»kfz-betrieb« Auto-Check: Fiat 124 Spider – Go-Kart für die Straße
Mit dem 124 Spider hat Fiat endlich wieder einen echten Blickfang im Modellportfolio. Und nicht nur das: Auch auf der Straße macht der Roadster eine Menge Spaß. Ein Auto für jedermann ist der Spider aber nicht.
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Schenkt man den Marketingstrategen von Fiat Glauben, ist der 124 Spider ein Erfolgsgarant in Sachen Liebe. In verschiedenen Werbespots hilft der Roadster den weiblichen und männlichen Darstellern dabei, die Leidenschaft füreinander entweder komplett neu zu entdecken oder wieder zu entfachen. Am meisten dürfte der italienische Autobauer aber selbst hoffen, mit dem Auto bei Interessenten Emotionen für die eigene Marke zu wecken. Schließlich hatte Fiat schon länger kein echtes Spaßauto mehr im Programm.
Das absolute K.O.-Kriterium für Autos, die die eigene Strahlkraft erhöhen sollen, ist selbstredend die Optik. Und die gefällt beim Fiat 124 Spider auf den ersten Blick. Den Designern ist dabei ein toller Spagat zwischen Historie und Moderne gelungen. Einige Details wie der Kühlergrill mit seinen Waben, die Wölbungen in der Motorhaube und die Rückleuchten erinnern stark an den Fiat 124 Sport Spider aus dem Jahr 1966.
Allein auf die eigenen Gene wollten sich die Italiener allerdings nicht verlassen: Und so haben sie sich in vielerlei Hinsicht bei Mazdas Erfolgs-Roadster MX-5 bedient. Im Innenraum wird das offensichtlich, dort ist die Ähnlichkeit zum Japaner sehr hoch. An einigen Stellen hat Fiat aber doch Hand angelegt, beispielsweise ist hier und da mehr Klavierlack als Kunststoff zu finden, die Seitenscheiben fallen dicker aus und das Stoffverdeck ist besser gedämmt. Wenn wir schon beim Verdeck sind: das lässt sich mittels weniger Handgriffe fix öffnen und schließen und hielt auch bei einem zwischenzeitlichen Regenguss gut dicht. Auch dank der gewohnt angenehmen Mazda-Menüführung für das Infotainment-Angebot steht dem 124 Spider der eigene Innenraum insgesamt sehr gut zu Gesicht.
Um sich davon selbst überzeugen zu können, müssen Spider-Kunden natürlich erst einmal einen der beiden Sitze einnehmen. Das ist aufgrund der extrem niedrigen Sitzposition gar nicht so einfach, gerade größere Passagiere müssen sich doch gewaltig in das Auto hineinfalten. Wer über 1,85 Meter groß ist, geht zudem bei geschlossenem Verdeck schnell einmal mit der Dachkante auf Tuchfühlung. Und so ist auch der Spider ein Beleg dafür, was mehr oder weniger ein „No-Brainer“ sein sollte: Roadster sind weder Autos für Großgewachsene, noch für Menschen mit Rückenproblemen.
Spaßfaktor Turbo
Wer diese Voraussetzungen erfüllt und sich zudem mit wenig Platz und Stauraum anfreunden kann – neben dem Kofferraum mit 140 Litern Ladevolumen gibt es im Innenraum noch zwei winzige Fächer, die kaum der Erwähnung wert sind – dem dürfte der hohe Spaßfaktor des italienischen Zweisitzers kaum verborgen bleiben. Ein echter Vorzug der bereits erwähnten tiefen Sitzposition ist das Go-Kart-Feeling, das sie in Verbindung mit dem Heckantrieb versprüht.
Anders als Mazda setzt Fiat in seinem Roadster beim Motor auf Turbounterstützung. Der 1,4-Liter-Benziner mit 103 kW/140 PS wird mit dem gerade einmal 1.125 Kilogramm schweren Flitzer spielend leicht fertig. Mithilfe des Turbos schiebt sich das Auto bereits dann beherzt nach vorne, wenn der Fahrer das Gaspedal nur relativ zart tritt. Freude bereitet auch das Sechsgang-Schaltgetriebe, die maximal 240 Newtonmeter kommen bei den Gangwechseln voll zum Tragen. Das Fahrwerk haben die Italiener sportlich hart abgestimmt, bei einem kleinen Kurvenjäger wie dem 124 Spider darf das aber auch so sein.
Auf einen sonst gern hergenommenen Test haben wir beim Spider verzichtet. Die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 217 Stundenkilometern war kein großer Anreiz, geht es den Insassen im Spider doch schon ab Tempo 120 aufgrund der Umgebungsgeräusche gehörig auf die Ohren. Ein Roadster ist eben eher auf der Landstraße als auf der Autobahn zuhause. Auf diesem Terrain haben wir den Spider aber durchaus seine Sportlichkeit zur Schau stellen lassen. Der Durchschnittsverbrauch von 7,8 Litern fiel dabei nicht überragend aber auch nicht übertrieben aus. Dass auch der Fiat den eigenen Normverbrauch von 6,4 Litern nicht einhalten kann, war bereits im Voraus klar.
Preislich startet der Spider bei 23.990 Euro, dann sind bereits unter anderem Klimaanlage und Leder-Lenkrad dabei. Sehr empfehlenswert ist die optionale Rückfahrkamera, da der eigene Blick nach hinten trotz des kurzen Hecks eher bescheiden ausfällt. Wer sie haben möchte, muss 1.000 Euro extra hinlegen, bekommt dafür aber auch noch das Navigationssystem dazu, dass im Test mit seiner übersichtlichen Darstellung zu gefallen wusste. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Möglichkeiten, den eigenen Drang nach Individualisierung auszuleben. Sollten Kunden dem Thema Zusatzausstattung aufgeschlossen gegenüberstehen, dürfte der Fiat 124 Spider auch bei den Händlern der Marke Glücksgefühle entfachen.
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