Nio ES6: Die Chinesen-Offensive rollt

Autor / Redakteur: sp-x / Andreas Wehner

Nur fünf Jahre nach der Gründung schickt Nio schon sein zweites Serienmodell auf die Straße: Mit dem ES6 wappnet sich das Start-Up aus Shanghai auch für den Wettbewerb mit Mercedes EQC und Audi E-Tron. Dass der vorerst nur in China ausgetragen wird, hat mit dem Auto am allerwenigsten zu tun.

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Der junge Elektroautobauer Nio bringt sein zweites Modell ES6 an den Start – zumindest in China.
Der junge Elektroautobauer Nio bringt sein zweites Modell ES6 an den Start – zumindest in China.
(Bild: Wehner/»kfz-betrieb«)

Was Tesla kann, kann Nio schon lange. Zwar läuft bei dem Start-up aus China auch nicht alles rund, die Finanzdecke ist gefährlich dünn geworden und der Zeitplan ein wenig ins Wanken geraten. Doch zumindest die Produktoffensive rollt. Der ES6 als zweites Serienmodell steht in den Startlöchern - gerade noch rechtzeitig für das Rennen mit den deutschen Konkurrenten Audi E-Tron und Mercedes EQC, die ebenfalls noch in diesem Jahr ihren Weg nach China finden und sich auf dem mit Abstand größten und wichtigsten Markt für Akku Autos behaupten sollen.

Mit dem ES6 werden die Stars unter den deutschen Stromern beim Auswärtsspiel einen starken Gegner haben. Denn der 4,85 Meter lange Geländewagen sieht nicht nur gut aus und ist augenscheinlich sehr ordentlich verarbeitet – obwohl er trotz weitaus besserer Ausstattung mit Luftfederung, Head-Up-Display oder automatischer Abstandsregelung bei einem Grundpreis von 358.000 RMB oder umgerechnet 47.500 Euro mehr als ein Viertel billiger ist.

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Vor allem fährt er sehr ordentlich. Seine beiden E-Motoren leisten im besten Fall 400 kW/544 PS und 725 Nm. Sie katapultieren den Wagen trotz seiner 2,3 Tonnen in 4,7 Sekunden auf Tempo 100 und wo Mercedes oder Audi bei 180 Sachen Schluss machen, lässt Nio dem ES6 Auslauf bis Tempo 200. Zwar ist der Nio gemütlicher abgestimmt, als man es für einen Geländewagen erwarten würde, der im Geiste auch mit AMG & Co konkurriert. Doch weil Nio seinen Einstand mit dem Rundenrekord auf der Nordschleife gegeben hat, muss sich auch der ES6 auf der Rennstrecke behaupten und macht seine Sache dort überraschend gut: Ein bisschen Feintuning auf dem Weg nach Westen, und der ES6 schlägt sich auch beim Sport nicht viel schlechter als die übergewichtigen Power-SUV aus Affalterbach oder Garching.

430 Kilometer Reichweite, gegen Aufpreis sogar mehr

Die Energie für dieses Engagement liefert ein Lithium-Ionen-Akku von 70 kWh, der für 430 Kilometer reichen soll. Wer 6.600 Euro mehr bezahlt, bekommt noch einmal 14 kWh extra und kann 80 Kilometer weiter fahren. Auch das passt ins Konkurrenzumfeld.

Während der ES6 mit E-Tron und EQC bei Antrieb und Akkus gleichauf ist, sind die Chinesen den deutschen in einigen Punkten sogar voraus: Nicht nur, dass er neben dem winzigen Display hinter dem Lenkrad einen riesigen Touchscreen in der Mittelkonsole hat und dass einem aus dem Armaturenbrett ein kleiner Kamerad anblinzelt, der als „Nomi“ dem digitalen Sprach- und Bediensystem im Stil von Siri & Co buchstäblich ein Gesicht gibt.

Über die Spielereien für die Digital Natives hinaus gibt es ein paar echt praktische Details, die bei uns noch nicht einmal ein Maybach zu bieten hat: So ist die seitlich offene Mittelkonsole groß genug, dass darin die Handtasche oder die High Heels der Beifahrerin verschwinden. Der Schminkspiegel hat mehr Format als in einer Garderobe am Filmset in Hollywood.

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