Ukraine-Krieg Renault verkauft Lada für einen Rubel
Aus 2,2 Milliarden Euro wird in Russland über Nacht derzeit schnell mal nur ein Cent. So geschieht es derzeit dem Renault-Konzern, dessen russisches Geschäft wohl letztlich enteignet wird.

Die Renault-Gruppe verliert als Folge des Ukraine-Kriegs offenbar ihr gesamtes Russlandgeschäft und muss 2,2 Milliarden Euro abschreiben. Laut Medienberichten verkauft der Autobauer seine Beteiligung an Avtovaz-Lada für den symbolischen Preis von einem Rubel (derzeit umgerechnet 1,3 Cent) an ein automobiles Forschungsinstitut namens NAMI. Der Autokonzern hatte zuletzt 68 Prozent an Russlands wichtigstem Autobauer gehalten. Die restlichen Anteile hält der russische Rüstungskonzern Rostec.
Allerdings zitiert „Reuters“ das russische Handelsministerium mit den Worten, Renault habe das Recht, seine Anteile binnen sechs Jahren wieder zurückzukaufen – zu einem deutlich höheren Preis, in dem sich dann die russischen Investitionen wiederfinden sollen. Das NAMI ist für das Design und den Bau von Autos und Lastwagen in Russland verantwortlich – laut der Nachrichtenagentur nicht zuletzt für die von Präsident Wladimir Putin verwendeten Limousinen.
Darüber hinaus soll die Renault-Fabrik bei Moskau an die dortige Stadtverwaltung übergeben werden. Damit passiert, was die russische Seite als Reaktion auf die Embargos infolge des Überfalls auf die Ukraine angekündigt hatte: die Enteignung westlicher Unternehmen. Vor einem Monat hatte der Autokonzern das Russlandgeschäft laut einem Bericht des „Handelsblatts“ noch mit 2,2 Milliarden Euro bewertet.
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Lada: Der Rubel rollt wieder
Vor gut einem Monat, am 23. März und damit einen Monat nach Kriegsbeginn, hatte sich die Renault-Gruppe entschlossen, ihre Industrieaktivitäten in Russland endgültig auszusetzen. Eine Stellungnahme zu den aktuellen Entwicklungen lehnte die Renault-Gruppe auf Anfrage von „Reuters“ ab.
Für den deutschen Markt hat die Entwicklung keine direkten Konsequenzen. Der offizielle Import nach Deutschland ist seit einigen Jahren eingestellt, weil die Renault-Gruppe in Westeuropa allein auf Dacia als günstiges Fabrikat setzt. Dennoch wurden 2021 rund 1.700 Lada neu zugelassen. Den Bestand von Lada-Pkw beziffert das Kraftfahrt-Bundesamt hierzulande auf knapp 32.000 Einheiten.
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Lada zieht sich aus Westeuropa zurück
Renault hatte seit dem Kauf von Lada im Jahr 2007 die Produktion und auch das Produktangebot modernisiert. Neben dem Klassiker Niva sind inzwischen auch die Modelle Vesta, Largus und X-Ray durchaus gefragt in Russland und den angrenzenden Staaten. Lada konnte sich auf diese Weise als meistverkaufte Marke in Russland mit einem Anteil von 21 Prozent halten.
Die am Tag vor dem Kriegsbeginn veröffentlichten Finanzzahlen für 2021 weisen einen Anstieg der operativen Marge von Avtovaz um 106 auf 247 Millionen Euro aus. Der Umsatz war im Vergleich zu 2020 um 10,4 Prozent auf 2,85 Milliarden Euro gestiegen. Die Folgen des Krieges waren bereits in der Bilanz fürs erste Quartal spürbar: Der Umsatz von Avtovaz war um knapp ein Viertel (-23,1 %) auf 527 Millionen Euro gefallen.
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