Läuft nicht aus, altert nicht und muss nicht nachgefüllt werden: Wie Luft anstelle von Kühlwasser hat auch Strom statt Öl gewichtige Vorteile beim Einsatz in der Servolenkung. Doch bei der Reparatur gibt es einiges zu beachten.
Elektrische Servolenkung von Bosch: Die leistungsfähigen und energiesparenden Systeme haben sich im Automobilmarkt durchgesetzt.
(Bild: Bosch)
Die elektromechanische Lenkung (EPS – Electric Power Steering) hat sich auf breiter Front durchgesetzt. In der Erstausrüstung werden praktisch keine neuen Pkws mehr mit rein hydraulischem Servo geplant; selbst schwere Limousinen oder Full-Size-SUVs lenken heute elektrisch. Und so sind Autos mit dieser Technik längst Alltag in den Kfz-Betriebe. Zwar sind Lenkgetriebe keine Verschleißteile, aber die zunehmende Verbreitung und das wachsende Alter der Fahrzeuge sorgen dafür, dass immer mehr Werkstätten es mit defekten Elektrolenkungen zu tun bekommen. Schließlich wird diese Bauart schon seit Beginn der 2000er Jahre in Serie gefertigt. Das erste Volumenmodell war der VW Golf der Generation 5.
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Läuft nicht aus, altert nicht und muss nicht nachgefüllt werden: Wie Luft anstelle von Kühlwasser hat auch Strom statt Öl gewichtige Vorteile beim Einsatz in der Servolenkung. Doch bei der Reparatur gibt es einiges zu beachten.
Elektrische Servolenkung von Bosch: Die leistungsfähigen und energiesparenden Systeme haben sich im Automobilmarkt durchgesetzt.
(Bild: Bosch)
Die elektromechanische Lenkung (EPS – Electric Power Steering) hat sich auf breiter Front durchgesetzt. In der Erstausrüstung werden praktisch keine neuen Pkws mehr mit rein hydraulischem Servo geplant; selbst schwere Limousinen oder Full-Size-SUVs lenken heute elektrisch. Und so sind Autos mit dieser Technik längst Alltag in den Kfz-Betriebe. Zwar sind Lenkgetriebe keine Verschleißteile, aber die zunehmende Verbreitung und das wachsende Alter der Fahrzeuge sorgen dafür, dass immer mehr Werkstätten es mit defekten Elektrolenkungen zu tun bekommen. Schließlich wird diese Bauart schon seit Beginn der 2000er Jahre in Serie gefertigt. Das erste Volumenmodell war der VW Golf der Generation 5.
Schon simple Schäden wie ein defekter Stecker können die elek- trische Servolenkung lahmlegen.
(Bild: ZF)
Doch was geht an diesen auf die Fahrzeuglebensdauer ausgelegten Teilen eigentlich kaputt? Leckagen und damit Schäden, die auf Ölmangel beruhen wie bei ihren hydraulischen Konkurrenten, kennen sie schließlich nicht. Grundsätzlich gesehen sind elektrische Servolenkungen trotzdem nicht weniger anfällig als hydraulische Systeme. Dies liegt zum größten Teil an der Elektronik. Hier gibt es diverse Dinge, die Probleme bereiten, etwa Kontaktfehler an den elektrischen Schaltkreisverbindungen, die Lastrelais oder Geräusche, die vom Elektromotor oder vom Antriebsriemen kommen. Auch bei Unfällen wird die Lenkung häufig beschädigt.
Von Versuchen, die Servoeinheit im Fahrzeug zu reparieren, sollten die Werkstätten besser absehen. Gegebenenfalls werden Spezialwerkzeuge, spezielle Vorrichtungen und Diagnosesysteme benötigt, die teils nicht frei verfügbar bzw. zu teuer für die Werkstätten sind. Hinzu kommt, dass nicht alle benötigten Ersatzteile für die Werkstätten verfügbar sind.
Aufarbeitung wird immer wichtiger
Beim Bezug des Ersatzteils haben die Kfz-Betriebe drei Möglichkeiten: Zum einen gibt es die Ersatzteilorganisationen der Autohersteller. Auch die Lenkungszulieferer, allen voran ZF/TRW und Bosch, liefern Originalteile in den freien Ersatzteilmarkt oder bieten aufbereitete Gebrauchtteile an. Und dann gibt es einen freien Markt, auf dem aufbereitete Altteile ebenso zu haben sind wie Nachbauten von Drittanbietern. Normalerweise passt im Austausch nur das Original- bzw. Identteil des jeweiligen Zulieferers. Nur in Ausnahmefällen – wenn der Autohersteller beispielsweise während der Bauzeit den Zulieferer wechselt – lässt sich etwa eine originale Nexteer- durch eine TRW-Ersatzlenkung ersetzen.
Reparaturtipp TRW: Adapter für alle Fahrzeuge
Reparaturtipp TRW
Elektrohydraulische Servolenkungen lassen sich mit einer Reparaturlösung von ZF reparieren.
(Bild: ZF)
Der Zulieferer TRW, mittlerweile im ZF-Konzern aufgegangen, war einer der wichtigsten Hersteller von elektrohydraulischen Servolenkungen (EHPS). Bei dieser Bauart erzeugt der Elektromotor die Hilfskraft nicht direkt, sondern treibt eine Hydraulikpumpe an, die wiederum eine normale Hydrauliklenkung versorgt. Diese Lenkungspumpe lässt sich separat austauschen, wofür TRW ein universelles Ersatzteil mit Adapterkabel für alle Fahrzeugmodelle entwickelt hat.
Die Steckerbelegung an neueren Modellen ist manchmal anders ausgelegt. In diesem Fall muss das mit der Pumpe mitgelieferte Adapterkabel verwendet werden. Der Mechatroniker muss das Adapterkabel mit der Anschlussdose an der Pumpe und mit dem Stecker am Fahrzeugkabelstrang verbinden und sein Massekabel am Massepunkt neben der Pumpe befestigen. Es empfiehlt sich, zuvor alle Korrosionsspuren vom Massepunkt zu entfernen und eine neue Schraube zu verwenden, um einen guten elektrischen Kontakt sicherzustellen.
Die Wiederaufarbeitung von Lenkungen im industriellen Maßstab erbringt eine Qualität, die mit Neuteilen vergleichbar ist.
(Bild: Rosenow/»kfz-betrieb«)
Wie bei fast allen hochwertigen Fahrzeugkomponenten wird auch bei der Lenkung die industrielle Wiederaufarbeitung von Gebrauchtteilen immer wichtiger. Das ist auch sinnvoll, schließlich sinkt dadurch der Materialbedarf gegenüber einem Neuteil um 50 bis 90 Prozent – je nach Zustand des Altteils. Dadurch sind auch Nachlässe beim Ersatzteilpreis drin.
Allerdings müssen Werkstätten aufpassen, aus welchen Quellen sie die aufgearbeiteten Teile kaufen: Denn für eine umfassende Erneuerung braucht man die Software für das Steuergerät, die man nur über den Hersteller der Lenkung beziehen kann. Billiganbieter dürften sich diese Ausgabe kaum leisten. Es besteht die Gefahr, dass sie Gebrauchtteile lediglich optisch aufwerten und weiterverkaufen. Dann ist weder die korrekte Funktion in der jeweiligen Fahrzeugvariante gewährleistet noch eine ausreichende Lebensdauer.