Porsche Engineering Vom Gabelstapler bis zum Grand-Prix-Renner
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Seit 90 Jahre entwickeln Ingenieure aus Stuttgart Renn- und Seriensportwagen – und vieles darüber hinaus. Aus dem Konstruktionsbüro mit ein paar Mann ist mit Porsche Engineering mittlerweile ein eigenständiges Unternehmen mit rund 1.500 Mitarbeitern geworden.

Seit mehr als sieben Jahrzehnten baut Porsche Autos – lange Zeit ausschließlich Sportwagen. Doch im großen weiten Feld der Fahrzeugkonstruktion ist das Unternehmen schon viel länger tätig. Bereits am 25. April 1931 hatte Ferdinand Porsche sein Konstruktionsbüro in Stuttgart gegründet und ins Handelsregister eintragen lassen. Seither ist der Name Porsche eng mit Kundenentwicklungsprojekten verbunden.Was der Firmengründer mit Pionierarbeiten wie dem Volkswagen begann, führt seit 2001 Porsche Engineering als eigene rechtliche Gesellschaft fort.
Heute arbeitet diese allen voran an Technologien für das intelligente und vernetzte Fahrzeug der Zukunft. Die Ingenieure und Software-Entwickler analysieren globale und lokale Markttrends, entwickeln Technologien und Methoden weiter und bringen diese für Kunden aus aller Welt in Serie. Deshalb sitzt Porsche Engineering mit seinen knapp 1.500 Mitarbeitern nicht nur in Deutschland, sondern auch in Tschechien, Rumänien, Italien und in China. Auf dieses Kompetenznetzwerk greift nicht nur die Konzernmutter zurück. Die Tochter arbeitet als strategischer Partner auch für weitere Marken des Volkswagen-Konzerns sowie andere Automobilhersteller, Automobilzulieferer und sogar Unternehmen außerhalb der Automobilbranche.
Chronologische Meilensteine der Porsche-Entwicklung
1931: Porsche Typ 7 für Wanderer
Den ersten offiziellen Auftrag bekam das Konstruktionsbüro im Frühjahr 1931 vom Automobilhersteller Wanderer. In extrem kurzer Entwicklungszeit entwarf Porsche einen Sechszylindermotor mit zunächst 1,5 Litern Hubraum sowie das entsprechende Fahrgestell mit Schwingachse. Als Wanderer W21 und W22 realisiert, zeichnete sich das Porsche-intern Typ 7 genannte Modell durch seinen neuartigen Leichtmetallmotor aus. Die erstmals im Automobilbau verwendete Porsche-Drehstabfederung sollte sich als eine richtungsweisende Entwicklung in der Fahrwerkstechnik erweisen.
1931: Die Gründung des Konstruktionsbüros Porsche
Auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise wurde am 25. April 1931 die „Dr. Ing. h.c. F. Porsche Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Konstruktion und Beratung für Motoren- und Fahrzeugbau“ in das Stuttgarter Handelsregister eingetragen. Neben Ferdinand Porsche, der 24.000 Reichsmark ins Stammkapital der GmbH einbrachte, beteiligten sich sein Schwiegersohn Dr. Anton Piëch sowie Adolf Rosenberger als geschäftsführende Gesellschafter mit jeweils 3.000 Reichsmark. Porsches Wirkungsstätte avancierte in den Dreißigerjahren zu einer der bedeutendsten Säulen der Automobiltechnik und bereitete gleichzeitig der deutschen Massenmotorisierung den Weg.
1933: Porsche Typ 22 Auto-Union-Rennwagen
Im Frühjahr 1933 erhielt Ferdinand Porsche von der Auto Union den Auftrag, einen 16-Zylinder-Rennwagen zu entwickeln. Bereits im November 1933 fanden die ersten Versuchsfahrten mit dem Auto-Union-Rennwagen statt. Schon während der ersten Rennsaison 1934 stellte er drei Weltrekorde auf und gewann mehrere Berg- sowie drei internationale Grand-Prix-Rennen.
