So will VW den neuen Golf aus der Krise holen

Von Christoph Seyerlein

Bislang ist der Golf 8 für Volkswagen eine große Baustelle. Jetzt startet der Hersteller einen weiteren Versuch, seinen Bestseller hierzulande in Gang zu kriegen. Doch im Handel bleiben Zweifel.

(Bild: Volkswagen)

Der neue VW Golf kommt bislang nicht in die Gänge. Nachdem schon der Marktstart Ende 2019 misslungen war, musste der Hersteller den Verkauf der achten Generation des Bestsellers vor einigen Wochen zeitweise stoppen. Die Probleme spiegeln sich auch in den Absatzzahlen wider: Per Juni kam der Golf hierzulande in diesem Jahr laut Kraftfahrt-Bundesamt auf 60.334 Neuzulassungen. Im ersten Halbjahr 2019, als die Händler noch den Golf 7 verkauften, waren es noch 106.366 Neuzulassungen. Damit liegt das Auto 2020 bislang satte 43 Prozent hinter dem Vorjahresniveau zurück – trotz neuer Generation.

Ein Zustand den VW möglichst schnell ändern will. Bekanntermaßen werben die Wolfsburger wie einige andere Marken aktuell auch damit, Privatkunden beim Kauf eines Neuwagens die Mehrwertsteuer zu „schenken“. Konkret gibt es 13,79 Prozent Rabatt auf die Bruttopreise fast aller Fahrzeuge – Elektroautos sind ausgenommen.

VW Golf 8: Der Beginn von „New Volkswagen“
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Jene Nachlässe teilen sich Hersteller und teilnehmende Händler. Dabei geht Volkswagen nach folgender Devise vor: Je höher die Ausstattung des verkauften Fahrzeugs, desto höher auch der Anteil des Rabatts, den der Hersteller selbst trägt. Bei gut ausgestatteten Modellen übernimmt VW 7,3 der 13,79 Prozent.

Ausnahme Golf 8: Bei ihm schießt Volkswagen bei hoch ausgestatteten Varianten sogar 10 Prozent dazu. Das heißt: Die Händler müssen in diesen Fällen weniger aus der eigenen Tasche zahlen, um das „Mehrwertsteuer geschenkt“-Versprechen einzuhalten.

An der Zielgruppe vorbei entwickelt?

So gesehen haben Volkswagen-Händler beim neuen Golf nun etwas mehr Spielraum in der Vermarktung an Endkunden als bei anderen Modellen. Ob das alleine reicht, um den Absatz wirklich anzukurbeln, muss sich allerdings zeigen. Denn innerhalb der Organisation mehrt sich die Kritik, dass Volkswagen das Auto an der Zielgruppe vorbei entwickelt habe. Gerade das von VW gepriesene Infotainment-System ist umstritten. Ein Händler kommentierte gegenüber »kfz-betrieb«: „Es ist falsch einen Golf zum obersten Technologieträger in Sachen digitaler Systeme zu machen, wenn diese Technologien seitens der durchschnittlich 55-jährigen Kundschaft nicht erwünscht sind.“

Nun will Volkswagen allem Anschein nach mit dem Fahrzeug vermehrt jüngere Kunden ködern, die empfänglicher für digitale Elemente sind. In dem Zusammenhang drängt sich allerdings ein weiteres Thema auf: die Preisgestaltung. Lange Zeit war die Einstiegsvariante nicht verfügbar. Mittlerweile ist sie im Konfigurator online, der Startpreis beträgt demnach 19.880,85 Euro. Allerdings sind darin längst nicht alle digitale Features enthalten. Und der Preis ist im Wettbewerbsvergleich relativ hoch angesiedelt. Gut vorstellbar also, dass VW dort noch einmal nachlegen muss, wenn der Golf wirklich Boden gutmachen soll.

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