die konzerneigene „Drehscheibe“ gut florierte. Die Autohäuser wickelten 26 Prozent des gesamten deutschen Mercedes-Benz-Jungwagengeschäftes ab.

Nicht so erfolgreich andererseits wegen rückläufiger Gesamtergebnisse und durchschnittlichen Renditen der Unternehmen zwischen 2,5 und 3 Prozent bezogen auf Neuwagenvermittlungsprovision, Service- und Gebrauchtwagenumsätze. Zu ineffizient sind die Arbeitsabläufe in den Betrieben, zu hoch die Personalkosten, lautete ein Fazit der rund 400 Teilnehmer auf der turnusmäßigen Mercedes-Benz-Servicepartner-Tagung in Berlin. Auch in diesem Jahr rechnet der Verband mit sinkenden Zahlen.

Bildergalerie
Bildergalerie mit 5 Bildern

Nicht der Big Point soll zum Erfolg führen, sondern viele Detaillösungen, die die Prozesse optimieren, das Servicegeschäft damit stabilisieren und die Kunden möglichst ein Autoleben lang an die Unternehmen binden sollen. Der Appell geht vor allem an den Hersteller, administrative Aufgaben wie die Abwicklung von Garantie- und Kulanzarbeiten oder das Ausfüllen von Werkstattaufträgen und Diagnoseblättern auf das Wesentliche zu beschränken. Vorstandsvorsitzender Thomas Bartmann: „Wir brauchen immer mehr unproduktive Mitarbeiter und können immer weniger Monteure beschäftigen.“ Ein Trend, der schnellstens umgekehrt werden muss.

Dienstleistungen sollen die Autohäuser entlasten – wie die Lageroptimierung, die die Mercedes-Benz-Autohausberatung auf der zeitgleich organisierten Infobörse vorstellte. „Damit lässt sich ein Drittel der Kosten sparen“, erklärt Christoph Fincken vom Mercedes-Benz Vertrieb Deutschland (MBVD). Dazu müssten die Mercedes-Partner ihre Regalanlagen umbauen, Teile neu sortierten und ihr Sortiment auf die gängigen Teile verkleinern.

VVMB wehrt sich gegen ein gesteuertes Werkstattgeschäft

Arbeitserleichterung verspricht Mercedes-Benz auch durch die flächendeckende Einführung der Aftersales-Plattform Xentry. Holger Suffel, Vice President und Head of Global Service & Parts Operations Mercedes-Benz, Smart, Vans and Trucks, erläuterte, dass Xentry den Zugriff auf Aftersales-Informationen, Diagnose-Systeme und Prozessbeschreibungen verbessere. Viele Partner befürchten allerdings, dass der Hersteller das Werkstattgeschäft aufgrund der zunehmenden Vernetzung durch solche Systeme stärker steuern werde. „Der VVMB wird sich gegebenenfalls mit aller Kraft gegen Lenkungsansätze zulasten seiner Mitglieder einsetzen“, versicherte VVMB-Geschäftsführer Holger Thon gegenüber »kfz-betrieb ONLINE«.

Anfragen gab es ebenso zu Überlegungen der Stuttgarter, das Teilegeschäft direkt mit Freien Werkstätten zu tätigen, statt es freien Teileanbietern zu überlassen. Befürchtungen, dass dieses Geschäft an den Servicepartnern vorbeigehen könnte, räumte Thon aus: „Derartige Teilegeschäfte sollen mit Zusage des MBVD immer über die Retailorganisationen laufen.“

Geschäftspotenzial sehen die Verbandsmitglieder vor allem im Gebrauchtwagenservice. „Es kann nicht unser Anspruch sein, dass die gute Betreuungsquote ab dem fünften Jahr nach dem Neuwagenkauf drastisch sinkt“, sagte Bartmann. Der Kundenabwanderung zu Freien Werkstätten wollen die Vertragspartner verstärkt mit neuen Serviceangeboten, zeitwertgerechten Reparaturen und Anschlussgarantien begegnen.

Kooperation mit der Santander-Bank trifft auf Zuspruch

Beifall spendeten die Tagungsteilnehmer der Allianz des VVMB mit der Santander Consumer Bank. Deren Angebot richtet sich an Betriebe, die bislang nicht vom „Junge-Sterne“-Programm profitieren konnten. Das Marketinginstrument des Herstellers setzen derzeit nur knapp 20 Prozent der Partner um, weil bestimmte Mindestverkaufsmengen realisiert werden müssen. Viele kleine Unternehmen in kleinen Städten gehen leer aus. Die Leistung der Santander Consumer Bank soll diese Lücke im Bereich der Finanzierungskonditionen schließen.

Über 100 Händler haben bereits Interesse angemeldet und können demnächst ihren Kunden eine Finanzierung zu demselben effektiven Jahreszins wie die Mercedes-Bank ohne Subvention durch das Autohaus anbieten.

(ID:38465710)