Retzlaff-Team liebt Oldtimer und E-Autos

Autor / Redakteur: Norbert Rubbel / Norbert Rubbel

Das Know-how der freien Werkstatt Retzlaff-Automotive für historische Fahrzeuge ist beeindruckend. Inhaber und Mitarbeiter verkaufen und reparieren aber nicht nur Oldtimer, sondern auch Elektrofahrzeuge. Ergebnis: Der unabhängige Kfz-Betrieb zählt zu den Top Ten des Deutschen Werkstattpreises 2019.

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Die Ahrensfeder freie Werkstatt Retzlaff-Automotive zählt zu den Top Ten des Deutschen Werkstattpreises 2019.
Die Ahrensfeder freie Werkstatt Retzlaff-Automotive zählt zu den Top Ten des Deutschen Werkstattpreises 2019.
(Bild: Rubbel/»kfz-betrieb«)

Sein Karosserie- und Lackgeschäft bezeichnet Marco Retzlaff als „Zugpferd“ und sich selbst als „Autonarr“. Obwohl sich seine freie Werkstatt in Ahrensfelde innerhalb von knapp zehn Jahren von zwei auf 15 Mitarbeiter vergrößerte, „schraubt“ er immer noch gerne mit. Die wohl größte Leidenschaft des Inhabers von Retzlaff-Automotive sind die Oldtimer. „Aufwendige Restaurationsarbeiten führe ich zum größten Teil selbst durch“, erläuterte Marco Retzlaff den Jurymitgliedern des Deutschen Werkstattpreises. Für Wartungen und Reparaturen an den Klassikern hat er aber auch einen gut ausgebildeten Mechaniker, der die alte Fahrzeugtechnik noch beherrscht und sogar die Historie vieler Klassiker aus dem Effeff kennt.

Der Besitzer der freien Werkstatt östlich von Berlin stockte nicht nur die Anzahl seiner Mitarbeiter permanent auf. Er investierte im Laufe der Jahre auch immer wieder in neue Werkstattausrüstung und erweiterte seine Räumlichkeiten von anfangs 400 auf heute 2.000 Quadratmeter. Eine leer stehende Getränkehalle baute der gelernte Lackierer und Karosseriebauer zu einer modernen Werkstatt mit insgesamt 13 Arbeitsplätzen um.

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Erst vor Kurzem hat er das äußere und innere Erscheinungsbild seines Unternehmens modernisiert. Die freie Werkstatt bekam nicht nur einen neuen Anstrich sowie neue Werbemittel und Geschäftspapiere. Blickfang ist auch das runde Firmenlogo: der silberne Kreis und der Großbuchstabe R auf dem königsblauen Untergrund. Das Logo ist für den Kfz-Betrieb eine Art Visitenkarte, das für mehr Anziehungskraft sorgen und das Vertrauen in die freie Werkstatt stärken soll.

Glanzvolle Classic Cars

Schon bei der Fahrt auf das Firmengelände ist das markante Signet auf allen Hinweisschildern (Kundeneingang, Warenannahme) zu sehen. Besonders ins Auge sticht der grüne Lancia Hyena Zagato auf der Präsentationsbühne direkt vor dem Gebäude. Das Leichtbau-Coupé aus dem Jahr 1992, von dem nur 24 Exemplare produziert wurden, haben die Retzlaff-Spezialisten in mühevoller Kleinarbeit originalgetreu wiederhergestellt. Zu haben ist das 250 PS starke Sammlerstück jedoch nicht mehr. Denn für das exklusive Zagato-Modell hat Marco Retzlaff bereits einen Käufer gefunden.

