OF Motorsport erschließt sich Kunden mit Pragmatismus
Ob wirtschaftlicher Totalschaden, Young- und Oldtimer, Wohnmobil, Alltags-Pkw oder Boot: Die freie Werkstatt OF Motorsport aus Bielefeld geht jedes Problem an Motor, Karosserie oder Fahrwerk an. Der Allrounder ist damit unter den Top-Betrieben des Deutschen Werkstattpreises 2019.

Totgesagte leben ja bekanntlich länger. So auch die hochmotorisierte C-Klasse von Werkstuner AMG, die, mit einem wirtschaftlichen Totalschaden diagnostiziert, auf den Hof von OF Motorsport gebracht wurde. Das Fahrzeug hatte aufgrund eines Defekts an der Tankstelle ein Gemisch aus Benzin, Diesel und Adblue getankt. Dass der Wagen liegen bleiben würde, war so vorprogrammiert. Endoskopaufnahmen aus dem Brennraum zeigten den vermeintlichen Motorschaden.
„Wenn Adblue trocknet, wird es weiß und kristallig“, weiß Firmeninhaber Ouijden Othmann. Das erkannte er auf den Aufnahmen und machte sich an die Arbeit, den Tank auszubauen, die Leitungen zu spülen und die Injektoren zu reinigen. „Kaputt gehen konnte ja ohnehin nichts mehr“, erzählt Othmann. Frisch betankt – diesmal nur mit Benzin – und nach der ersten Probefahrt zeigte sich: Der Motor hat Falschbetankung und Reinigungsprozedur ohne Schäden überstanden.
Ähnlich pragmatisch und ohne Scheu geht das Team von OF Motorsport auch an andere Reparaturen heran. So ist in der Werkstatt auch ein Bootsmotor zur Generalüberholung zu finden. „Ist ja auch nur ein Motor“, resümiert Othmann nüchtern. Aus dieser Herangehensweise hat sich bei OF Motorsport ein lukrativer Geschäftsbereich entwickelt. Das Unternehmen verwendet etwa ein Drittel seiner Werkstattkapazitäten für Wohnmobile.
Ein Großteil der Freizeitmobile kommt von einem großen Wohnmobilhändler aus Bielefeld. In dessen Auftrag erledigt OF Motorsport diverse Servicearbeiten, baut Anhängerkupplungen an oder Luftfahrwerke für den Niveauausgleich ein. Täglich sind es etwa drei neue oder gebrauchte Fahrzeuge, die nur über den Händler in die Werkstatt kommen. Die Geschäftsbeziehung ist vor etwa fünf Jahren durch einen gemeinsamen Bekannten zustande gekommen. Der Händler war damals auf der Suche, um bestimmte Tätigkeiten an den Fahrzeugen auszulagern – wie eben die Nachrüstung eines Luftfahrwerks. Das nötige Know-how für den durchaus komplexen Einbau des Fahrwerks hat sich Othmann kurzerhand selbst angeeignet.
Ein Händchen fürs Schrauben
Wie er selbst sagt, hat er einfach ein Händchen fürs Schrauben. Dieses Händchen legt Othmann auch an Old- und Youngtimern an. Bei denen „muss man einfach reparieren“, da man oftmals gar nicht oder nur schwierig an Ersatzteile komme. Eine Reparatur des Bremssattels lohne sich da eher als bei vielen neuen Fahrzeugen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf diversen BMW-Modellen. Das liegt zum einen daran, dass Othmann in den Neunzigerjahren selbst bei einem Vertragshändler der Münchner gelernt hat und noch viel von der „alten Technik“ beherrscht. Zum anderen ist er früher selbst Bergrennen und Slalom in einem umgebauten E36 M3 gefahren.
Neben rein mechanischen Arbeiten an Motor und Fahrwerk erledigt das Team aber auch Karosseriearbeiten. „Wir geben nur Lack- und Polsterarbeiten aus der Hand“, erzählt Othmann. Die beiden Geschäftsbereiche – Wohnmobile und Oldtimer – möchte er in naher Zukunft in einer neu gebauten Halle auf dem Gelände unterbringen, das er 2016 samt Gebäude erworben hat. Mit viel Eigenleistung haben er und sein Team das Gebäude entkernt, komplett renoviert und haben in neue Hebe- und Diagnosetechnik investiert.
Aber nicht nur in das Gebäude und die Werkstattausstattung hat Othmann investiert: Seine Mitarbeiter und sich selbst schickt er regelmäßig auf Schulungen, um auf dem aktuellsten Wissensstand zu sein. Zahlreiche Urkunden und Dokumente an der Wand im Empfangsraum belegen das. Seit Kurzem ist das Unternehmen außerdem auch Partner des Auto-Team-Plus-Konzeptes.
Praktisch erklärt
Damit möchte Othmann in erster Linie sein reguläres Servicegeschäft weiter ausbauen und zu den jetzt 600 Stammkunden neue dazu gewinnen. Darunter sind auch sechs Firmen, deren Pkws und Transporter er mit seinem Team betreut. Und egal ob es nun ein Bootsmotor, eine Restauration, eine OP am offenen Herzen oder ein Kundendienst ist: Alle Teile, die getauscht wurden, hebt sein Team in einem Karton auf. Im Anschluss erklärt er seinen Kunden auf Wunsch die nötigen Reparaturen und die Rechnung anhand der verschlissenen Teile. „Das schafft Vertrauen und Transparenz“, erläutert Othmann.
In die Selbstständigkeit ist er 2008 gestartet. Zunächst nur mit einem weiteren Mitarbeiter und in einem deutlich kleineren Gebäude, ist das Team mittlerweile auf acht Personen angewachsen, darunter auch zwei Auszubildende. Um auch künftig für genügend Arbeit und eine solide wirtschaftliche Lage des Unternehmens zu sorgen, möchte sich der Unternehmer mit dem Pkw-Handel ein zweites Standbein aufbauen – erste Fahrzeuge stehen bereits zum Verkauf auf dem Hof. „Nur Schrauben reicht nicht mehr“, sagt Othmann. Er ist sich außerdem sicher, dass er durch den Verkauf zusätzliche Fahrzeuge zum Service in seine Werkstatt bekommt.
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