Auf Erprobung mit dem neuen Smart

Autor / Redakteur: sp-x / Andreas Wehner |

Eigentlich ist sein Revier der Dschungel der Großstadt. Doch bevor der neue Smart die City stürmt, muss er sich erst einmal in der Schneewüste bewähren – beim letzten Wintertest in Schweden.

Letzte Tests in der Kälte: Der neue Smart muss in Schweden zeigen, was in ihm steckt.
Letzte Tests in der Kälte: Der neue Smart muss in Schweden zeigen, was in ihm steckt.
(Foto: sp-x)

Markus Riedel kennt sich aus mit schwerem Terrain. Schließlich hat der Daimler-Ingenieur zuletzt die Entwicklung der Geländewagen ML und GL verantwortet. Doch jetzt fährt er einen Prototypen durch den schwedischen Winter, den man eher im Stop-and-Go-Verkehr einer Innenstadt erwartet hätte als in den Schneewüsten am Polarkreis.

Denn von den dicken Dingern hat Riedel zum kleinsten Stern am Mercedes-Himmel gewechselt und treibt nun den neuen Smart über die Zielgerade: Ein paar Schleifen noch auf dem spiegelblanken Eissee, ein paar Bodychecks bei minus 25 Grad in der Kältekammer, ein paar Runden auf dem Handlingparcours, Abgasmessungen und Qualitätskontrollen, dann kann er endgültig die Produktion freigeben und nach den Sommerferien die dritte Generation des Smart auf die Straße lassen.

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Nichts darf mehr klappern und quietschen, selbst wenn das Thermometer Tiefstand hat. Es muss in der kleinen Kabine schneller warm werden, als der Fahrer zu frieren beginnt. Und natürlich muss das ESP auch auf schwierigem Terrain die richtige Balance finden zwischen Vernunft und Vergnügen, darf den Wagen nur ein-, nicht ausbremsen. Deshalb kullern und kreiseln jetzt ein halbes Dutzend Smarties im schwarz-weißen Tarnkleid der Prototypen über das streng abgeschirmte Testgelände „Arctic Falls“ und proben den Ernstfall: Vollbremsungen auf Eis und Schnee, Slalomstrecken und Steigungshügel und natürlich den unvermeidlichen Elchtest, für den man hier oben eigentlich gar keine Hütchen braucht.

Riedel kennt diese Prozedur noch von seinen anderen Baureihen. Denn was die Entwicklung angeht, ist der Bonsai-Benz ein Daimler-Modell wie jedes andere auch – und spult deshalb auch das gleiche Testprogramm ab wie der Mercedes GL oder sogar der Maybach, die Riedel davor verantwortet hat. Von ganz oben nach ganz unten; erst dick, dann dünn – da musste sich der Ingenieur natürlich schon ein bisschen umgewöhnen. Doch auch wenn es diesmal um maximale Raumausnutzung ging und er anders als bei den großen Sternen beim Smart jeden Cent zweimal umdrehen musste, hat er auch viele Gemeinsamkeiten ausgemacht. In Sachen Qualität zum Beispiel und bei der Sicherheit gilt hier wie dort der gleiche Anspruch, sagt Riedel.

Aber es ist nicht nur die Erfahrung mit den unterschiedlichen Baureihen, die den Mittvierziger für seinen Job qualifiziert. Es sind auch ein paar ganz persönliche Eigenheiten: Er wohnt an der Grenze zum Elsass, spricht fließend Französisch und hat sogar in Paris studiert. Das kann nicht schaden, wenn der Schreibtisch nicht in Böblingen, sondern in Billancourt steht. Schließlich ist der Smart diesmal keine reine Mercedes-Entwicklung mehr, er entsteht vielmehr in Kooperation mit Renault. So sollen die Stückzahlen steigen und die Kosten sinken, sagt Smart-Chefin Annette Winkler.

Stuttgarter Leiharbeiter

Und Riedel ist eine Art Stuttgarter Leiharbeiter, der in Frankreich nach dem Rechten schauen und dafür sorgen muss, dass der Smart auch mit fremden Genen brav bei der Familie bleibt. Denn: „Auch der neue Smart bleibt ganz der alte“, wiederholt die Smart-Chefin wie ihr persönliches Mantra bei jeder denkbaren Gelegenheit.

Wer Riedels Streifenhörnchen jetzt beim Eisballett in Schweden beobachtet, muss ihr auf der einen Seite reicht geben: Noch immer misst der Winzling keine 2,70 Meter, unter der Tarnfolie schimmert wieder die bekannte Tridion-Sicherheitszelle durch, und selbst wenn der Smart jetzt für den Fußgängerschutz eine kleine Stupsnase bekommt, behält er seine einzigartige Silhouette.

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