So fährt sich die elektronische Kupplung von Kia
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Als erster Hersteller vereint Kia ein herkömmliches Schaltgetriebe mit einer elektronisch gesteuerten Kupplung. Hinzu kommt ein 48-Volt-Mildhybrid. »kfz-betrieb« ist die ungewöhnliche Kombination gefahren.

Noch immer sind rund 50 Prozent der Neufahrzeuge auf dem europäischen Markt mit einem manuellen Schaltgetriebe ausgestattet. Und dieser Anteil dürfte in Zukunft auch nur langsam sinken, weil Automatikgetriebe vor allem vielen Kleinwagenkunden zu teuer sind – und viele Menschen auch schlicht und einfach gerne schalten.
Das muss aber nicht bedeuten, dass sie für alle Zeiten auf die Segnungen der Elektrifizierung verzichten müssen. Kia hat jüngst eine elektronisch gesteuerte Kupplung für Handschaltgetriebe vorgestellt und sie mit der Sechsgangbox zum sogenannten intelligenten Schaltgetriebe (IMT) zusammengefasst. Auf einem Pressetermin in Rüsselsheim konnte »kfz-betrieb« nun erstmals mit dem neuartigen Antriebskonzept fahren.
Stopp: Es war gar nicht das erste Mal. Schon 2015 hatte der Zulieferer Valeo, der nun auch Kia mit dem Aktuator beliefert, seine E-Clutch der Presse vorgestellt. Bei den damaligen Testfahrten konnte das Einkuppelverhalten allerdings noch nicht überzeugen: Das Pedal war sehr leichtgängig, ein Schleifpunkt nicht zu spüren. Die E-Clutch funktionierte eher wie ein Schalter.
An dieser Stelle haben die Kia-Techniker seither einiges verbessert. Der Gegendruck am Pedal unterscheidet sich nicht von dem bei einer normalen hydraulischen Kupplung. Einen deutlich spürbaren Schleifpunkt gibt es zwar immer noch nicht, aber das Anfahren gelingt vollkommen natürlich – den meisten Nutzern dürfte kein Unterschied auffallen.
Abwürgen ist nahezu ausgeschlossen
Ungeschickte Fahrer wird es allerdings freuen, dass durch die elektronische Steuerung des Einkuppelvorgangs ein Abwürgen des Motors praktisch ausgeschlossen ist. Man kann es zwar provozieren, in dem man das Pedal einfach „schnipsen“ lässt, aber von solcherart Missbrauch abgesehen setzt sich der Wagen immer ohne jedes Ruckeln in Bewegung. In ihrem Bemühen, eine herkömmliche Kupplung nachzubilden, haben die Kia-Entwickler auch darauf verzichtet, beim Ausrollen und Anhalten automatisch auszukuppeln. Hier muss der Fahrer weiterhin aktiv werden.
Und wie profitiert der Kunde nun vom IMT – abgesehen vom größeren Anfahrkomfort? Die wichtigsten neuen Features sind die erweiterte Start-Stopp-Funktion und das sogenannte Segeln. Der Motor wird also in viel mehr Fahrsituationen als vorher abgeschaltet, etwa beim Heranrollen an die Kreuzung oder auch im Schiebebetrieb bei bis zu 125 km/h. Die elektronische Kupplung trennt dabei den Motor vom Getriebe, der Fahrer kann den Gang also „drin“ lassen.
Zehn Prozent Verbrauchssenkung sollen im Alltag drin sein
Wenn er aus diesem Zustand wieder beschleunigen will, bringt der leistungsstarke 48-Volt-Startergenerator, mit dem das IMT immer kombiniert ist, den Motor innerhalb von Sekundenbruchteilen wieder auf Drehzahl, und die Kupplung schließt. Dieser Übergang ist kaum zu spüren, das Fahrzeug setzt sich agil und ohne zu ruckeln wieder in Bewegung.
In Sachen Verbrauchsreduzierung sollte der Kunde allerdings keine Wunderdinge erwarten. Im Prüfzyklus WLTC sind keine langen Rollphasen enthalten, und so sinkt der Prospektwert durch das System laut Kia nur um drei Prozent. Im realen Verkehr sollen allerdings bis zu zehn Prozent drin sein. Hierfür muss der Fahrer aber das entsprechende Fahrverhalten an den Tag legen. Denn Segeln geht nur, wenn er auch den Fuß vom Gaspedal nimmt.
Zum Einsatz kommt das IMT serienmäßig in den Diesel-Mildhybriden der Ceed-Baureihe. Im dritten Quartal wird auch der überarbeitete Rio mit dem 1,0-Liter-Turbobenzier damit ausgestattet.
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