30 Jahre BMW Z1: Aus Freude am Forschen

Autor / Redakteur: sp-x / Andreas Wehner

Selten haben Marken den Mut, futuristische Forschungsautos in Serie zu geben. Mit dem Z1 wagte BMW diesen Schritt – und schrieb Geschichte. Denn mit diesem Kunststoffflitzer erfand sich der klassische Roadster neu.

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Der BMW Z1 war in vielerlei Hinsicht einzigartig.
Der BMW Z1 war in vielerlei Hinsicht einzigartig.
(Bild: BMW)

Er war eng, unpraktisch und geradezu unverschämt teuer. Aber kein anderer Sportwagen konnte vor 30 Jahren mit der Faszination des BMW Z1 konkurrieren. Seine dynamische und dank versenkbarer Türen radikal offene Roadster-Karosserie aus Kunststoff war ohne Vorbild. Sein Front-Mittelmotorkonzept machte ihn zum Kurvenkönig und seine souveränen Fahrleistungen zum heiß begehrten Sonnenflitzer einer neuen Open-Air-Bewegung, die sich bis dahin mit Oldies wie dem Alfa Spider begnügen musste.

Dass der BMW Z1 so viel kostete wie gleich zwei Alfa oder auch BMW 325i, mit dem er sich den 125 kW/170 PS starken Sechszylinder und die Antriebstechnik teilte, steigerte die Attraktivität des auf 8.000 Einheiten limitierten Roadsters nur noch. Signalisierte der ursprünglich als reines Forschungsfahrzeug entwickelte Z1 aus dem Think Tank der neu gegründeten BMW Technik GmbH doch für alle Frischluftfans das Ende der freudlosen Zeit geschlossener Sportwagen.

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Sogar das gerade aufkommende grüne Gewissen um Waldsterben und dicke Luft in Städten konnte der futuristische Z1 damals beruhigen, denn der geregelte Katalysator war Standard. Womit der Roadster aber am meisten überraschte, war sein Sensationswert, denn damit übertraf BMWs neuer Markenbotschafter sogar sein legendäres Vorbild, den 507 aus den 1950er Jahren.

Im Premierenreigen der Frankfurter IAA 1987 stahl der weitgehend in Handarbeit gefertigte Technologieträger sogar gefeierten Supercars wie Ferrari F40, Porsche Speedster und Aston Martin Virage die Show. „Nur Zahnärzte werden in mehr offene Münder schauen als Z1-Fahrer“, vermutete damals ein Fachmagazin angesichts der Türen die – bis heute einmalig – in den Schwellern elektrisch per Zahnriemen versenkbar waren und es Fahrer und Beifahrer erlaubten, auch mit offenen Türen unterwegs zu sein. Wegen des Flankenschutzes durch hohe Schweller war diese spektakulär luftige Art der Fortbewegung sogar legal. Allerdings sollten noch 18 Monate vergehen bis die ersten Z1 in Kundenhände kamen und auf Sylt, Mallorca oder Kurfürstendamm gesichtet wurden.

Nur für Gelenkige

Genügend Zeit für kaufwillige Roadsterfans auf Ausstellungen wie der IAA schon einmal das elegante Entern des knapp geschnittenen Cockpits zu proben. Für nicht wenige BMW-Kunden war dies eine ungewohnte Akrobatik-Nummer, denn wie sonst nur bei engen englischen Roadstern mit Monocoque scheiterten am breiten und hohen Schweller des 1,28 Meter niedrigen Münchner Flachmanns Ungeübte ebenso wie Damen in knappen Röcken.

Aber was machte das schon, wenn die folgende Fahrt in einem als Sportwagen getarnten Versuchslabor zum großen Showact geriet. Zumal der Z1 ganz ohne Flügel und Spoiler auskam, jene für Sportler eigentlich unabdingbaren Vmax-Insignien. Beim BMW bot bereits die Fahrzeuggrundform einschließlich des Unterbodens die entsprechenden aerodynamischen Lösungen.

Dies war ein Ergebnis der Entwicklungsarbeit der 1985 gegründeten BMW Technik GmbH, einer Denkfabrik die unter der Leitung von Ulrich Bez innovative Karosserie- und Antriebskonzepte konstruierte. Nach nur einem Jahr präsentierte Bez dem BMW-Vorstand sein erstes Konzept, einen kleinen Kunststoffroadster, bei dem die Karosserie mit einem separaten Stahlchassis kombiniert wurde. Gleich dieses Erstlingswerk der Technik GmbH wurde als Studie realisiert und anschließend in eine Serienversion umgesetzt. Kein Wunder, dass die Macher des Z1, Ulrich Bez und Harm Lagaay (Design), später von Aston Martin und Porsche abgeworben wurden.

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