Mahag schluckt Audi-Gebrauchtwagen-Palast

Autor / Redakteur: Jens Rehberg / Jens Rehberg

Kaum ist die Hersteller-Gebrauchtwagenburg vor München mehr schlecht als recht angelaufen, schon wird der Verwalter ausgetauscht. Es übernimmt Mahag-Chef Volker Borkowski.

Volkswagen baut den Direktvertrieb nun auch auf der Gebrauchtwagenschiene zum Leidwesen der Vertriebspartner massiv aus.
Volkswagen baut den Direktvertrieb nun auch auf der Gebrauchtwagenschiene zum Leidwesen der Vertriebspartner massiv aus.
(Foto: Audi)

Mahag-Geschäftsführer Volker Borkowski übernimmt zum 1. Dezember zusätzlich die Führung des frisch eröffneten Audi-Gebrauchtwagenzentrums in Eching bei München. Dies bestätigte der zuständige Pressesprecher der Porsche Holding, der die Volkswagen-Retail-Tochter Mahag letztlich gehört, am Dienstag auf Anfrage von »kfz-betrieb«. Der für den Anlauf des Betriebs verantwortliche Geschäftsführer Hans-Joachim Radde geht Anfang Dezember nach China und wird Skoda-Marketingleiter.

Zum Hintergrund des Stabwechsels wollten sich am Dienstag weder Konzernsprecher noch die Mahag-Geschäftsleitung äußern.

Wie »kfz-betrieb« erfahren hat, ist der Start des herstellereigenen Gebrauchtwagenzentrums in Eching schlecht gelaufen. Das hängt offenbar nicht zuletzt mit akutem Personalmangel zusammen – mehrere zuvor von Betrieben aus der Umgebung abgeworbene Verkäufer haben den Audi-Standort bereits wieder verlassen. Hans-Joachim Radde hatte in der vergangenen Woche selbst eingeräumt, dass ihm noch rund 50 Mitarbeiter fehlen. Auch bei der Installation der für das Gebrauchtwagengeschäft notwendigen Prozesse scheint es zu hapern. Aktuell ist nur etwa die Hälfte des knapp 600 Fahrzeuge umfassenden Bestands des Standorts für das Internet bebildert. Der Verkauf in Eching läuft bereits seit zwei Monaten.

Auf einer Fläche von rund 45.000 Quadratmetern will Audi künftig in unmittelbarer Nähe zur A9 sowie zum Flughafenzubringer bis zu 1.000 Gebrauchtwagen präsentieren und wartet zudem noch mit einem Serviceangebot ab halb sechs Uhr morgens auf. Audi rechtfertigt den Eintritt in den direkten Wettbewerb zum Handel in einem bislang den Vertriebspartnern vorbehaltenen Geschäftsfeld damit, dass weder die konzerneigene Mahag noch die umliegenden Audi-Partner das Potenzial für Jungwagen in der Region ausschöpfen würden. Zudem nehme keiner der nahen kleineren Audi-Vertriebspartner am Gebrauchtwagenprogramm des Herstellers „Audi Gebrauchtwagen Plus“ teil.

Der Hersteller plant für Eching mit einem künftigen jährlichen Volumen von rund 5.000 Einheiten. Derzeit hat der Betrieb fast nur Fahrzeuge im Bestand, die maximal ein Jahr alt sind. Seit dem Verkaufsstart hat das Zentrum nach eigenen Angaben rund 400 Fahrzeuge vermarktet.

Volkswagen hatte die Mahag-Gruppe (VW, Audi, Seat, Skoda, Porsche, Lamborghini) Anfang 2010 übernommen. Das Unternehmen beschäftigt in München und Ulm rund 1.700 Mitarbeiter. Die Handelsgruppe verkauft jährlich über 20.000 Neu- und mehr als 18.000 Gebrauchtfahrzeuge.

Volker Borkowski war Ende 2012 von der Augsburger AVAG zu der herstellereigenen Münchner Autohandelsgruppe gewechselt.

In einer früheren Version dieses Beitrags konnte der Eindruck entstehen, dass das Audi-Gebrauchtwagenzentrum in Eching künftig nicht nur von der Mahag operativ betrieben, sondern auch in die entsprechende Vertriebsgesellschaft integriert wird. Richtig ist, dass das Zentrum eine eigenständige Vertriebsgesellschaft unterhalb der Volkswagen Group Retail Deutschland GmbH bleibt, die wiederum eine Tochtergesellschaft der Porsche Holding Salzburg ist. Seit 2011 gehört die Porsche Holding zu 100 Prozent der Volkswagen AG.

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