1934: Porsche Typ 60
Der Startschuss zum Bau des heute weltbekannten Volkswagen „Käfer“ fiel im Juni 1934, als der „Reichsverband der Deutschen Automobilindustrie“ (RDA) an Ferdinand Porsche offiziell den Auftrag zur Konstruktion und zum Bau eines deutschen „Volkswagens“ vergab. Die Reichsregierung entschied sich 1936, ein eigenes Werk für den Volkswagen zu bauen. Mit dessen Planung und technischer Leitung beauftragte sie ebenfalls Ferdinand Porsche.
1938: Porsche Typ 64
1938 erhielt das Porsche-Konstruktionsbüro von Volkswagen den Auftrag, einen Rennsportwagen zu entwickeln, der auf dem Porsche Typ 60 basierte. Dieser sollte bei einem geplanten Langstreckenrennen von Berlin nach Rom an den Start gehen. Unter der internen Bezeichnung Typ 64 entwickelten die Porsche-Techniker bis zum Frühjahr 1939 drei Rennsport-Coupés. Mit einer windschnittigen Stromlinienkarosserie aus Aluminium, verkleideten Radkästen sowie einem modifizierten Volkswagen-Boxermotor erreichte der rund 600 Kilogramm leichte Wagen über 140 Stundenkilometer.
1947: Porsche Typ 360 für Cisitalia
Der erste große Auftrag der Nachkriegszeit kam von dem italienischen Unternehmen Cisitalia. Das Resultat, der 1947 fertiggestellte Rennwagen Typ 360, verfügte über ein hochmodernes Fahrwerk mit Doppellängslenkern vorne und einer Doppelgelenk-Schwingachse hinten sowie einen Allradantrieb und entstand unter der Leitung von Ferry Porsche.
1952: Porsche Typ 542 für Studebaker
In den Jahren 1952 bis 1954 entwickelte Porsche für den US-Automobilhersteller Studebaker eine viertürige Limousine mit selbsttragender Karosserie in moderner Ponton-Bauweise. Die Porsche-Ingenieure entwarfen einen Sechszylindermotor mit drei Litern Hubraum und 78 kW/106 PS Leistung, den sie sowohl luft- als auch wassergekühlt erprobten.
1961: Spatenstich für das Porsche-Prüfgelände
Die immer komplexere Fahrzeugentwicklung führte in den Fünfzigerjahren zum Entschluss, eine eigene Teststrecke zu bauen, die nach den Wünschen der Versuchsabteilungen gestaltet werden sollte. Am 16. Oktober 1961 erfolge der erste Spatenstich für den Bau in den Gemarkungen Weissach und Flacht, 25 Kilometer westlich von Stuttgart. Es entstanden eine Kreisbahn – Skid Pad genannt – zur Untersuchung des Fahrverhaltens und der Querbeschleunigung sowie zwei Rundstrecken. Parallel dazu wurden weitere Spezialstrecken gebaut, beispielsweise Schlagloch- und Grobpflaster-Strecken.
Ab 1971: Aufbau Entwicklungszentrum Weissach (EZW)
Ende der Sechzigerjahre nahmen die Pläne für das Porsche-Entwicklungszentrum Weissach (EZW) konkrete Züge an. Im Herbst 1971 verlagerte Porsche die gesamte Entwicklungsabteilung inklusive Design von Zuffenhausen nach Weissach. Ab 1974 entstand ein Gebäude in der Gestalt eines Norm-Sechsecks, das perfekte Arbeits- und Kooperationsmöglichkeiten gewährleistete. In den folgenden Jahren baute Porsche das EZW sukzessive aus. Das Messzentrum für Umwelttechnik (MZU) wurde 1982 mit sechs Abgasprüfständen ausgestattet. Die Errichtung des Prüfgebäudes für Motoren und Aggregate (PMA) begann im Jahr 1983. Im Mai 1986 eröffnete Porsche den damals modernsten Windkanal weltweit. Mit einer umfangreichen Crash-Anlage war am 29. September 1986 der dritte Bauabschnitt abgeschlossen. Die neue Anlage bot mit wetterunabhängigen Testbedingungen zeitgemäße Untersuchungsmöglichkeiten und ließ sich flexibel an neue Versuchstechniken anpassen.
