Verbände drängen auf schnelle Kaufprämie
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Die Rufe nach staatlicher Unterstützung für die deutsche Autobranche werden immer lauter. Der ZDK wie auch die Industrieverbände fordern schnelle Hilfen durch Kaufprämien. „Klug konstruiert“ könnten gleich mehrere Herausforderungen der Zeit gemeistert werden.

Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) mahnt in der Debatte um staatliche Anreize für den Kauf von Automobilen zügiges Handeln an. Die Höfe der Händler seien nach der Corona-bedingten wochenlangen Zwangsschließung der Verkaufsräume voll mit vorfinanzierten Fahrzeugen. „Nach dieser Durststrecke stehen viele Betriebe wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand“, sagt ZDK-Präsident Jürgen Karpinski.
Der Präsident hofft, dass dem Autohandel die schnelle Einführung einer Kaufprämie die händeringend benötigte frische Liquidität beschert. Wichtig sei, eine solche Prämie auch für junge Gebrauchtwagen zu gewähren. Eine dadurch beschleunigte Verjüngung des Fahrzeugbestands diene auch dem Umweltschutz, betonte Karpinski. In die Förderung einbezogen werden müssten moderne Verbrenner; vor allem Diesel seien unverzichtbar, um die strengen CO2-Ziele zu erreichen.
Noch einen Schritt weiter geht Michael Ziegler, Präsident des Kfz-Landesverbands Baden-Württemberg: Er schlägt eine „Umweltprämie 2“ als eine Art Umstiegsprämie vor. „Klug konstruiert“ wäre für ihn eine Prämie, die nicht nur Neuwagen fördert, sondern generell den Austausch älterer Fahrzeuge gegen schadstoffärmere Fahrzeuge zum Ziel hat. „Tageszulassungen, Gebrauchtwagen und junge Flottenrückläufer, die auf den Höfen der Autohäuser stehen, müssen in ein Förderkonzept einbezogen werden", argumentiert Ziegler.
Mit seiner Forderung nach Kaufprämien schließt sich der ZDK der Autoindustrie an, die abgestürzte Nachfrage durch staatliche Anreize für den Neuwagenkauf wieder anzukurbeln. „Die Produktion der Automobilindustrie kann nur hochfahren, wenn auch der Absatz der Fahrzeuge gesichert ist“, sagte VW-Kernmarkenchef Ralf Brandstätter. Er wirft die Frage auf, ob sich eine mögliche Förderung auf klimafreundliche Antriebe beschränken oder auf alle Arten von Autos erstrecken könnte.
Auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) sprach sich für konjunkturelle Impulse aus. Präsidentin Hildegard Müller sagte, wichtig sei es, dass solche Maßnahmen bald beschlossen und die Vielfalt der Fahrzeugsegmente berücksichtigt würden. „Denn nur mit einer solchen Breitenwirkung ergibt sich ein signifikanter Effekt auf die Kaufentscheidungen der Kunden und damit auf die Produktion und die gesamte Wertschöpfungskette.“ Dies ermögliche der Automobilindustrie, schneller aus der Krise zu kommen
VDIK will Verdopplung der Umweltprämie
Ein dreistufiges staatliches Vorgehen schlagen die Autoimporteure vor. Nach der Corona-Krise sei ein automobiles Konjunkturprogramm notwendig, das schnell bei Händlern und Kunden ankomme, meint der Präsident des Verbands der internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK), Reinhard Zirpel. Es bestehe die Sorge, dass sich Kunden in unsicheren Zeiten gerade bei alternativen Antrieben zurückhalten könnten.
Zunächst solle der Staat seinen Anteil an der bereits bestehenden Kaufprämie für Elektroautos verdoppeln, wünscht der VDIK. Die Höchstförderung würde so auf 9000 Euro pro Fahrzeug steigen, von denen die Hersteller wie bislang 3000 Euro zu tragen hätten. Als zweite Förderkategorie sollten Kaufanreize für Fahrzeuge gesetzt werden, die weniger als 95 Gramm CO2/km ausstoßen. Dies treffe beispielsweise auf viele Kleinwagen und Hybride zu.
Als dritte Stufe schwebt den Importeuren eine klassische Abwrackprämie für ältere Fahrzeuge vor, die gegen Verbrenner mit den neueren Abgasnormen Euro 6d und Euro 6dTemp eingetauscht werden. So könnten Stickoxidemissionen weiter gesenkt werden, erklärte Zirpel. Zum Eintauschen in Betracht kämen Altfahrzeuge mit Abgasnorm Euro 4 und schlechter, erläuterte ein Verbandsprecher. Diese Fahrzeuge durften bis Ende 2010 erstmalig zugelassen werden. Zur Höhe der möglichen Fördersätze äußerte sich der Verband nicht.
Branche in Bedrängnis
Der Corona-bedingte Lockdown hat die Kfz-Branche schwer in Bedrängnis gebracht. Einerseits waren Autohäuser wochenlang geschlossen, und viele Kunden zögern mit der Anschaffung von langlebigen Konsumgütern wie Fahrzeugen. Andererseits rissen zahlreiche Lieferketten. Die Firmen mussten zudem den Gesundheitsschutz in den Werken verbessern.
Die Autoneuzulassungen brachen im März ein. Bundesregierung und Ökonomen rechnen mit einer tiefen Rezession in Deutschland. Der private Konsum als Stütze der Wirtschaft geht zurück. Zigtausende Beschäftigte sind in Kurzarbeit mit entsprechenden Einkommensverlusten. Am 5. Mai sind nach dpa-Informationen Beratungen von Bund und Autobranche zu möglichen Stützungsmaßnahmen geplant.
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