Michelin Pilot Sport 4 S: Mit Vollgas durch Kaliforniens Wüste
Im Frühjahr bringt Michelin einen neuen Reifen für Supersportwagen auf den Markt. Für einen letzten Härtetest ließ der Hersteller die internationale Motorpresse mit verschiedenen Hochleistungs-Boliden unter anderem durch den Joshua Tree National Park jagen.
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BMW M4, Audi R8, Ferrari 488, Porsche 911 GT3 – die Zielgruppe von Michelins neuem Ultra-High-Performance-Reifen Pilot Sport 4 S ist klar abgesteckt. Der Pneu ist nichts für die breite Masse, vielmehr soll er echten PS-Schleudern zu kürzeren Bremswegen, höherer Laufleistung, aber auch schnelleren Rundenzeiten verhelfen. Bevor der Nachfolger des Michelin Pilot Super Sport im Frühjahr auf den Markt kommt, machte sich die internationale Motorpresse einen Eindruck vom neuen Reifen.
Die Eckdaten für diesen letzten Härtetest: Ein Tag in Kalifornien, morgens mit Audi R8, Mercedes C63 AMG und Ferrari California durch den Joshua Tree National Park, nachmittags dann mit BMW M2, M3 und M4 auf die Rennstrecke und einen Handling-Kurs. Die Umweltbilanz des Trips in einer Schulnote ausgedrückt? Glatte Sechs. Aber ein Reifen für extreme Autos will eben unter extremen Bedingungen getestet werden. Und die Natur gab sich dafür alle Mühe: Neben Sonne gab es auch Regen und Schnee – beides den Einheimischen zufolge äußerst seltene Schauspiele in Kaliforniens Wüste.
Um solche Bedingungen in den Griff zu bekommen, vertrauen die Franzosen auf unterschiedliche Gummimischungen auf der Innen- und Außenseite der Lauffläche. Im Trockenen setzt Michelin auf eine Elastomer-Mischung auf der Außenseite des Reifens. Kommen Regen oder Schnee ins Spiel, soll eine Mischung aus Elastomeren und Silika auf der Reifeninnenseite maximale Kontrolle gewährleisten. Um Aquaplaning vorzubeugen, haben die Franzosen zudem einige breite und tiefe Längsrillen ins Profil eingearbeitet.
Im Brems- und Handling-Test des TÜV Süd aus dem Sommer 2016 kam das gut an, die Franzosen setzten sich gegen die Konkurrenz bestehend aus Continental Sport Contact 6, Bridgestone Potenza S001, Dunlop Sport Maxx RT 2, Goodyear Eagle F1 Asymmetric 3 und Pirelli P Zero Nero GT durch. Beim Vergleich zwischen Michelin und Continental in Kalifornien reagierte der Testwagen, ein 2er BMW, mit dem französischen Produkt tatsächlich mit weniger Untersteuern auf flotte scharfe Kurven als mit Continental-Ausstattung. Auch der Bremsweg des Franzosen fiel kürzer aus, wenn auch nur äußerst knapp: Bei einer Vollbremsung aus rund 170 Stundenkilometern kam der BMW mit Michelin-Reifen nach 115,1 Metern zum Stehen, mit Continental-Pneus nach 116,2 Metern.
Eine hohe Lenkpräzision soll beim Pilot Sport 4 S eine Hybrid-Gürtellage aus Aramid und Nylon sicherstellen. Aramid-Fasern sind äußerst widerstandsfähig und reduzieren Michelin zufolge das „Wachsen des Reifens“ bei hohen Geschwindigkeiten – Formänderungen durch die großen Zentrifugalkräfte am rotierenden Pneu – auf ein Minimum. So soll die Kontaktfläche zur Fahrbahn weitestgehend konstant bleiben.
Ein weiteres Michelin-Versprechen – die hohe Laufleistung – ließ sich in Kalifornien aus Zeitgründen nicht überprüfen. In einem Dekra-Test mit denselben Konkurrenten wie im TÜV-Test schnitt der französische Pneu zwar am besten ab, ein belastbares Bild können aber wohl erst weitere Vergleiche liefern.
Profil mit geringem Negativanteil
Zum passenden Reifen für Supersportler soll der Pilot Sport 4 S auch durch einen geringen Negativanteil des Profils werden. Dieser liegt bei bei 23,9 Prozent, beim Pilot Super Sport waren es noch 25,4 Prozent. Alle Ausführungen des neuen Reifens verfügen über den Geschwindigkeitsindex ZR (Y), der Höchstgeschwindigkeiten über 300 km/h angibt. In seinen Topvarianten 275/30 ZR 19 (96 Y) EL und 345/30 ZR 19 (106 Y) soll der Pilot Sport 4 S sogar Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 400 Stundenkilometern problemlos meistern. Zweifel daran kamen beim Selbsttest nicht auf, sowohl im Nationalpark als auch auf der Rennstrecke meisterte der Reifen hohe Geschwindigkeiten mühelos.
Zum Marktstart bringt Michelin den Pilot Sport 4 S in 44 Varianten in 19 und 20 Zoll nach Deutschland. Der Labelwert für den Nassgrip ist je nach Ausführung „A“ oder „B“, der für den Rollwiderstand „C“ oder „E“. Größere Pneus mit 21 und 22 Zoll verspricht Michelin für 2018. Im ersten Jahr will der Hersteller weltweit mindestens 500.000 Reifen verkaufen. Hauptabsatzmärkte sind dabei die USA und Europa mit einem Absatz-Anteil von je rund 40 Prozent.
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