Fahrerassistenzsysteme Dekra warnt vor minimal verstellten Sensoren

Von Jens Rehberg Lesedauer: 2 min |

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Ein nicht fachgerechter Austausch einer Windschutzscheibe zum Beispiel kann eine Frontkamera so leicht verschieben, dass die Eigendiagnose nicht Alarm schlägt. Dass so etwas gefährliche Folgen haben kann, hat Dekra jetzt in zwei Fahrtests nachgewiesen.

Im Juni hat Dekra sein neues Testgelände am Lausitzring in Betrieb genommen.
Im Juni hat Dekra sein neues Testgelände am Lausitzring in Betrieb genommen.
(Bild: Dekra)

Die Stuttgarter Prüfgesellschaft hat die Auswirkungen minimaler Sensor-Dejustagen auf die Funktionsfähigkeit der entsprechenden Assistenzsysteme untersucht. Das Ergebnis: In mehreren Szenarien versagte daraufhin der Notbremsassistent; ein Totwinkelassisten warnte kritisch verspätet.

„Es zeigte sich, dass schon kleinste Beeinträchtigungen unterhalb der sogenannten Eigendiagnoseschwelle zu einer sicherheitsgefährdenden Funktionsstörung führen können“, wird Christoph Bahnert, Dekra-Teamleiter für Fahrerassistenzsysteme und hochautomatisiertes Fahren, in einer Pressemitteilung der Organisation zitiert.

Fußgänger-Dummy bleibt nicht verschont

Im ersten Test fuhren die Dekra-Experten mit drei verschiedenen Fahrzeugen, die über einen Notbremsassistenten verfügten, zwei Standard-Euro-NCAP-Szenarien: das Auffahren auf ein stehendes Fahrzeug beziehungsweise Hindernis sowie die Erkennung eines auf der Fahrbahn installierten Fußgänger-Dummys. Die gefahrenen Geschwindigkeiten betrugen jeweils 20, 40 und 60 km/h. Bei richtig justierter Kamera warnten alle drei Fahrzeuge den Fahrer frühzeitig und bremsten bis zum Stillstand vor dem jeweiligen Hindernis ab.

Dann verstellten die Dekra-Tester die Ausrichtung der Frontkameras – jeweils unterhalb der Eigendiagnoseschwelle. Einem der Fahrzeuge gelang es danach nicht einmal bei 20 km/h, einen Aufprall auf das stehende Fahrzeug zu verhindern, ein weiterer Testwagen hätte lediglich bei 20 und 40 km/h einen Aufprall verhindern können, und nur ein Testfahrzeug warnte und bremste bei allen drei Geschwindigkeiten immer noch rechtzeitig ab.

„Der Fußgänger wäre mit minimal beeinträchtigter Sensorik bei 60 km/h von allen drei Fahrzeugen angefahren worden“, bilanziert Christoph Bahnert das Dummy-Szenario. Bedenklich sei außerdem, dass selbst bei 40 km/h zwei der drei getesteten Fahrzeuge weder Warnung noch Bremseingriffe des Assistenzsystems gezeigt hätten.

Heckradar nur leicht verstellt

Im zweiten Fahrtest simulierte Dekra ein gängiges Autobahn-Szenario: Ein Fahrzeug fährt auf dem linken Fahrstreifen mit höherer Geschwindigkeit, der Fahrer eines zweiten Fahrzeugs auf dem rechten Streifen plant einen Überholvorgang und möchte ausscheren. Für den Versuch wurde das Heckradar minimal quer zur Fahrtrichtung verstellt – erneut ohne Fehlermeldung aus der Eigendiagnose und aufgrund der Verdeckung durch die Heckstoßstange auch nicht ersichtlich.

Das Fazit des Dekra-Teamleiters: „Der Totwinkelassistent warnte so erst bei viel zu geringem Abstand zum von hinten herannahenden Fahrzeug und somit deutlich zu spät, um bei einem tatsächlich durchgeführten Fahrspurwechsel einen Unfall zu verhindern.“

Eigendiagnose auslesen greift zu kurz

Dekra plädiert für eine Überprüfung der Fahrzeug-Sensorik im Rahmen der periodischen Fahrzeuginspektion. Da die reine Sichtprüfung der meist verdeckt verbauten Sensoren ebenso wenig ausreiche wie das Auslesen der Eigendiagnose des Fahrzeugs, arbeite man bereits an entsprechenden technologischen Prüfmethoden.

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