Würzburger Karosserie- und Schadenstage So geht reparieren ohne Neuteil
Anbieter zum Thema
Das Würzburger Branchenevent stellte im Sinne der Nachhaltigkeit das „Instandsetzen vor Erneuern“ in den Fokus. Zudem setzten sich die WKST eingehend mit Rechnungskürzungen durch Versicherungen auseinander.

750 Teilnehmer (davon 40 online), 70 Aussteller, 20 Referenten, zwei Podiumsdiskussionen und eine Live-Karosseriereparatur – das sind die nüchternen Eckdaten der diesjährigen Karosserie- und Schadenstage im Vogel Convention Center am 13. und 14. Mai 2022. Nicht ganz so nüchtern betrachtet heißt das: Emotionen pur, hochzufriedene Aussteller und glückliche Teilnehmer.
Das von den Fachmedien »Fahrzeug+Karosserie« und »kfz-betrieb« mithilfe der Kooperationspartner ZKF und Autorechtaktuell.de durchgeführte Event hat sich mittlerweile zur absoluten Leitveranstaltung der Karosserie- und Lackbranche entwickelt. Unterstützt werden die WKST von den Sponsoren Automechanika, Carbon, Dekra und Nexa Autocolor sowie den Business-Partnern ETL Kanzlei Vogt Rechtsanwälte und Fix Auto.
Ein besonderes Highlight der Veranstaltung war die Reparatur einer Kfz-Außenhaut während der Veranstaltung. Das Unternehmen Carbon hatte hierfür einen gebrauchten dreitürigen Golf VII gekauft und das hintere linke Seitenteil zerstört. Ein Dekra-Sachverständiger hatte sich den Schaden im Vorfeld der Reparatur angeschaut und zunächst bezweifelt, dass er reparierbar sei, ohne das Seitenteil auszutauschen. Seine Aussage: „Der Schaden ist sehr grenzwertig, und das Gutachten würde in einem solchen Schadenfall den Austausch der Seitenwand vorschlagen.“
Prüfberichte sind irrelevant
In den zwei Veranstaltungstagen trat Karosseriebaumeister Ralf Rathmann den Gegenbeweis an, und reparierte das Seitenteil ohne den Einsatz von Neuteilen. Dies ist nicht nur aus Sicht des Fahrzeugs beziehungsweise des Fahrzeughalters sinnvoll (kein Eingriff in die Fahrzeugstruktur), sondern bedient auch den derzeitigen Drang der Betriebe zur Nachhaltigkeit.
Denn wenn kein Neuteil gefertigt werden muss, schont das Ressourcen, erklärte Felix Scholl von der Carbon GmbH. Das Thema Nachhaltigkeit diskutierten Scholl, der Dekra-Gutachtenchef Bernd Grünninger und der Rechtsanwalt Jochen Pamer mit Konrad Wenz eingehend aus den verschiedenen Blickwinkeln.
Wie schon erwähnt hatten die diesjährigen Karosserie- und Schadenstage für jeden der 750 Besucher etwas zu bieten. Weitere Themen waren unter anderem:
- Telegutachten und Prüfberichte – Ergebnis: Telegutachten sind nicht gerichtsfest, Prüfberichte sind in der Rechtsprechung irrelevant.
- Regressansprüche gegen die Werkstatt – Ergebnis: Die Werkstatt muss Regressansprüche nicht fürchten, wenn sie sich an bestimmte Spielregeln hält, beispielsweise den Einsatz des Kfz-Sachverständigen im Haftpflichtfall.
- Sicherheits- und diebstahlrelevante Reparaturdaten – Ergebnis: Werkstätten müssen sich in Sermi autorisieren lassen, wenn sie auch nach dem 1. August 2023 Reparaturen an modernen Fahrzeugen durchführen wollen.
Darüber hinaus lieferten die Würzburger Karosserie- und Schadenstage einen Einblick in die Herausforderungen der Mehrschichtlackierung, in die Brennstoffzellentechnologie des Toyota Mirai einschließlich Reparaturtipps zur Karosserie, in die aktuelle Rechtsprechung des BGH und lieferten einen Streifzug durch das Rechnungskürzungsgebahren der Versicherer einschließlich Tipps, wie man sich dagegen wehren kann.
(ID:48332778)