Studie: Großstädter gehen auf Distanz zum Autoverkehr

Von Andreas Grimm

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Das eigene Auto ist noch immer das wichtigste Verkehrsmittel. In den Städten ist die Einstellung zum Auto aber in Bewegung, Alternativen werden zunehmend akzeptiert und auch genutzt. Vor echten Einschränkungen schrecken aber selbst aufgeschlossene Autofahrer zurück.

(Bild: gemeinfrei / Pixabay)

Die anhaltende Diskussion um die Automobilität hat die Bevölkerung zwar noch nicht von der Autonutzung abgebracht, jedoch die Akzeptanz alternativer Modelle deutlich erhöht. Das geht aus der Mobilitätsstudie „Mythos Mobilitätswende – die Disruption steht noch bevor“ hervor, die die Marktforschung der Motor Presse Stuttgart und das Beratungsunternehmen MHP vorgelegt haben. Die Untersuchung konzentrierte sich dabei auf Großstadtbewohner, da hier das Netz aus Alternativen zum eigenen Auto für gewöhnlich am dichtesten ist.

Letztlich hat das Auto für viele Menschen selbst in den Städten weiterhin große Relevanz und ist für den Weg zur Arbeit das präferierte Transportmittel. Die Nutzung des Autos hat sich in den letzten Jahren aber bei fast jedem fünften Befragten (18 %) reduziert. Jeder zweite Großstadtbewohner gab zudem an, aus Klimaschutzgründen auf bestimmte Autofahrten inzwischen zu verzichten.

In Sachen Klimaschutz halten übrigens 80 Prozent der Befragten die Politik für den entscheidenden Faktor für Veränderungen. Dahinter rangieren mit 56 Prozent bereits die Automobilindustrie und mit 55 Prozent die Konsumenten selbst. Das Problem dabei: Kaum jemand – nur 7 Prozent – traut den Autoherstellern auch zu, dass sie ihrer Verantwortung gerecht werden und ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Alternativen gerne, wenn es nicht wehtut

Bleiben also die Konsumenten selbst, die für Veränderung sorgen könnten. Bei ihnen ermittelte die Studie tatsächlich eine hohe Aufgeschlossenheit für Veränderungen. 81 Prozent aller Befragten finden die Idee einer autofreien Innenstadt grundsätzlich gut oder sogar sehr gut – sofern die Rahmenbedingungen stimmen. Akzeptierte Maßnahmen beim Verkehrswandel von Städten sind für 82 Prozent der Befragten ein kostenloser oder stark vergünstigter ÖPNV, 51 Prozent halten den Ausbau der Radwege für notwendig.

Wie so oft sinkt allerdings die Akzeptanz von Maßnahmen, wenn sie direkt spürbar werden. Nur ein Drittel der Befragten findet Tempo 30 in den Innenstädten gut, die Umwandlung von Parkplätzen in Grünflächen würden 22 Prozent befürworten, eine Verteuerung der Parkgebühren akzeptieren sogar nur 20 Prozent. Besonders Letzteres ist ein interessanter Wert, schließlich äußerten ja viele Bereitschaft, auf ihr Auto zu verzichten und wären somit von den Gebühren gar nicht betroffen.

Praktikabilität der Alternativen ist wichtig

Dass zwischen Veränderungswille und echter Veränderung ein Unterschied besteht, zeigen auch Mobilitätsangebote wie Car-Sharing oder Ride-Hailing: Sie sind vielen Befragten zwar bekannt, aber die wenigsten nutzen diese Angebote tatsächlich im Alltag.

Ein wesentlicher Faktor für einen Umstieg ist zudem die Praktikabilität der Alternativen – nicht umsonst ist auf dem flachen Land das Auto bei weitem das wichtigste Verkehrsmittel. Dass ein attraktiver Nahverkehr dem Auto echte Konkurrenz machen kann – wenn zumindest keine Corona-Pandemie wütet – zeigt die Mobilitätsstudie ebenfalls. In Städten, deren ÖPNV schlecht bewertet wird, ändert sich an der Autonutzung nur wenig. In Duisburg stieg beispielsweise die Autonutzung sogar, während in Hannover fast jeder zweite Befragte angab, inzwischen weniger zu fahren.

Für die Studie „Mythos Mobilitätswende“ hatten die Forscher bereits im Februar, und damit noch vor der Coronakrise, 3.000 Teilnehmer in den 15 größten Städten Deutschlands befragt.

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