Oldtimer-Tagung zu Van-Umbauten Ein Flachbildfernseher ist nicht historisch
Wohnmobile als historische Fahrzeuge sowie der Umbau von Vans und Transportern standen im Mittelpunkt der vierten Fachtagung für Betriebe für historische Fahrzeuge. Daneben diskutierten die Teilnehmer die wachsenden Probleme in der Ersatzteilversorgung für historische Fahrzeuge.

Traditionell findet die Fachtagung und Fortbildung für Old- und Youngtimer-Betriebe auf der Retro Classics in Stuttgart statt. Die Oldtimermesse bietet den idealen Rahmen für die Veranstaltung des Landesverbands des Kfz-Gewerbes Baden-Württemberg. Die Leitung der Fachtagung oblag wieder Wilhelm Supper vom Landesverband. Die ergänzenden Workshops zur Fachtagung führte die Kfz-Innung Region Stuttgart an ihrem Messestand durch.
Und darum ging es diesmal: Wohnmobile sind keine Erfindung aus der Coronazeit. Und ausgebaut wurden Vans und Transporter auch schon immer, so der Tenor unter den Teilnehmern. Die Frage dabei ist jedoch: Wann darf der Umbau eines Oldtimers erfolgen bzw. von welchen Auflagen kann man befreit werden, um weiterhin das H-Kennzeichen behalten zu können? Die Antwort darauf gab Carsten Bräuer von der Dekra.
Sei der Umbau zeitgerecht ausgeführt, also in der Art, wie ihn einst Ausbaufirmen für Transporter und Busse anboten und ausführten, dann könne es ein H-Kennzeichen geben. Stimme dann auch noch die Außenhaut des Fahrzeugs, stehe dem begehrten Schild nichts mehr im Wege, versicherte Bräuer.
Umbauten müssen sich an Vergangenheit orientieren
Den Nachweis, ob es einen solchen Ausbau von einem externen Anbieter oder vom Autobauer selbst je gegeben habe, muss der Fahrzeugbesitzer jedoch selbst führen. Prospekte oder gar Konstruktionszeichnungen helfen, die Überwachungsorganisation zu überzeugen. Deshalb gilt: Ein nachträglicher Ausbau muss sich am Vorbild der Vergangenheit orientieren.
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Retro Classics
Oldtimermesse bildet Rahmen für Fachtagung und Fortbildung
Seit einiger Zeit haben einige Ausbaufirmen ihre Einrichtungssätze wieder aufgelegt, informierte Bräuer. Die angebotenen Komplettsätze seien verkehrssicher und in ihrer Ausführung langlebig. Und ansprechend: Ein Wohnmobil von 1970 kann eine durchaus komfortable Inneneinrichtung, teilweise sogar mit Fernseher, erklärte der Sachverständige. Ein moderner Flachbildschirm habe dagegen als Festeinbau nichts im Fahrzeug zu suchen. Gleiches gilt für eine moderne Satellitenanlage. Wer nicht darauf verzichten möchte, sollte sie nicht fest verbauen. „Das Fahrzeug muss den Zustand seiner Ursprungszeit spiegeln“, stellte Bräuer klar.
Wenn der Umbau des Fahrzeugs eine Eigeninitiative des Besitzers war, aber schon über 30 Jahre zurückliegt, könne dem Fahrzeug trotzdem das H-Kennzeichen erteilt werden. Wie immer bei historischen Fahrzeugen gelte dabei: Rost und schlechte Lackierung dürften nicht mit dem Wort Patina gleichgesetzt werden: „Alterungsspuren sind da doch etwas anderes“, fügte Bräuer an.
Sorgen um die Ersatzteile
Eine weitere Frage treibt die Liebhaber alter Fahrzeugtechnik um – das machte die Fachtagung deutlich: Die Ersatzteilversorgung bereitet Sorgen. Die Versorgung des Oldtimermarktes mit Ersatzteilen ist zwar nicht düster, könnte aber eine Veränderung durch den Wechsel zur Elektromobilität erfahren. Zulieferer drohen vom Markt zu verschwinden oder stellen ihre Produktion um – Nachbauteile sind dann schwieriger zu erhalten.
Der Blick richte sich dazu nach China und Indien, erklärte Ansgar Olberding vom Ersatzteilanbieter „Der Franzose“. In China und Indien gebe es bereits ein umfassendes Angebot von Ersatz- und Verschleißteilen für europäische Old- und Youngtimer. Für den europäischen Einkäufer sei es aber schon jetzt nicht immer einfach die Qualität der Teile zu beurteilen. Zwar gebe es sehr gute Hersteller, aber die zu finden, sei nicht ganz einfach, so Olberding.
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