Lockdown im Autohandel Dringender Appell des Kfz-Gewerbes Sachsen-Anhalt
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Je länger die Verkaufsräume der Autohäuser geschlossen bleiben, desto größer wird der Schaden für das mittelständisch geprägte Kfz-Gewerbe. Deshalb appelliert Thomas Peckruhn in einem Schreiben an den Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, den stationären Autohandel wieder zuzulassen.

Die Sorgen in der Kfz-Branche wachsen mit Blick auf die am Dienstagnachmittag anstehende Videokonferenz der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Dass die Politiker den Lockdown verlängern, scheint sicher. Thomas Peckruhn, Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) und Präsident des Landesverbands Sachsen-Anhalt, appelliert währenddessen an „seinen“ Ministerpräsidenten Rainer Haseloff, den stationären Autohandel wieder zu öffnen.
Wie zuvor seine Amtskollegen Michael Ziegler vom Kfz-Landesverband Baden-Württemberg, Frank Mund vom Kfz-Landesverband Nordrhein-Westfalen und auch ZDK-Präsident Jürgen Karpinski weist Peckruhn auf das geringe Infektionsrisiko in den Autohäusern hin und auf den großen Schaden, den das Kfz-Gewerbe erleidet, wenn die Schließung fortbesteht.
Peckruhn hält die bisherige Entscheidung, die Verkaufsräume zu schließen, nicht für nachvollziehbar: „Es ist schwer, unseren Kunden die aktuelle Situation zu erklären, wenn sie in Mischbetrieben zur Abgabe eines Fahrzeugs zur Reparatur das Autohaus betreten dürfen, auch für den Erwerb von Kfz-Ersatzteilen, aber die Verkaufsflächen von Neu- und Gebrauchtwagen gesperrt sind.“
Für Peckruhn ist es auch nicht plausibel, dass Fahrradläden mit ihren vergleichsweise kleinen Verkaufsflächen weiterhin geöffnet bleiben dürfen, während Autohäusern dies trotz großer Verkaufsräume und geringer Kundenfrequenz verwehrt wird. Vertreter des Kfz-Gewerbes haben in der Vergangenheit immer wieder deutlich gemacht, dass das Infektionsrisiko im Autohandel, auch wegen der Hygienestandards, im Vergleich zu anderen Branchen des erlaubten Einzelhandels absolut gering ist. Peckruhn: „Es gab und gibt hier weder Anstehen noch Gedränge an der Kasse oder an den Fahrzeugen selbst.“
Kfz-Gewerbe als Schlüsselbranche nicht aus den Augen verlieren
Um Insolvenzen abzuwenden, müssten die Verkaufsräume wieder geöffnet werden, so der Kfz-Funktionär. Darauf sei der Autohandel angewiesen. Denn die digitalen Möglichkeiten könnten die Verkaufsberatung im Autohaus nicht ersetzen, allenfalls ergänzen.
Peckruhn: „Je länger die Autohäuser als Absatzkanal geschlossen bleiben, desto größer wird der Schaden im überwiegend mittelständisch geprägten Kraftfahrzeuggewerbe. Und auch die Automobilindustrie wird dadurch beeinträchtigt. Denn es ist bereits abzusehen, dass sich die Lager im Handel durch Leasingrückläufer, bisher nicht ausgelieferte Fahrzeuge, Inzahlungnahmen sowie die neu produzierten Fahrzeuge sehr schnell füllen.“
Vor allem das wichtige Frühjahrsgeschäft sei in Gefahr, ahnt Peckruhn. Ohne das drohten Pleiten im Handel und massive Probleme in der gesamten Automobilindustrie. „Die Politik darf die hohe wirtschaftliche Bedeutung des Kfz-Gewerbes als Schlüsselbranche nicht aus den Augen verlieren, vor allem nachdem versprochen wurde, den Fehler aus dem Frühjahr, den Autohandel zu schließen, nicht zu wiederholen“, sagt Peckruhn. Dass eine Öffnung des stationären Autohandels trotz Lockdown funktioniere, ohne das Infektionsgeschehen anzutreiben, zeige sich am Beispiel von Thüringen.
Der Freistaat Thüringen erlaubt als einziges Bundesland den Autohändlern unter strengen Auflagen, ihre Showrooms geöffnet zu halten. Alle anderen Autohäuser in Deutschland haben seit dem 16. Dezember ihre Verkaufsflächen geschlossen.
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