Nürnbergs neues Porsche-Zentrum ist bereit

Autor / Redakteur: Wolfgang Michel / Andreas Grimm, Andreas Grimm

Mit der Einführung des Macan geht das Porsche-Zentrum Nürnberg-Fürth-Erlangen an den Start. Damit endet für Inhaber Michael Eidenmüller ein langer Kampf mit der Stadt Nürnberg und Porsche.

Im Norden Nürnbergs eröffnet die Auto-Scholz-Gruppe dieser Tage das Porsche-Zentrum Nürnberg-Fürth-Erlangen.
Im Norden Nürnbergs eröffnet die Auto-Scholz-Gruppe dieser Tage das Porsche-Zentrum Nürnberg-Fürth-Erlangen.
(Foto: Michel)

Insgesamt zehn Jahre hat Michael Eidenmüller für sein neues Porsche-Zentrum Nürnberg-Fürth-Erlangen gekämpft – mit neun Grundstückeigentümern, der Stadt Nürnberg und kommunalen Behörden sowie dem Zuffenhausener Sportwagenhersteller. Allein drei Jahre lang hat Eidenmüller über 60 Grundstücke für sein Neubauprojekt geprüft. Nürnberg bewegte sich erst, als Eidenmüller damit drohte, sein neues Porsche-Zentrum in Fürth zu bauen.

„Eine sehr gute Lage ist die Basis für den wirtschaftlichen Erfolg eines Autohauses“, sagt der heute mit dem Standort sichtlich zufriedene Inhaber der Auto-Scholz-Gruppe. Die Kreuzung vor dem Betrieb führt direkt zum Nürnberger Flughafen und zählt täglich 63.000 Fahrzeugbewegungen. Somit dürfte jetzt nicht nur Michael Eidenmüller stolz auf das modernste und größte Porsche-Handelshaus eines selbstständigen Autohaus-Unternehmens in Süddeutschland sein – sondern auch die Stadt Nürnberg und Porsche Deutschland.

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12,8 Millionen Euro investierte der Bamberger Mehrmarkenhändler dafür. Der Grundstückserwerb war sehr teuer und zudem langwierig und aufwendig. Eidenmüller musste über viele Jahre hinweg die Stadt Nürnberg sowie neun Grundstückseigentümer von seinen Neubauplänen überzeugen. Nun wird es weitere 25 Jahre dauern, bis die Schulden getilgt sind. „Es gibt weder einen Baukosten- noch einen Werbekostenzuschuss seitens Porsche“, sagte Eidenmüller im Rahmen eines Pressegesprächs.

Gefragt nach seiner Motivation für den langwierigen Kampf und die hohe Investition sagt er: „Es ist etwas ganz Besonderes, Porsche zu verkaufen!“ Natürlich müsse sich nun der Betrieb wie geplant entwickeln und das Autohaus die entsprechenden Stückzahlen an Neu- und Gebrauchtwagen erreichen.

Ehrgeizige Absatzpläne

Rund 40 Neufahrzeuge präsentiert das Porsche-Zentrum Nürnberg-Fürth-Erlangen künftig im neuen Ausstellungsraum. Am alten Nürnberger Standort verkaufte das Autohaus bisher rund 200 Neuwagen im Jahr, am neuen Standort sollen es rund 300 Neuwagen werden. Langfristig sind jährlich sogar 400 Neuwagen und eben so viele Gebrauchtwagen geplant. 1.250 aktive Kunden betreut das Porsche-Zentrum derzeit.

Der neue Macan soll für viele neue Porsche-Kunden sorgen. Jedoch ist das „kleine“ Porsche-SUV nicht nur in Nürnberg nahezu ausverkauft, sondern in ganz Deutschland – und das schon vor der Präsentation der fünften Porsche-Baureihe am kommenden Wochenende im Handel. „Bei einigen Modellvarianten sind wir mit den Lieferzeiten bereits im zweiten Quartal 2015“, sagt Jürgen Niemuth. „Auto-Scholz verkauft den Macan gänzlich ohne Rabatt. Der Kunde erhält lediglich einen Zubehör-Wertgutschein von 1.000 Euro“, stellt der Geschäftsführer des Porsche-Zentrum Nürnberg fest. Denn selbst Porsche-Kunden erwarteten heute eine solche Geste bzw. ein „kleines Geschenk“.

Ein „grünes“ Autohaus

Vor der Bauphase musste das Porsche Zentrum Nürnberg-Fürth-Erlagen viele Hürden nehmen. Dafür entstand das Autohaus dank des milden Winters in einer Rekordzeit von nur sieben Monaten. Und auch wenn derzeit noch der letzte Baustaub weggeputzt wird, am 5. April kommen über 1.000 geladene Gäste zur Eröffnungsfeier. Am 12. April können alle Interessen im Rahmen eines Tags der offenen Tür den Neubau inspizieren.

Wo früher Bauern ihren Spargel auf 15.000 Quadratmetern Ackerland anbauten, befindet sich jetzt auf einer bebauten Fläche von 5.000 Quadratmetern rund 33.5000 Kubikmeter umbauter Raum. Das entspricht etwa einem Volumen von 66 Reihenhäusern. Das Gebäude mit seiner Aluminium-Außenfassade bietet Platz für über 110 Fahrzeuge.

Rund eine Million Euro hat Michael Eidenmüller allein in den Umweltschutz investiert: „Ob Ausgleichsfläche mit 70 Bäumen, Gründach, Regenwasserrückhaltebecken, Parkplätze, die das Oberflächenwasser versickern lassen, Wärmepumpe, Gasthermen für die Werkstatt, Fotovoltaikanlage auf dem Dach für die eigene Stromerzeugung, eine Stromtankstelle, neueste LED-Lichttechnik in allen Räumen – wir haben das umweltfreundlichste Autohaus in der Metropolregion Nürnberg“, sagt Eidenmüller.

Neue Arbeitsplätze

Auch die Werkstatt wurde komplett neu ausgerüstet. Sie zählt 18 Arbeits- und zwei Direktannahmeplätze sowie zwei Plätze für die Fahrzeugaufbereitung. Im Vergleich zum alten Standort in der Dresdener Straße hat sich die Werkstattkapazität verdoppelt. Sechs Wochen Vorlaufzeit für einen Werkstatttermin gehören damit der Vergangenheit an. Fünf neue Mitarbeiter hat der Betrieb bereits eingestellt, weitere sollen folgen. Insgesamt beschäftigt das Porsche-Zentrum derzeit 51 Mitarbeiter.

Fazit: Die Nürnberger Städteplaner und Stadträte wünschten sich an dieser Stelle ursprünglich ein Bürohochhaus. Michael Eidenmüller hat dennoch hartnäckig für sein Projekt gekämpft, ein Grundstück ohne Baurecht erworben und über zwei Jahre Unsicherheit durchlebt. „Es war eine unternehmerische Entscheidung mit Risiko“, sagt Eidenmüller rückblickend. Aber bereits heute steht fest: Die Auto-Scholz-Gruppe hat in Nürnberg zwar kein Bürohochhaus geschaffen, dafür aber einen Porsche-Leuchtturm.

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