Neuzulassungen Im Gewerbekunden- und Privatmarkt fehlen viele Fahrzeuge
Dem Automobilhandel fehlt schlicht die Ware. Wie eine Auswertung der Marktsegmente zeigt, gehen die Zulassungszahlen in allen Sparten in die Knie. Scheinbar bedienen die Hersteller aber im Mangel bevorzugt die für sie lukrativeren Absatzkanäle.

Die Mangelware Neuwagen führt zu Verteilungskämpfen zwischen den Abnehmern. Vor Kurzem erst hatte der Bundesverband der Autovermieter den fehlenden Nachschub an Neufahrzeugen beklagt – jetzt lässt sich die Entwicklungen anhand der Neuzulassungsanalyse der Marktforschung Dataforce nachvollziehen: Das Marktsegment Autovermieter hat prozentual am stärksten im Vergleich zum Vorjahresmonat verloren.
Den Angaben zufolge wurden im September noch 16.800 Neuwagen auf Vermietfirmen zugelassen – das waren 35,7 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Zum Vergleich: Der Gesamtmarkt war im September um 25,7 Prozent eingebrochen. Ursächlich sind der Halbleitermangel in der Autoindustrie und die daraus resultierenden Lieferschwierigkeiten der Hersteller.
Ähnlich hohe Rückgänge verzeichnet nur noch das Segment der Herstellerzulassungen, die um 35,4 Prozent rückläufig waren. Mit noch 12.800 Erstzulassungen ist dieser Bereich der kleinste Neuzulassungskanal. Beide Kanäle – Vermieter und Eigenzulassungen – sind für die Fabrikate aber wirtschaftlich am wenigsten attraktiv, noch dazu sind die Hersteller natürlich bemüht, möglichst wenige Privat- und Gewerbekunden mit Lieferverzögerungen zu konfrontieren.
Entsprechend hat der Flottenmarkt mit einem Minus von 22,9 Prozent einen unterdurchschnittlichen Rückgang zu verzeichnen. Die Neuzulassungen des Privatmarkts liegen dagegen mit einem Minus von 25,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat nur ganz leichter hinter dem Marktdurchschnitt für den September zurück.
Das geringste Minus verbuchten zuletzt die Eigenzulassungen des Handels. Eine mögliche Erklärung ist statistischer Art: Bereits im September 2020 waren die Eigenzulassungen rückläufig, vermutlich weil im anspringenden Neuwagenmarkt nach der ersten Lockdown-Phase wenig Absatzdruck vorhanden war. Außerdem lässt der Handel derzeit viele Autos zu, die trotz der Chipkrise wenig gefragt sind, um sie dann als Tageszulassungen schnell zu vermarkten.
„Die weitere Entwicklung des Pkw-Markts hängt vor allem von der Angebotsseite ab“, bilanziert Dataforce. Die hohe Nachfrage könne nicht bedient werden, Entspannung ist kurzfristig nicht in Sicht. Im Gegenteil: Der Produktionsrückstand auf die Nachfrage werde sich weiter vergrößern. Die Absatzzahlen werden damit deutlich schrumpfen. Nur wenn sich die Käufer auf weniger Ausstattung einlassen, seien im Gesamtjahr noch 2,8 Millionen Pkw möglich.
Vermieter bekommen Transporter
Unter dem Strich konnte sich der Transportermarkt im September nicht von den Entwicklungen im Markt abkoppeln. Die Neuzulassungen von leichten Nutzfahrzeugen und Pkw-Utilities, die Dataforce zu dieser Sonderauswertung zusammenfasst, gaben um 25,2 Prozent nach. Bemerkenswert ist allerdings die Entwicklung bei den Vermietern. In diesem Marktsegment sank die Zahl der Erstzulassungen um nur 7,9 Prozent.
Der Fahrzeugbau schränkte sich dabei am stärksten ein und fuhr seine Eigenzulassungen um 44,4 Prozent herunter. Dennoch müssen die Flottenkunden lange auf ihre Bestellungen warten. Sie konnten 31,2 Prozent weniger neue Transporter zulassen als noch im September 2020. Dank Wohnmobilboom und zahlreichen Pkw-Derivaten steigt auch die private Nachfrage nach Transportern. Doch aufgrund der Lieferschwierigkeiten verringerten sich die Neuzulassungen in diesem Kanal um 27,5 Prozent.
Kumuliert liegt der Transportermarkt am Ende des dritten Quartals noch minimal über dem Vorjahresniveau (+0,2 %), während der Pkw-Markt bereits 1,2 Prozent rückläufig ist. Angesichts der prognostizierten Produktionsentwicklung wird der Transportermarkt aber wohl im Oktober in die roten Zahlen rutschen.
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