1973: Forschungsprojekt Langzeitauto
Das im Auftrag des Bundesministeriums für Forschung und Technologie (BMFT) durchgeführte Forschungsprojekt Langzeitauto (FLA) entstand als Automobilkonzept, das sich den veränderten Umweltbedingungen anpassen sollte. Porsche entwickelte die intern Typ 1989 bezeichnete Studie mit dem Ziel, Ressourcen maximal zu schonen. Dazu wurde sie auf eine Nutzungsdauer von 20 Jahren und mindestens 300.000 Kilometern Laufleistung ausgelegt. Zur Grundidee gehörte neben einer gezielten Materialauswahl der Versuch, den Verschleiß von technischen Bauteilen zu vermindern.
1981: Kooperation mit Linde
Als Folgeauftrag von Drehwerks- und Kettenantrieben betraute der Lagertechnik-Spezialist Linde Material Handling Porsche im Jahr 1981 damit, eine neue Generation von Gabelstaplern zu konstruieren. Neben einem funktionalen Design des Fahrzeugs legten die Ingenieure besonderes Augenmerk auf die Entwicklung eines neuen Fahrerplatzkonzepts, das sie nach ergonomischen Erkenntnissen gestalteten.
1983: TAG-Turbo-Formel-1-Motor
Durch finanzielle Unterstützung des saudi-arabischen Geschäftsmanns Mansour Ojjeh konnte der britische Rennstall McLaren in Weissach die Entwicklung eines Formel-1-Turbomotors in Auftrag geben. Das bis zu 1.000 PS starke Triebwerk debütierte in der Saison 1983, war zwischen 1984 und 1986 nahezu unschlagbar und verhalf McLaren zu drei Fahrer- und zwei Konstrukteurs-Weltmeisterschaftstiteln.
1990: Mercedes-Benz 500 E
Für Mercedes-Benz erstellte die Porsche-Kundenentwicklung 1990 eine besonders leistungsstarke Variante des Mercedes W124. Dieser war mit einem Fünf-Liter-V8-Vierventilmotor ausgerüstet. Das Gesamtprojekt wurde bis zur Kleinserienfertigung bei Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen verantwortet.
1993: Audi Avant RS2
Audi und Porsche entwickelten gemeinsam einen High-Performance-Sport-Kombi, der im Herbst 1993 unter dem Namen Audi Avant RS2 präsentiert wurde. Die 232 kW/315 PS starke RS2-Variante entstand in Weissach unter Verwendung zahlreicher Bauteile aus dem Porsche-Regal.
1994: Opel Zafira
Als der Rüsselsheimer Automobilhersteller Opel in den wachsenden Markt kompakter Großraumlimousinen einsteigen wollte, beauftragte er 1994 Porsche mit der Entwicklung des Zafira auf Basis des Modells Astra. Die Porsche-Ingenieure entwarfen die Rohkarosserie, adaptierten Antriebsstrang, Radaufhängung und Elektrik, übernahmen den Prototypenbau, den Fahrzeugversuch und die Fertigungsplanung.
2012: Übernahme Nardò Technical Center
Mit dem Nardò Technical Center im süditalienischen Apulien erwarb Porsche 2012 eines der bekanntesten Automobiltestgelände der Welt. Das Versuchsareal wird seitdem von Porsche Engineering betrieben. Auf 700 Hektar erstrecken sich über 20 Teststrecken und Prüfeinrichtungen, darunter eine 6,2 Kilometer lange Handling-Strecke, ein Rundkurs von 12,6 Kilometern, Dynamikflächen, Akustik- und Geländestrecken sowie zahlreiche Werkstätten. Zusätzlich bietet Porsche Engineering Ingenieursdienstleistungen vor Ort an.
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