Kfz-Gewerbe Niedersachsen-Bremen erwirtschaftet Umsatzrekord
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Ein turbulentes Autojahr 2019 hat das Kfz-Gewerbe Niedersachsen-Bremen mit deutlich gestiegenen Umsätzen abgeschlossen – trotz des Sorgenkinds Service. Für das laufende Jahr rechnet die Verbandsführung mit einigen Normalisierungen.

Verhalten optimistisch startet das niedersächsische Kfz-Gewerbe in das Jahr 2020. Der Präsident des Landesverbands, Karl-Heinz Bley, forderte auf der jährlichen Pressekonferenz von der Politik Fördermaßnahmen für die Kfz-Werkstätten zur Vorbereitung auf die Elektromobilität. „Es gibt eine gefühlte Ungleichbehandlung von Hersteller und Handel!“
Es gebe großzügige Anreize für die Industrie, aber keine für den Handel. Dabei hätten gerade die Werkstätten in Vorleistung treten müssen, was Ausbildung und Ausstattung für elektrische Antriebsformen anbelangt. „Ob und wann sich diese Investitionen rentieren, muss die Zukunft erweisen“, erläuterte Landespressesprecher Joachim Czychy. Der Verband fordert ferner eine „Technologieoffenheit“ hinsichtlich der Einführung neuer Antriebskonzepte.
Die Umsatzrendite konnte das Kfz-Gewerbe im Norden auf 1,3 Prozent leicht steigern, berichtete Bley. Der Wert reiche aber noch nicht aus. 3 Prozent oder mehr müssten in den Betrieben bleiben, um sicher wirtschaften zu können. Der Gesamtumsatz in Niedersachsen stieg um 8,4 Prozent auf das Rekordhoch von 26,8 Milliarden Euro. „Es wird wieder mehr Geld beim Autokauf ausgeben“, erklärte sich Bley die Zahlen.
Tatsächlich ist der Durchschnittspreis für einen Neuwagen zuletzt von 31.270 Euro auf 33.990 Euro in Niedersachsen gestiegen. Ein weiterer Grund für das Plus ist der hohe Anteil an gewerblichen Kunden sowie der ungebrochene Höhenflug der SUV. Gleichzeitig stiegen im Gebrauchtmarkt die Durchschnittspreise. Der Markenhandel verlor im vergangenen Jahr jedoch Marktanteile (von 50 % im Jahr 2018 auf 45 % im Jahr 2019) zugunsten freier Händler. Auch der Privatverkauf verlor einen Prozentpunkt auf 33 Prozent Marktanteil.
Der Service-Markt hat in Niedersachsen überraschend deutlich eingebüßt. Um 360 Millionen Euro sank der Umsatz auf 2,95 Milliarden Euro. Bley führt als Grund längere Wartungsintervalle und die im Durchschnitt gesunkene Schadenssumme bei Unfällen an. Damit sank auch die Auslastung der Werkstätten auf durchschnittlich 83 Prozent. In den Jahren 2017 und 2018 waren es 86 Prozent gewesen.
E-Mobilität als Unsicherheitsfaktor
Als Unsicherheitsfaktor für die Werkstätten gilt in Niedersachsen auch die Auswirkung der Elektromobilität auf die Bereiche Reparatur und Wartung. Nahezu alle Betriebe seien mit geschultem Personal auf elektrische Fahrzeuge vorbereitet, betonte Bley. Die Dieselnachrüstung habe den Werkstätten wenig Aufträge gebracht, das Interesse der niedersächsischen Autofahrer sei gering.
Im hart umkämpften Ausbildungsmarkt haben sich die Betriebe behaupten können, schlossen jedoch bei den Mechatronikern 4,7 Prozent und bei den Automobilkaufleuten 3,1 Prozent weniger Ausbildungsverträge ab. Bley forderte eine bessere Berufsorientierung an den Gymnasien und verurteile eine aktuelle Studie der OECD zu den Berufswünschen junger Menschen. Die Untersuchung hatte den Kfz-Berufen geringe Zukunftschancen prognostiziert.
Innung Bremen bestätigt das Gesamtbild
Das Bremer Autojahr verlief ähnlich dem in Niedersachsen: Noch nie haben private Haushalte in Bremen und Bremerhaven mehr Geld für neue und gebrauchte Fahrzeuge ausgeben wie 2019. Insgesamt 600 Millionen Euro gaben die Hanseaten für ihre Autokäufe aus, davon 200 Millionen für Neuwagen. Dennoch stagniere die Umsatzrendite bei mageren 1,3 Prozent.
Der Jahresumsatz in Bremen stieg um 4,5 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro, davon allein 717 Millionen Euro für Neuwagen (+1,0 %). Die Neuzulassungen legten nur unterdurchschnittlich um 3 Prozent zu.
Besonders bitter war in Bremen der Rückgang des Werkstattgeschäfts um gut 10 Prozent. Für das laufende Jahr rechnet Bremens Obermeister Hans-Jörg Koßmann jedoch wieder mit einem Anstieg, da sich aus seiner Sicht mehr Kunden entscheiden werden, in ihre Fahrzeuge per Wartung und Reparatur zu investieren.
Kritisch äußerte sich Koßmann zum Thema E-Mobilität. Er fremdelt nicht an der Technologie an sich, sondern mit den regulierenden Eingriffen seitens der Politik zugunsten der E-Mobilität. Er halte die E-Mobilität als eine Übergangstechnologie und für den Ballungsraum durchaus für sinnvoll.
Doch mit Hinblick auf Finanzierbarkeit und Machbarkeit, sei dies nicht der alleinige Weg. „Wir verballern unsere Ressourcen für die E-Mobilität.“ Stromer würden benötigt, „vor allem für die Hersteller, aber daneben benötigen wir auch andere Antriebsarten“, betonte Koßmann und verwies auf den asiatischen Automarkt: „Da steht Wasserstoff sehr weit vorne.“
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