Dello schmiedet norddeutsche Handelsmacht
Zum 1. Januar gehen die beiden traditionsreichen Autohändler Ernst Dello und Dürkop Automobile AG zusammen. Das neue Unternehmen wird rund 50 Standorte betreiben.

Der Hamburger Mehrmarkenhändler Ernst Dello übernimmt zum 1. Januar die Mehrheit an der Dürkop Automobile AG mit Sitz in Braunschweig. Wie das Unternehmen am Dienstag erklärte, erwirbt Dello dazu die Aktienanteile der Nürnberger Versicherungsgruppe an der Dürkop AG und wird dadurch Mehrheitsgesellschafter.
Der Mitteilung zufolge soll die Eigenständigkeit der beiden Unternehmensgruppen Dello und Dürkop, „selbstverständlich erhalten bleiben“. Die beiden traditionsreichen Händler sind bisher in unterschiedlichen Gebieten aktiv, überschneiden sich im Markenportfolio jedoch mit den Volumenmarken Opel und Ford. Es entsteht ein Handelsverbund, der mit zahlreichen Fabrikaten viele nord- und ostdeutsche Metropolregionen abdeckt.
„Beide Unternehmen passen fabrikatsseitig gut zusammen“, bestätigte Kurt Kröger, geschäftsführender Gesellschafter der Dello-Gruppe, auf Anfrage von »kfz-betrieb«. Auch geschäftlich und geografisch habe sich eine intensive Zusammenarbeit angeboten mit dem Ziel „gemeinsam mehr Geschäfte zu machen“. Für den reibungslosen Start in die gemeinsame Zukunft würden daher auch alle bisherigen Geschäftsführer an Bord bleiben. Die Entscheidung zum Kauf der Dürkop-Anteile sei langfristig gereift, seitdem die Nürnberger Versicherungsgruppe angekündigt hatte, sich aus dem Automobilhandel zurückzuziehen. Mit der Versicherung arbeiten beide Unternehmen eng zusammen.
Wie der Vorstandschef der Dürkop AG, Stefan N. Quary, am Dienstag auf Anfrage bestätigte, will der Manager die Dürkop-Gruppe weiterhin führen. „Die Marke Dürkop bleibt erhalten“, versicherte Quary. Sowohl Dello als auch Dürkop stünden als Unternehmen hervorragend da, nichtsdestotrotz führe man demnächst Gespräche über die künftige strategische Ausrichtung des Geschäfts – dabei gehe es aber in erster Linie um potenzielle Synergien und die Optimierung der Strukturen.
Die Dürkop-Führung – jüngst verstärkt durch den Ex-Autoscout-24-Vertriebschef Peter Lorenzen – arbeitet gerade mit Hochdruck an der engen Verzahnung aller im Unternehmen vorhandenen sowie der angeschlossenen IT-gestützten Systeme mit einer neuen Kundendatenbank. Das so entstehende Netzwerk soll es in Verbindung mit hochqualifizierten Kundenprofilen ermöglichen, spitze Kampagnen sowohl im Fahrzeugverkauf als auch im Aftersalesbereich zu fahren, die so früh und relevant den Bedarf der Kunden treffen, wie es bislang im Autohandelsbereich noch kaum möglich war. Die Einsatzbereitschaft des Konzepts erwartet Stefan N. Quary für Ende nächsten Jahres.
Mehr zum neuen digitalen Geschäftsmodell bei Dürkop lesen Sie in der »kfz-betrieb«-Sonderausgabe„Die großen Autohändler Deutschlands“.
Insgesamt kann das zum Jahreswechsel entstehende Gesamtunternehmen künftig mit gut 50 Betrieben und rund 1.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Kunden zwischen Hamburg und Berlin bedienen. Den Umsatz des Gemeinschaftsunternehmens gibt Dello mit rund 700 Millionen Euro an. Mit der erreichten Größe könne der Autogroßhändler künftig „den veränderten Rahmenbedingungen des Marktes sowie allen Verbraucher- und Herstellerwünschen gerecht werden“, sagte Kurt Kröger.
Dürkop war die letzte 100-Prozent-Beteiligung der Nürnberger Versicherungsgruppe. Die Braunschweiger Gruppe vermarktet 2014 insgesamt voraussichtlich 8.500 Neu- und 12.500 Gebrauchtwagen. Neben Opel und Ford vertritt das Unternehmen unter anderem Peugeot, Kia, Fiat, Jeep, Renault und Dacia. Um das Geschäft mit den wichtigsten Fabrikaten zu stärken, wurden erst jüngst mehrere Brand Manager eingesetzt. Eine der Hauptaufgaben von Vorstandschef Stefan N. Quary war es, das Traditionsunternehmen möglichst zukunftsfähig aufzustellen und damit interessant für potenzielle Investoren zu machen, was nun offenbar gelungen ist.
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