Rheinmetall nimmt Kurs auf die Elektromobilität
Der frühere Kolbenschmidt-Pierburg-Konzern ist nicht allein auf Verbrennungsmotoren festgelegt, sondern fertigt immer mehr Komponenten für elektrifizierte Fahrzeuge. Sogar für Fahrräder.
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Zylinderblöcke, Kolben, Komponenten für die Abgasreinigung: Bei dem Produktprogramm des Zulieferers Rheinmetall Automotive, früher bekannt als Kolbenschmidt Pierburg, könnte man denken, dass das Unternehmen keine Zukunft in einer elektrifizierten Automobilwelt hat. Doch weit gefehlt: Auf einer Pressekonferenz zeigte der Motorspezialist am 13. Juli am Stammsitz in Neckarsulm, dass viele seiner Produkte auch in Elektro- und Hybridfahrzeugen gebraucht werden und dass er sich auch zutraut, völlig neue Komponenten für diesen Markt zu entwickeln. Ob das ausreicht, um den in Zukunft möglicherweise zurückgehenden Umsatz mit den traditionellen „Hardparts“ aufzufangen, wird sich zeigen.
Auf zwei Wegen dringt das Unternehmen derzeit in die neue Antriebswelt vor: Zum einen wandelt es traditionelle Produkte ab, um sie in E-Fahrzeugen einzusetzen – beispielsweise Kühlmittelpumpen, die zur Temperaturregelung von Traktionsbatterien eingesetzt werden. Weitere Beispiele sind elektrische Vakuumpumpen für die Bremsanlage oder ein Klimakompressor samt Wärmepumpenmodul. „Auch E-Autos besitzen viele Nebenaggregate“, betont Horst Binnig, Vorstandsvorsitzender von Rheinmetall Automotive. „Unser ‚Content per Car‘ kann hier sogar höher sein als in einem herkömmlichen Auto.“
Zum anderen entwickelt der Konzern neue Produkte speziell für E-Mobile, etwa Motor- oder Batteriegehäuse. Hier kommt Rheinmetall die hohe Kompetenz beim Aluminium-Druckgießen zugute. „Ein Gehäuse für einen elektrischen Traktionsmotor kann ein ähnliches Gussgewicht und eine vergleichbare Komplexität aufweisen wie der Block eines Verbrennungsmotors“, betont Binnig.
Antriebsmotoren für Kleinautos und Fahrräder
Rheinmetall will aber nicht nur Komponentenlieferant, sondern auch Systemanbieter für Elektroautos sein. Das Unternehmen hat einen skalierbaren Batteriepack entwickelt, dessen einzelne Module unter der Hochvoltgrenze von 60 Volt bleiben und je nach Leistungsanforderung zusammengeschaltet werden. Sogar einen eigenen, betont kompakten Traktionsmotor mit 90 kW Leistung bietet der Antriebsspezialist an.
Auch wenn die Ingenieure ihre neuen elektrischen Vorzeigeprodukte derzeit in einen Fiat 500 einbauen, um ihn als Demonstrator herzeigen zu können: „Richtige“ E-Autos stehen gar nicht so sehr im Fokus von Rheinmetall. Vielmehr glaubt man daran, dass es zukünftig unterhalb der klassischen Pkws eine neue Fahrzeugklasse von „People Movern“ und Verteilerfahrzeugen geben wird, die kleiner skalierte Antriebstechnik brauchen wird.
Das ungewöhnlichste neue Produkt für den Konzern ist sicher ein elektrischer Hilfsmotor für E-Bikes und Pedelecs, der unter der Marke „Amprio“ vertrieben werden soll. Er leistet 250 Watt und zeichnet sich gegenüber den Konkurrenten von Bosch oder Brose durch eine kompaktere Bauweise aus.
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