Vor und in der Werkstatt fallen der Hippie-Bulli aus den Siebzigerjahren, der 41 Jahre alte Porsche Targa und der Wartburg 313 Roadster auf, an denen noch Reparaturen durchzuführen sind. Der ganze Stolz von Marco Retzlaff befindet sich in seinem Showroom, der von außen nicht einzusehen ist: zum Beispiel ein Jaguar MK2 3.4 von 1962, ein Lotus Elite MK14 S1 und ein Aston Martin DBmk3 von 1959. Allein die Restauration des Jaguars dauerte mehr als zehn Jahre. Etwa 20 Prozent des Gesamtumsatzes des markenunabhängigen Kfz-Betriebs in Ahrensfelde entfallen auf das Oldtimergeschäft – Tendenz steigend.

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Kunden schrauben mit

In der Werkstatt haben die Kunden die Möglichkeit, an ihren alten Schätzen mitzuschrauben, „weil sie Spaß am Restaurieren haben und mit ihren Fahrzeugen sehr eng verbunden sind“, sagt Marco Retzlaff. Die Oldtimerbesitzer seien aber auch für den Werkstattinhaber eine Bereicherung. „Denn sie verfügen über mehr Hintergrundwissen zu ihren Fahrzeugen als ich es mir je anlesen könnte“, meint der Experte bescheiden.

Wie weit das Fachwissen des Reztlaff-Teams reicht, zeigt die Restauration eines Bristol 411 aus dem Jahr 1970, von dem der Hersteller nur etwa 65 Exemplare baute: Im Mai 2014 beauftragte der Eigentümer die freie Werkstatt mit der Reinigung des Unterbodens.

„Schon nach dem Eisstrahlen ahnte ich Böses. Weitere Untersuchungen ergaben: Das Auto war eigentlich ein Wrack“, erinnert sich der Betriebsinhaber. Der Kunde entschloss sich dennoch für eine Reparatur. Das Ergebnis der Arbeit ist nach Aussagen von Marco Retzlaff „ein nagelneues Auto“. Die Vollrestauration dauerte über fünf Jahre. Der Klassiker bekam zum Beispiel eine Fahrwerkverbesserung, moderne Elektrik und eine Leistungssteigerung auf 400 PS. „Er ist mit Sicherheit das coolste Luxusauto auf Deutschlands Straßen“, betont der Restaurator.

Fit für die Elektromobilität

Nicht weniger attraktiv als die Arbeiten an historischen Fahrzeugen sind für Marco Retzlaff der Verkauf und die Reparatur von Elektrofahrzeugen. Erst vor einem Jahr begann er, gebrauchte Fiat-500-E-Fahrzeuge aus Kalifornien zu importieren. Er rüstet sie für den deutschen Straßenverkehr um und bietet sie mit zwei Jahre HU und einer sechsmonatigen „Retzlaff-Garantie“ an. Dass die freie Werkstatt fit für Reparaturen an den Stromern ist, hat sich bereits herumgesprochen. So kommen mittlerweile auch Kunden mit elektrischen Smart-Modellen zu Marco Retzlaff und lassen beispielsweise defekte Akkus von ihm reparieren.

Die Instandsetzung der wiederaufladbaren Batterien hat er sich selbst angeeignet – zusätzlich zur Ausbildung an den Hochvoltfahrzeugen. „Innovationen wie Elektroautos interessierten mich schon immer, weil es Spaß macht, sie zu reparieren.“ Was er allerdings bedauert, ist, dass die Automobilhersteller bei der Herausgabe von technischen Daten immer noch mauern. Das erschwere die Arbeiten der freien Werkstätten an den Stromern, an denen sie ja eine einwandfreie Diagnose durchführen möchten.

Zeit für Benzingespräche

Viele Werkstattbesucher sind von den Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten des markenunabhängigen Kfz-Betriebs in Ahrensfelde begeistert. Das dokumentieren beispielsweise die guten Bewertungen und Empfehlungen auf der Facebook-Seite von Retzlaff-Automotive und die hohe Kundenloyalität. Die Stammkunden schätzen vor allem die persönliche Beziehung zu den Mitarbeitern, mit denen sie auch schon mal in der Kantine zusammen Mittag essen und dabei lockere Benzingespräche führen.

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