Sessner geht in die Insolvenz.

Autor / Redakteur: aw/wm / Andreas Wehner

Dem Kitzinger VW- und Audi-Händler droht die Zahlungsunfähigkeit. Daher hat das Unternehmen einen Insolvenzantrag gestellt, nachdem die Volkswagen-Bank die Kreditlinie gekündigt hatte.

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Das Kitzinger VW- und Audi-Autohaus Sessner ist in die Insolvenz gegangen. Wie Inhaber Jens Bergmann mitteilte, habe das Unternehmen am 29. Juni einen Insolvenzantrag gestellt. Als Grund nannte Bergmann, dass die Volkswagen-Bank die Kreditlinie zum 31. Juli gekündigt habe. „Das führt unweigerlich zur drohenden Zahlungsunfähigkeit“, erläuterte der Inhaber im Gespräch mit »kfz-betrieb ONLINE«.

Der Hintergrund sind nach Auskunft von Bergmann Rental-Geschäfte aus den Jahren 2007 und 2008. „Da ging es um insgesamt 11.000 Autos, die ein Minus von rund 30 Millionen Euro verursacht haben“, erklärte der Unternehmer. VW habe diese Geschäfte mit einigen Millionen Euro subventioniert. Dieses Geld und die Einnahmen aus der Umweltprämie hätten nicht gereicht, um dieses große Delta auszugleichen, so Bergmann.

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„Der Zeitpunkt ist für uns überraschend und nicht nachvollziehbar“, sagte der Autohausinhaber. Noch im Mai habe es Gespräche mit dem Volkswagen-Management sowie der Volkswagen-Bank gegeben mit dem Ziel der Fortführung des Unternehmens. Diese seien von VW jedoch abgebrochen wurden. Daraufhin habe der Konzern bereits alle notariell getroffenen Vereinbarungen gekündigt.

Versuche, den Betrieb zu erhalten, seien von VW ohne nähere Begründung abgeblockt worden. Auch ein letzter Vermittlungsversuch des Betriebsrats der Sessner-Gruppe im direkten Gespräch mit der Volkswagen-Bank und Konzernvertretern sei trotz erheblicher Zugeständnisse von Sessner ohne Angabe von Gründen für gescheitert erklärt worden, so Bergmann.

Umweltprämienaktion kein Grund für Insolvenz

Er betonte, dass die Aktivitäten des Unternehmens zur Umweltprämie nicht in Zusammenhang mit der Insolvenz ständen, wie es in Branchengerüchten heißt. „Ganz im Gegenteil: Die Umweltprämie hat 7,5 Millionen Euro Brutto ins Unternehmen gespült“, sagte Bergmann. Sessner hatte mit einer aufsehenerregenden Werbeaktion einen regelrechten Hype um die Umweltprämie entfacht. Die Kunden standen Schlange, das Autohaus verkaufte mithilfe externen Personals zwischenzeitlich das Fünffache seines normalen Neuwagenvolumens - täglich waren es bis zu 110 Fahrzeuge.

Spindler als Investor im Gespräch

Der Betrieb im Autohaus läuft weiter. Es gibt zudem bereits Verhandlungen mit einem interessierten Investor, der Würzburger Autohausgruppe Spindler. Die Gespräche mit Spindler liefen schon seit mehreren Monaten, so die Auskunft des Konzerns gegenüber den Sessner-Betriebsräten. VW wolle sich möglichst schnell mit dem Insolvenzverwalter einigen und die schnelle Übertragung anstreben. Wie ein hochrangiger VW-Bank-Manager gegenüber dem Betriebsrat mitgeteilt habe, seien die dafür notwendigen Bedingungen bereits weitestgehend vereinbart. Demnach würden 90 bis 95 Prozent des bestehenden Personals übernommen.

Das Autohaus Sessner existiert seit 1967. Da Inhaber Helmut Sessner keinen Nachfolger hatte, verkaufte er das Unternehmen 1997 an Jens Bergmann. Damals verkaufte das Autohaus mit 30 Mitarbeitern etwa 1.000 Fahrzeuge im Jahr bei einem Umsatz von 14 Millionen Euro. Im Umweltprämienjahr 2009 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 189 Millionen Euro und setzte 14.000 Fahrzeuge ab.

Derzeit beschäftigt das Unternehmen rund 115 Mitarbeiter und verkaufte im vergangenen Jahr rund 4.000 Neuwagen sowie 3.500 Gebrauchte. Der regionale Marktanteil mit den Konzernmarken betrug nach eigenen Angaben knapp 45 Prozent. Im Mai des vergangenen Jahres hatte sich Inhaber Jens Bergmann aus der Geschäftsführung des Autohauses Sessner zurückgezogen. Seitdem leitet Volker Fritz das Geschäft.

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