Setzt Renault auch Dacia unter Strom?

Autor Christoph Baeuchle

Seit Jahren ist Renault Vorreiter bei der E-Mobilität. Das soll auch so bleiben, geht es nach Gilles Normand. In Berlin gab der Renault-Vorstand Einblick in die E-Strategie der Franzosen. Eine entscheidende Rolle spielt das Billig-E-SUV K-ZE.

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„Wir wollen die Wettbewerber überraschen“, sagt Renault-Vorstand Gilles Normand.
„Wir wollen die Wettbewerber überraschen“, sagt Renault-Vorstand Gilles Normand.
(Bild: Renault)

Renault bringt sein Billig-E-SUV auch auf den deutschen Markt. „Wir entwickeln Derivate vom K-ZE, die wir in Europa verkaufen“, sagte Gilles Normand, der im Renault-Vorstand für das Thema Elektromobilität zuständig ist, bei einem Pressegespräch in Berlin. Ein konkretes Datum wollte Normand nicht nennen.

Es braucht wohl noch etwas Zeit, denn das kleine E-SUV aus dem A-Segment muss nicht nur an die europäischen Regulierungsvorgaben angepasst werden, sondern auch „den Kundenerwartungen entsprechen“, ergänzte der Renault-Vorstand.

Der europäische K-ZE könnte der Einstieg der Billigmarke Dacia in die Elektromobilität sein. „Das wollen wir nicht ausschließen“, sagte Normand auf Anfrage von »kfz-betrieb«. Bestätigte es jedoch auch nicht. „Wir wollen die Wettbewerber überraschen.“

Dabei dürfte sich die Überraschung allerdings in Grenzen halten, schließlich sind die Grundzüge aus China bekannt: Das im Frühjahr in Shanghai vorgestellte batteriebetriebene City-SUV hat eine Reichweite (NEFZ-Standard) von rund 250 Kilometern und ist erstaunlich gut ausgestattet: Ein On-Board-Multimediasystem mit 8-Zoll (20,3-Zentimeter)-Touchscreen, schnellem 4G-Internet, intelligenter Spracherkennung, Navigationssystem ist ebenso vorhanden wie eine Echtzeitkontrolle der Elektrofahrzeugfunktionen. Außerdem haben die Nutzer per App auch von außen Zugriff auf das Infoterminal.

Und das für wenig Geld: In China kostet das unter der neuen Subbrand „Renault City“ angebotene E-SUV umgerechnet gerade einmal 8.500 Euro. Damit könnte der europäische K-ZE das vom einstigen Renault-Chef Thierry Bolloré angekündigte Elektroauto unter 10.000 Euro sein. Allerdings wohl kaum vom Marktstart an. Hier dürfte der K-ZE noch deutlich darüber liegen. Normand wollte sich zum konkreten Preis noch nicht äußern.

Acht reine E-Autos bis 2022

Klar ist, dass Renault in den vergangenen Jahren deutliche Fortschritte beim Preis gemacht hat. Nach Normands Einschätzung werden sich die Preise für thermische Fahrzeuge und reine E-Autos im B-Segment bis 2021 angleichen – sofern es sich um eine TCO-Betrachtung (Total Cost of Ownership) handelt.

In der E-Strategie von Renault spielt der K-ZE eine wichtige Rolle. Bis 2022 wollen die Franzosen acht reine Elektrofahrzeuge am Markt haben. In Deutschland bietet die Marke derzeit neben dem Zoe noch den Master ZE und den Kangoo ZE sowie den Twizy. Zudem kommt der Hersteller im nächsten Jahr erstmals mit Hybridfahrzeugen auf den Markt. Der Clio ist als sogenannter Vollhybrid geplant, Captur und Mégane als Plug-In-Hybrid.

In Deutschland kratzt Renault mit seinen batteriebetriebenen Fahrzeugen nach zehn Monaten an der 10.000er Grenze: Zwischen Januar und Oktober verkaufte Renault 9.650 Elektroautos. Vor allem Zoe: Mit 8.330 Einheiten war es Deutschlands meistverkauftes E-Autos. „Ich gehe davon aus, dass wir eine fünfstellige Zahl bei Zoe erreichen“, freut sich Hochgeschurtz.

Damit bleibt der Elektropionier dennoch hinter seinen ursprünglichen Erwartungen zurück. Den Händlern gegenüber hatte Renault Ende vergangenen Jahres das Ziel von 12.000 bis 13.000 Zoe genannt.

Der Preis entscheidet

Das klappt nicht mehr. Zumal die angekündigte Aufstockung der E-Förderung von 4.000 auf 6.000 Euro, derzeit eher zur Kaufzurückhaltung führt. Dennoch lobt Hochgeschurtz den Beschluss: „In Deutschland haben wir die Elektromobilität lange verschlafen, jetzt holen wir auf.“ Durch die erhöhte Förderung und weitere Anreize sei dies nun erheblich verbessert worden.

Wie groß die Rolle des Preises auch bei Elektrofahrzeugen ist, zeigt das Beispiel Autohaus König. Bis Mitte November hat der Berliner Renault-Händler insgesamt rund 350 Elektrofahrzeuge abgesetzt, knapp ein Drittel seit Anfang des Monats: Vor zwei Wochen kam König mit dem Angebot für gewerbliche Kunden, den Renault Zoe für zwei Jahre kostenlos zu leasen. Das macht die spezielle E-Förderung in Berlin möglich.

„Wir haben innerhalb von zwei Wochen rund 100 Zoe verkauft“, freut sich Wolfgang Huber, der beim Autohaus König für Elektromobilität verantwortlich ist. „Wir hatten monatelang den Zoe für 29 Euro im Angebot, da hat sich nicht viel bewegt.“ Jetzt scheint der Bann gebrochen.

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