Mercedes will die Kontrolle über die Schnittstellen zum Kunden

Von Christoph Seyerlein

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Mercedes strebt mit seiner neuen Strategie die Marktführerschaft bei Elektromobilität und Digitalisierung an. Zudem will der Konzern Kunden besser an sich binden – und sich dabei offenbar zunehmend ins Tagesgeschäft des Handels einmischen.

Präsentierten Investoren am Dienstag virtuell die neue Mercedes-Strategie (v.l.n.r.): Finanzvorstand Harald Wilhelm, CEO Ola Källenius und COO Markus Schäfer.
Präsentierten Investoren am Dienstag virtuell die neue Mercedes-Strategie (v.l.n.r.): Finanzvorstand Harald Wilhelm, CEO Ola Källenius und COO Markus Schäfer.
(Bild: Daimler)

Viel war in den vergangenen Wochen über den Sparkurs des neuen Daimler-Chefs Ola Källenius berichtet worden. Am Dienstag präsentierte er nun gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen Harald Wilhelm und Markus Schäfer Investoren bei einer virtuellen Konferenz seine Pläne für die Kernmarke Mercedes-Benz im Detail. Dabei machte der Schwede einmal mehr deutlich: Die Schwaben müssen sparen und wollen andererseits bislang vernachlässigte Ertragschancen nutzen.

Källenius sagte: „Wir haben bei der Umwandlung der Absatzerfolge in Gewinnzuwächse noch nicht das volle Potenzial ausgeschöpft. Deshalb haben wir unsere Strategie neu justiert und auf den Weg gebracht. Wir wollen die begehrenswertesten Fahrzeuge der Welt bauen.“ Wie angekündigt will der Konzernchef in dem Zusammenhang den eigenen Luxusanspruch wieder stärker in den Fokus rücken. Mercedes müsse „denken und handeln wie eine Luxusmarke.“ Neben jenem Anspruch umfasst die Marken-Strategie fünf weitere Säulen:

  • Fokus auf profitables Wachstum
  • Erweiterung der Kundenbasis durch Wachstum der Sub-Marken (AMG, Maybach, G und EQ)
  • Intensivierung der Kundenbindung und wiederkehrende Umsätze steigern
  • Führungsrolle bei Elektroantrieben und Fahrzeug-Software
  • Verringerung der Kostenbasis und Verbesserung des industriellen Footprint

Keine Aussagen zur Rolle des Handels

Die Kundenloyalität will der Autohersteller „beispielsweise durch Services und Ersatzteile, Over-the-Air-Updates und Dienstleistungs-Abos“ steigern. Da bis 2025 rund 20 Millionen Mercedes-Modell vollvernetzt seien, ergäben sich dadurch „deutliche Umsatzpotenziale“, erklärte Mercedes in einer Mitteilung. Welche Rolle der Handel in jenem Zusammenhang spielen soll, erläuterte der Konzern in jenem Schreiben nicht.

Auch bei der Elektromobilität und der Digitalisierung sieht Mercedes viel Luft nach oben. COO Markus Schäfer sagte: „Wir streben nichts weniger als die Führung im Bereich der Elektromobilität und Digitalisierung durch eine intelligente Plattformstrategie und einen softwarebasierten Ansatz an.“

Beginnend mit der Limousine EQS will Mercedes ab 2021 mit dem EQE, dem EQS-SUV und dem EQE-SUV vier Modelle auf seiner kommenden Electric Vehicle Architecture (EVA) auf den Markt bringen. Darüber hinaus will der Hersteller auch das Portfolio der Sub-Marken AMG, Maybach und G elektrifizieren. Ab 2025 will Mercedes außerdem Elektroautos im Kompakt- und Mittelklasse-Segment anbieten. Dafür arbeitet der Hersteller an einer weiteren E-Fahrzeugplattform namens Mercedes-Benz Modular Architecture (MMA). Bereits zuvor will die Daimler-Tochter mit EQA und EQB zwei elektrische Kompakt-SUVs an den Start bringen. Diese werden aber noch nicht auf einer der neuen Plattformen stehen, stattdessen elektrifiziert der Hersteller dabei seine Modelle GLA und GLB. ähnlich wie er es beim GLC mit dem EQC bereits getan hat. Die Produktion des EQA soll noch 2020 anlaufen.

70 Prozent weniger Verbrenner-Varianten

Schäfer erklärte: „Während der Anteil von elektrifizierten und vollelektrischen Fahrzeugen bis 2030 mehr als 50 Prozent des weltweiten Absatzes ausmachen wird, werden die Investitionen in Verbrennungsmotoren schnell zurückgehen und die Zahl der Varianten bis 2030 um 70 Prozent reduziert.“

Bei der Software setzen die Schwaben auf ihr eigenes Betriebssystem MB.OS. 2024 soll es marktreif sein. Der Hersteller strebt damit die zentrale Kontrolle aller Fahrzeug-Domänen an. Zudem will er sich die Schnittstellen zum Kunden sichern.

All diese Maßnahmen sollen darauf einzahlen, das Geschäft des Autobauers profitabler zu machen. Doch alleine wird das nicht reichen. Aktuell sei die Gewinnschwelle zu hoch, merkte das Management an. Um diese zu senken, seien weitere Sparmaßnahmen notwendig. Bis 2025 sollen die Fixkosten durch Kapazitätsanpassungen und geringere Personalkosten im Vergleich zum Status quo um mehr als 20 Prozent sinken. Auch bei Sachinvestitionen, Forschungs- und Entwicklungsausgaben peilen die Schwaben ähnliche Einsparpotenziale ein. Die variablen Kosten will Mercedes um ein Prozent pro Jahr verringern. Man strebe bis 2025 bei Mercedes-Benz eine Umsatzrendite „im mittleren bis hohen einstelligen Prozent-Bereich“ an, erklärte das Unternehmen.

Teil jenes Effizienzprogramms wird ein signifikanter Stellenabbau sein. Eine genaue Zahl hat der Konzern bislang nicht genannt. Kolportiert worden waren zunächst Größenordnungen von 10.000 bis 15.000 der weltweit rund 300.000 Stellen, die abgebaut werden sollten. Zuletzt hatten Berichte über 20.000 bis hin zu 30.000 Stellen die Runde gemacht.

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