Insolvenzen Ausgesetzte Antragspflicht verschleiert weiter die wirkliche Lage

Von Andreas Grimm

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Eingeschränkte Geschäftstätigkeit sowie Konsumzurückhaltung und doch keine Pleitewelle – die Statistik der Insolvenzen gibt die wirtschaftliche Situation der Kfz-Branche nach wie vor nur unzureichend wieder. Das Problem sehen auch die Statistiker.

Nichts geht mehr: Dass Kfz-Betriebe derzeit aufgeben, ist eher selten.
Nichts geht mehr: Dass Kfz-Betriebe derzeit aufgeben, ist eher selten.
(Foto: Grimm/»kfz-betrieb«)

Die Zahl der Pleiten in der Kfz-Branche ist nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) weiter rückläufig. Nach Angaben der Statistiker wurden im zuletzt veröffentlichten Berichtsmonat November 2020 noch 22 Insolvenzen von Autohändlern, Werkstätten, Lackierereien, Autowaschanlagen, Motorradbetrieben und Teilehändlern verzeichnet. Das sind 13 Fälle oder 37 Prozent weniger als im Vergleichsmonat des Jahres 2019.

Bei den Fällen handelte es sich um kleinere Betriebe. Insgesamt waren von den Schwierigkeiten 40 Arbeitnehmer betroffen. Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger summierten sich auf 7,8 Millionen Euro. Mit der Entwicklung übertrifft die Kfz-Branche noch den schon stark ausgeprägten gesamtdeutschen Rückgang. Mit 1.046 Pleiten verzeichnete das Destatis für den November 2020 ein Viertel weniger Fälle als im Vergleichsmonat 2019.

In einer Mitteilung verdeutlicht das Amt jedoch, dass sich „die wirtschaftliche Not vieler Unternehmen durch die Corona-Krise weiterhin nicht in einem Anstieg der gemeldeten Unternehmensinsolvenzen widerspiegelt“. Die verzerrten Zahlen sind vielmehr weiterhin eine Folge der ausgesetzten Insolvenzantragspflicht für überschuldete Unternehmen. Dagegen werde die seit Oktober 2020 wieder geltende Insolvenzantragspflicht für zahlungsunfähige Unternehmen wegen der Bearbeitungszeit der Gerichte erst später Auswirkungen auf die Zahlen haben.

Zwischen Januar und November verzeichnete das Destatis einen Rückgang der Insolvenzen von 548 auf 450 Fälle (-18 %). Vor allem seit dem Beginn des zweiten Halbjahres geht die Zahl zahlungsunfähiger Betriebe stark zurück. Im ersten Quartal, also vor Inkrafttreten der ausgesetzten Insolvenzantragspflicht, war die Fallzahl noch deutlich gestiegen (+6,4 %).

Monatsauswertung nach Segmenten

Angesichts der künstlich rückläufigen Fallzahlen hat der tiefere Blick auf die betroffenen Zweige in der Branche nur bedingt Aussagekraft. Dennoch fällt auf, dass der stärkste Rückgang bei den Handelsbetrieben zu verbuchen ist. Diese Gruppe meldete nur noch 8 Insolvenzen, ein Minus von 50 Prozent zum Wert des Vorjahresmonats. Bei den Reparaturbetrieben gingen die Fälle von 13 auf 9 zurück (-31 %).

Bei den Lackierereien blieb es bei einer Insolvenz, die Gruppe der Autowaschanlagen verzeichnete ebenfalls nur einen trudelnden Betrieb, in der Motorradbranche war es im November kein einziger. Dem Teile- und Zubehörhandel ordnete das Destatis 3 Fälle zu, vor Jahresfrist waren es noch 5 gewesen.

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