Auflösungserscheinungen bei Faraday Future
Mit Stefan Krause und Ulrich Kranz haben sowohl der Finanz- als auch der Technik-Vorstand den E-Auto-Bauer verlassen. Gerade der Fall des ehemaligen Deutsche-Bank-Vorstands Krause gibt Hinweise darauf, wie schlecht es um das Start-up steht.
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Beim einst hoch gehandelten Elektro-Start-up Faraday Future liegt immer mehr im Argen. Das chinesisch-kalifornische Unternehmen bestätigte nun am Wochenende verschiedene Medienberichte, dass Stefan Krause und Ulrich Kranz Faraday verlassen hätten. Der E-Auto-Bauer steht damit ohne Finanz- und Technik-Chef da.
Finanz-Experte Krause hatte im Februar seinen Job bei Faraday Future angetreten, zuvor war er als Vorstand bei der Deutschen Bank ausgeschieden. Im Juli folgte dann mit Ulrich Kranz ein weiterer hochrangiger Manager. Kranz hatte bei BMW unter anderem die Elektro-Modelle i3 und i8 auf den Weg gebracht, die Münchner dann aber verlassen, nachdem er mit Nachfolgeprojekten keine Befürworter beim Autobauer fanden.
Lange hat die Liaison der beiden Manager mit Faraday nun also nicht gehalten. Und es bahnt sich sogar noch eine Schlammschlacht mit dem Start-up an: Faraday-CEO Jia Yuetin teilte mit, er habe Krause und Kranz wegen „rechtswidrigem Verhalten und Pflichtverletzung“ vor die Tür gesetzt und drohte ihnen mit rechtlichen Schritten. Krause wies diese Vorwürfe in einer eigenen Mitteilung als „haltlos und verleumderisch“ zurück. Er habe schon am 14. Oktober von sich aus gekündigt, fügte er an. Von Kranz gibt es bislang keine Stellungnahme.
Faraday Future ist schon länger angeschlagen. Immer wieder gab es zuletzt Berichte über Finanzierungsprobleme. Unter anderem hatte die chinesische Regierung 180 Millionen Dollar von Jia Yuetings Vermögen eingefroren, da der Milliardär Kreditzinsen nicht bezahlt haben soll. Den Plan, ein eigenes Werk in Nevada aufzuziehen, musste das Start-up begraben. Stattdessen entschied sich das Unternehmen, die Produktion des FF91 – eines Elektro-SUVs mit 1.050 PS und 600 Kilometern Reichweite – zu deutlich günstigeren Konditionen in einem ehemaligen Pirelli-Werk in San Francisco vorzubereiten.
Dass das Auto trotz der finanziellen Engpässe wie geplant 2019 in den USA an den Start geht, ist äußerst unwahrscheinlich. Zuletzt hätten Faraday 140 Millionen Dollar gefehlt, schreibt das „Manager Magazin“ unter Berufung auf Unternehmenskreise, außerdem steht das Start-up offenbar noch mit 100 Millionen Dollar bei verschiedenen Zulieferern in der Kreide. Es droht die Zahlungsunfähigkeit.
Stefan Krauses Aufgabe hatte unter anderem darin bestanden, neue Investoren für Faraday Future zu begeistern. Ein schwieriges Unterfangen, bedenkt man die Probleme beim Start-up. Dennoch sollen einige potenzielle Geldgeber, darunter auch Autohersteller wie Mahindra, durchaus Interesse an Faraday gezeigt haben. Ein Abschluss ist aber offenbar so gut wie immer daran gescheitert, dass Jia Yueting seinen eigenen Einfluss nicht verkleinern wollte. Der Milliardär hält 70 Prozent der Anteile an Faraday.
Offensichtlich wurde Krause die Lage nun zu heikel. Insidern zufolge habe er befürchtet, wegen Insolvenzverschleppung angeklagt werden zu können, und deshalb im wahrsten Sinne die Flucht von Faraday ergriffen. Er und Ulrich Kranz sind längst nicht die einzigen, die dem Start-up jüngst den Rücken gekehrt haben. Mit dem früheren Ford-Manager Bill Strickland, dem ehemaligen Mazda-, Ford- und Tesla-Manager Tom Wessner und dem Ex-Volkswagen-, JLR-, GM-, Kia- und Volvo-Designer Pontus Fontaeus haben mehrere Führungskräfte Faraday Future kurz hintereinander verlassen.
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