Pressebericht Conti soll wissentlich verunreinigte Klimaanlagenteile verbaut haben
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Laut dem „Spiegel“ hat Continental unter anderem BMW, Mercedes, VW und Renault millionenfach mit Klimaanlagen beliefert, deren Schläuche zu viele Schmutzpartikel enthielten. Zeitweise soll knapp 70 Prozent des Fertigungsvolumens verunreinigt gewesen sein.

Der Automobilzulieferer hat offenbar über Jahre hinweg die Qualitätsvorgaben der Autobauer in Bezug auf die Schläuche für die Kühlflüssigkeit nicht einhalten können. Nach Informationen des „Spiegel“ wurden daraufhin in großem Stil Tests manipuliert, um die Mängel zu vertuschen. Hierzu habe Conti bereits eine interne Untersuchung gestartet. Führungskräfte hätten von den Manipulationen gewusst und sie geduldet.
Demnach hätten tatsächlich 69,1 Prozent der betroffenen Serienproduktion Ende 2021 zuviel Rückstände an Staub und Metallteilen aufgewiesen.
Conti räumt „Abweichungen“ ein
Auf Anfrage des Nachrichtenmagazins bestätigte Continental „Abweichungen bei den Klimaleitungssystemen“. Zudem versichert der Zulieferer, es habe „zu keiner Zeit Gefahr für die Fahrzeuginsassen, die Sicherheit im Straßenverkehr oder die Umwelt“ bestanden. Denn die Schläuche seien in einem geschlossenen Klimakreislauf verbaut – die Schmutzpartikel könnten also nicht in die Innenraumluft der Fahrzeuge gelangen.
Man habe bereits „personelle und technische Konsequenzen“ gezogen, so der Konzern weiter, „je nach Untersuchungsergebnis können weitere folgen“. Betroffene Kunden und zuständige Behörden seien „umgehend informiert“ worden. Laut dem Spiegel hat Conti zudem selber die Staatsanwaltschaft Hannover informiert.
Führungskräfte waren eingebunden
Die Vorfälle ereigneten sich zwischen 2006 und Ende 2021 bei den Kunststoffspezialisten des Konzerns – bei Contitech. Laut dem Bericht waren die Manipulationen der Tests dort offenbar selbst Führungskräften bekannt. Im Rahmen der internen Untersuchungen würden die Namen von rund zwei Dutzend Personen aufgezählt, die in die Angelegenheit involviert sein könnten. Besonders im Fokus stehe der rumänische Standort Timișoara, aber auch das mittlerweile geschlossene Werk in Oppenweiler (Baden-Württemberg).
2008 hatte Contitech seine Qualitätstests auf ein neues, automatisiertes Verfahren umgestellt. Dessen präzisere Ergebnisse machten offenbar die Qualitätsprobleme erst sichtbar. Die von den Kunden vorgegebenen Reinheitswerte seien fortan nicht mehr durchgehend eingehalten worden.
Unter den Qualitätsmanagern bei Contitech hat man sich offenbar nicht anders zu helfen gewusst, als negative Resultate kurzerhand durch positive zu ersetzen. Laut dem Bericht unterschlugen Prüfer teils auch negative Ergebnisse und dokumentierten ausschließlich die guten.
Probleme waren nicht in den Griff zu kriegen
Weil das Problem nicht anders zu lösen war, versuchte Conti, mit Großkunden so genannte Abweichungsgenehmigungen zu verhandeln. Offenbar stimmten mehrere Kunden dem auch zu.
Schließlich meldeten aber Beschäftigte bei Contitech irgendwann die Unregelmäßigkeiten in der Qualitätskontrolle. Daraufhin gestand ein Mitarbeiter aus Timișoara Ende 2021 die Manipulationen.
Bereits zuvor hatten Kunden offenbar schon etwas bemerkt. Wie der „Spiegel“ schreibt, habe ein großer Hersteller Bauteile näher untersucht, weil einige Klimaanlagen „vorzeitig ausgefallen“ seien – dabei sei man auf die Verschmutzungen in den Schläuchen gestoßen.
Dieselaffäre noch nicht aufgearbeitet
Bereits vor einem Jahr hatte es unschöne Schlagzeilen für Conti gegeben – noch immer laufen interne Untersuchungen zur Verwicklung in die VW-Dieselaffäre. Rund um eine mögliche Beteiligung von Conti-Mitarbeitern ermittelt auch die Staatsanwaltschaft gegen 61 Beschuldigte.
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