Daimler Konzern will weitere Mercedes-Niederlassungen verkaufen

Von Dr. Martin Achter

Nach Deutschland sollen jetzt andere Märkte folgen: Daimler will sich von weiteren Niederlassungen trennen und richtet dabei den Blick auf das europäische Ausland. Daimler-Chef Ola Källenius sieht offenbar wichtige Gründe dafür, auf konzernunabhängige Händler zu setzen.

„Ein Relikt aus dem vorherigen Jahrhundert“: Daimler will sich von weiteren Mercedes-Benz-Niederlassungen trennen. Im Fokus sind Standorte in Großbritannien, Spanien und Belgien.
„Ein Relikt aus dem vorherigen Jahrhundert“: Daimler will sich von weiteren Mercedes-Benz-Niederlassungen trennen. Im Fokus sind Standorte in Großbritannien, Spanien und Belgien.
(Bild: Achter/»kfz-betrieb«)

Daimler will sich von seinen Mercedes-Benz-Niederlassungen in Großbritannien, Spanien und Belgien trennen. Der Konzern habe in Gesprächen mit Investoren in den Ländern „positives Interesse und neue Möglichkeiten“ hinsichtlich der bisher konzerneigenen Vertriebs- und Servicestützpunkte identifiziert, erklärte das Unternehmen am Montag auf Anfrage und bestätigte damit einen entsprechenden Medienbericht. „Daher prüfen wir dort den Verkauf dieser Standorte.“

Der Verkauf soll Daimler nach eigen Angaben helfen, Geld zu sparen: „Mit der neuen Mercedes-Benz-Strategie hat sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, die Kostenbasis weiter zu senken.“ Deswegen überprüfe das Unternehmen immer wieder auch, wie es im Vertrieb aufgestellt sei. Ein Ergebnis davon sei der jetzt geplante Verkauf der konzerneigenen Betriebe in den drei Märkten.

Verkauf, nicht Schließung

Daimler betont, dass die Standorte unter der Regie neuer Investoren weitergeführt werden sollen: „Verkauf bedeutet nicht Schließung“, erklärte ein Unternehmenssprecher. In den Gesprächen mit möglichen Kaufinteressenten will der Konzern der Fortführung der Standorte „höchste Priorität“ zukommen lassen. Es gehe darum, den Mitarbeitern langfristige Perspektiven zu geben und auch die Betreuung der Kunden sicherzustellen. An den Standorten arbeiten insgesamt rund 2.800 Menschen.

Für die Niederlassungen in anderen Ländern gibt es nach Angaben von Daimler derzeit keine Entscheidung dazu, deren Verkauf zu prüfen. Zuvor hatte das „Handelsblatt“ über die mögliche Veräußerung der konzerneigenen Standorte in den drei Ländern berichtet.

In Deutschland hatte Daimler 2014 und 2015 insgesamt 63 seiner einst 158 Niederlassungen verkauft. Damals verantwortete der heutige Konzernchef Ola Källenius den Vertrieb auf Vorstandsebene.

Laut „Handelsblatt“ könnte der Verkauf der Niederlassungen in Großbritannien, Spanien und Belgien dem Konzern bis zu einer Milliarde Euro bringen. Unter Berufung auf Branchenkreise berichtet die Zeitung von möglichen Erlösungen von 30 bis 40 Millionen Euro je Standort. Durch den Verkauf der Niederlassungen in Deutschland sanken die Vertriebskosten des Herstellers demnach um 200 Millionen Euro.

„Ein Relikt aus dem vorherigen Jahrhundert“

Konzernchef Källenius sieht herstellereigene Standorte offenbar kritisch. Sie seien in seiner Wahrnehmung „ein Relikt aus dem vorherigen Jahrhundert“, zitiert das „Handelsblatt“ aus dem Umfeld des Vorstandsvorsitzenden.

Ein namentlich nicht genannter Manager sagte der Zeitung: „Wir müssen anerkennen, dass gute Händlerbetriebe deutlich effizienter wirtschaften als unsere Kleinfürsten in den Niederlassungen.“ Anders als die Produktion von Autos sei deren Vertrieb nicht die Konzernkompetenz des Herstellers: „Das können andere besser.“

Der Zeitung zufolge zweifelt die Konzernführung schon lang am Sinn konzerneigener Autohäuser und Werkstätten. Diese gälten als wenig lukrativ. In Asien oder den USA arbeite die Marke fast ausschließlich mit unabhängigen Investoren und erziele dort in der Regel bessere Margen als in Europa.

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