Audi on demand: Der Handel wütet, der Hersteller will beschwichtigen

Zwischen mehreren Marken aus dem Volkswagen-Konzern und den Fabrikatshändlern knirscht es weiter. Reizthema ist unter anderem die Partnerschaft zwischen Audi und Sixt. Beim Hersteller weist man den Vorwurf, mit „We act as one“ gebrochen zu haben, allerdings zurück.

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(Bild: Audi)

ZDK sowie VW- und Audi-Partnerverband (VAPV) haben scharfe Kritik an dem Verhalten einzelner Marken aus dem Volkswagen-Konzern geübt. „Wir erwarten, dass sich alle an die gemachten Verträge halten“, stellte Thomas Peckruhn, ZDK-Vizepräsident und Skoda-Händlerverbandspräsident, bei einer Pressekonferenz im Rahmen der ZDK-Mitgliederversammlung klar.

Den Händlern stößt vieles sauer auf. „Die Formel ,We act as one‘ weckte bei den Händlern die Hoffnung auf eine gleichberechtigte Partnerschaft und eine solide Geschäftsgrundlage“, so Peckruhn. Nun fürchtet der ZDK-Vizepräsident eine leere Worthülse. Der Vorwurf geht in erster Linie an die Marken Audi und VW Nutzfahrzeuge: Audi hat Sixt bei Audi on demand ins Boot geholt, VW Nutzfahrzeuge startet einen Online-Direktvertrieb für junge Gebrauchte. Auch zwischen Volkswagen Financial Services und dem Handel besteht weiter Gesprächsbedarf.

Das Fass zum Überlaufen hatte zuletzt die Audi-on-demand-Thematik gebracht. In der Folge hatte VW/Audi-Händlerverbandspräsident Dirk Weddigen von Knapp sogar einen Beschwerdebrief an Volkswagen-Chef Herbert Diess verfasst.

Audi versuchte am Mittwoch die Wogen ein wenig zu glätten. Im Rahmen der „Digital Automotive Days“ in Würzburg zeigte Martin Wallenborn, Leiter Business Development Vertrieb Deutschland bei den Ingolstädtern, Verständnis für den Unmut der Händler. „Uns ist klar, dass gerade eine Zusammenarbeit mit Sixt für viele Partner ein hochsensibles Thema ist.“ Einen Bruch mit den ausgehandelten Vereinbarungen wies Wallenborn aber zurück. „Wir haben uns die Option für solche Pilotprojekte vom Händlerverband stets zusichern lassen“, sagte er.

Martin Wallenborn vom Audi Vertrieb Deutschland kann die Aufregung im Handel verstehen, sieht aber keinen Bruch mit „We act as one“.
Martin Wallenborn vom Audi Vertrieb Deutschland kann die Aufregung im Handel verstehen, sieht aber keinen Bruch mit „We act as one“.
(Bild: Seyerlein/»kfz-betrieb«)

Dass Audi Sixt mit einbezieht, habe einen Grund: Mit Audi on demand wolle man auch Standorte bedienen, die der Handel heute noch nicht optimal abdecke, beispielsweise Flughäfen. Offensichtlich will Audi damit auch den Druck auf die Partner erhöhen, sich vom klassischen Händler schneller zum Mobilitätsanbieter zu wandeln. In den kommenden Wochen sieht man aber auch vonseiten des Herstellers Klärungsbedarf. „Wir müssen wieder eine bessere Basis mit dem Händlerverband finden“, sagte Wallenborn.

Peckruhn: Qualität des stationären Handels ist in Gefahr

ZDK-Vizepräsident Peckruhn warnte indes auch vor der Gefahr, dass die „Alleingänge“ mehrerer Marken im Volkswagen-Konzern auch für andere Fabrikate als Beispiel dienen könnten. „Die Qualität des stationären Handels wird sich so nicht halten lassen, das geht zu Lasten der Kunden.“

Erste Ansätze dafür hat der Skoda-Händlerverbandspräsident bereits ausgemacht. An empfindlicher Stelle: den Start für die Elektro-Offensive bei VW. „Die Reservierung des VW ID 3 ist in der Umsetzung völlig stümperhaft.“ Beispielsweise hatte es zuletzt Beschwerden über Mehrfachabbuchungen der Reservierungsgebühr durch den Hersteller gegeben. Peckruhn forderte den Autobauer zudem auf, die Partner konkret aufzuklären, was es bedeute „präferierter Händler“ zu sein. Wer einen ID 3 reserviert muss an einer Stelle im Abwicklungsprozess seinen „präferierten Händler“ angeben. Stand jetzt haben VW zufolge übrigens über 20.000 Interessenten einen ID 3 vorreserviert.

Die Entwicklungen will weder der VW- und Audi-Händlerverband noch der ZDK so einfach hinnehmen. Peckruhn bekräftigte, dass der ZDK den Fabrikatsverband bei seinen Gegenmaßnahmen unterstützen wird. Dazu gehört beispielsweise auch, dass der Verband verstärkt die Öffentlichkeit suchen will.

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