Kriegsbilanz Der russische Automarkt ist pulverisiert

Von Andreas Grimm

Ein Krieg kennt nur selten Gewinner – und die russischen Autohändler gehören mit Sicherheit nicht dazu. In Putins Land ist der Neuwagenmarkt im Mai fast vollständig zusammengebrochen. Seit dem Überfall auf die Ukraine wird die Lage Monat für Monat schlechter.

In Russland wirken sich die Sanktionen auf den Verkehrssektor aus. Neuwagen werden kaum noch zugelassen.
In Russland wirken sich die Sanktionen auf den Verkehrssektor aus. Neuwagen werden kaum noch zugelassen.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay)

Nach 100 Tagen Krieg hat der russische Neuwagenmarkt faktisch aufgehört zu existieren. Wie die Vereinigung europäischer Unternehmen (AEB) in ihrer Mai-Bilanz mitteilte, rutschten die Absatzzahlen für Neufahrzeuge um 83,5 Prozent im Vergleich zum Vorkriegsmai 2021 in den Keller. Allerdings fehlen in den Monatszahlen die Werte von BMW und Mercedes. Die Premiumfabrikate berichten nur noch quartalsweise.

Hatten sich im Mai 2021 noch 147.378 Neuwagenkäufer gefunden, waren es im vergangenen Monat nur noch 24.268 Neuzulassungen. Damit hat sich die Entwicklung, die im März (–62,9 %) und April (–78,5 %) bereits infolge des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine deutlich sichtbar wurde, weiter verschärft. Im Januar und Februar waren die Verkäufe noch leicht im Plus gewesen (+4 %).

Anders als früher verzichtet der AEB inzwischen auf eine begleitende Kommentierung der Zahlen oder einen Ausblick auf die weitere Entwicklung. Angesichts der Sanktionen aufgrund der russischen Kriegsführung ist aber auch kaum mit einer Besserung zur rechnen. Viele Fabrikate haben ihre Tätigkeit eingestellt oder können wegen fehlender Teile nicht produzieren.

Entsprechend dürfte es sich bei den verbleibenden Verkaufszahlen vieler ausländischer Fabrikate vor allem um Lagerbestände handeln. Dabei betrifft der Rückgang die ausländischen Fabrikate ebenso wie die heimischen Hersteller. So brachen die Verkäufe des Marktführers Lada (rund 25 Prozent Marktanteil) im Monatsvergleich um 84 Prozent auf noch 6.000 Einheiten ein. Bei der inzwischen enteigneten Markenmutter Renault ging es um 86 Prozent bergab.

Noch weniger geht dagegen bei der Volkswagen-Gruppe: VW Pkw meldet einen Verkaufsrückgang um 94 Prozent auf noch 579 Einheiten, Skoda verliert 92 Prozent auf 805 Einheiten, bei Audi ging es im Mai um 88 Prozent auf 185 Neuwagen zurück, bei Porsche gar um 95 Prozent auf 26 Neuzulassungen.

Relativ besser sieht es bei den beiden heimischen Fabrikaten GAZ (–57 %) und UAZ (–41 %) aus, die es mit ihren geringen Zulassungszahlen plötzlich unter die Top-Ten-Marken in Russland gebracht haben. Das mag auch daran liegen, dass diese Hersteller relativ autark in Russland produzieren und weniger auf moderne Importtechnik angewiesen sind. Lada will Presseberichten zufolge wieder verstärkt ältere Modelle auf Euro-2-Niveau und ohne ABS produzieren. Daneben haben es auch chinesische Importmarken wie Geely (–55 %/907) oder Haval (–72 %/892 Einheiten) plötzlich ins Top-Ten-Ranking geschafft.

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