Renault 50 Jahre R5

Von Steffen Dominsky

Es sind automobile Konzepte, die heute irgendwie fehlen. Konzepte wie die des kleinen praktischen Franzosen. Vor einem halben Jahrhundert erblickte der das Licht der Welt.

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Der praktische Kleinwagen für sämtliche automobilen Transportaufgaben einer modernen Familie: Der R5 war ein großer Erfolg für Renault.
Der praktische Kleinwagen für sämtliche automobilen Transportaufgaben einer modernen Familie: Der R5 war ein großer Erfolg für Renault.
(Bild: Renault)

Er war der zweite Kleinwagen-Coup des französischen Autobauers. Nachdem Renault bereits 1961 mit dem R4 das unorthodoxe Konzept eines leichten und vielseitigen Wagens präsentiert hatte, folgte im März 1972 mit dem R5 ein kaum minder praktisches Fahrzeug. Er ist neben besagtem R4 eines der Kultmodelle der Marke. Von 1972 bis 1994 findet der „kleine Freund“ – so stellt sich der R5 in der zeitgenössischen Werbekampagne vor – über neun Millionen Käufer. Das Jubiläum möchte Renault nun in Frankreich und in den sozialen Netzwerken gebührend feiern: Fans erwartet ein ganzes Jahr lang ein volles Programm, verspricht der Importeur hierzulande.

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Wie bereits der R4 punktet der R5 mit einem eigenständigen und modernen Design und einem variablen Innenraum mit gutem Platzangebot auf kleiner Verkehrsfläche. Er misst gerade einmal 3,51 Meter Länge und ist dank eines Wendekreises von nur 9,8 Metern handlich geraten, bietet aber dennoch genügend Platz für vier Erwachsene und ihr Gepäck. Und nicht zuletzt mit seinen poppigen Farben markiert er den Beginn einer modernen Kompaktklasse. Mit typisch gallischen Attributen wie Charme und Chic gelingt es ihm von Beginn an, eine echte Fangemeinde um sich zu versammeln.

Erfrischend anders

Mehr als nur ein Design-Gag sind die erstmals bei einem Serienfahrzeug eingesetzten großflächigen Kunststoffstoßfänger anstelle der bis dato üblichen Stoßstangen aus Blech. Jahre später werden quasi sämtliche Autobauer diese Bauart des Stoßfängers übernehmen. Und während die hochkant angeordneten Rückleuchten des R5 zum einen futuristisch aussehen, ermöglichen sie zum anderen ein breite sowie tief heruntergezogene Heckklappe und damit ein bequemes Be- und Entladen des Kofferraums. Der fasst 215 Liter, lässt sich aber durch Umlegen der Rückbank auf 900 Liter erweitern.

In Sachen Motorisierungen deckt der keine Freund ein breites Spektrum ab. Es reicht von 25 kW/34 PS im Einstiegsmodel bis 79 kW/108 PS im 1981 vorgestellten Renault 5 Alpine Turbo. Der radikal konzipierte, um 20,2 Zentimeter verbreiterte Renault 5 Turbo, der 1980 in die Schauräume der Händler rollt, setzt noch einen drauf: Sein längs hinter den Vordersitzen untergebrachter 1,4-Liter-Turbomotor mit Ladeluftkühler mobilisiert stolze 118 kW/160 PS. Als reiner Zweisitzer mit einem Preis von 44.600 DM, dem Niveau des Einstiegsmodells der damaligen Mercedes-S-Klasse, spielt dieser R5 aber auch in einer völlig anderen Fahrzeugliga.

Fast zeitgleich zum Debüt des Brachialmodells präsentieren die Verantwortlichen 1980 den viertürigen R5 mit sechs Zentimeter längerem Radstand, was den Verkauf des Modells nochmals stimuliert: 1980 rollen über 660.000 5er von der Montagelinie. Das entspricht 44,6 Prozent aller produzierter Renault-Modelle in diesem Jahr.

Debüt der zweiten Generation

Mit dem Modelljahr 1984 endet die Karriere der ersten R5-Generation. Nach 5.544.695 produzierten Fahrzeugen innerhalb von 13 Jahren steht mit dem „Supercinq“ („Super 5“) ein komplett neu konstruierter Nachfolger bei den Händlern. Das Design lehnt sich stark an den Vorgänger an, wirkt aber insgesamt glatter und gereifter. In der Länge legt der Wagen um 8,5 Zentimeter auf immer noch kompakte 3,59 Meter zu, in der Breite um 3,5 Zentimeter auf 1,58 Meter. Von Beginn an bietet Renault den „Supercinq“ außerdem in einer nochmals um sechs Zentimeter auf 3,65 Meter gestreckten Variante mit vier Türen an.

Bei aller Ähnlichkeit gibt es auch grundlegende Unterschiede zum Vorgänger. So sind die zwischen 30 kW/41 PS und 85 kW/115 PS starken Motoren für ein besseres Platzangebot im Innenraum nun quer vor der Vorderachse statt längs dahinter eingebaut. 1986 kommen die ersten Varianten mit Lambda-geregeltem Dreiwegekatalysator nach US-Norm heraus, damals das Nonplusultra der Abgasreinigung. Ebenfalls 1986 hält im Renault 5 TD (Dreitürer) und GTD (Viertürer) der Diesel Einzug unter die Motorhaube.

Wiedergeburt als E-Auto

Dank der praktischen technischen Basis und kontinuierlicher Modellpflege halten die Franzosen den R5 bis zum Ende seiner Produktionsspanne auf der Höhe der Zeit. 1990 löst ihn schließlich der nicht minder erfolgreiche Clio aber, wobei die beiden Publikumslieblinge vier Jahre lang parallel gebaut werden. 1994 heißt es dann nach 22 Jahren und insgesamt 9.008.912 Einheiten „au revoir“ für den Dauerbrenner.

Dann, Anfang 2021 stellt der französische Automobilhersteller die Studie Renault 5 Prototype vor. Sie knüpft, wie bei diversen Autobauern derzeit üblich, an Kultmodellen der Siebziger- und Achtzigerjahre an, und interpretiert in diesem Fall das historische R5-Design. Und wie in fast allen diesen Fällen handelt es sich um eine Elektrofahrzeug. Das vom 5 Prototype abgeleitete Serienfahrzeug soll 2024 vorgestellt werden.

Wer stattdessen mehr vom Original und echtes Verbrenner-Feeling haben möchte, genauer gesagt von einem „Backenturbo“, dem sei das Produkt „Turbo 3“ der Firma Legend Automobiles empfohlen. Diese möchte den klassischen R5 Turbo bzw. R5 Turbo 2 als sogenannten Restomod auf die Straßen bringen.

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