Digitale Wirtschaft erfordert faire Bedingungen
Das Handwerk sieht sich laut seiner Vertreter durchaus gerüstet für den digitalen Wandel. Allerdings müssten die politischen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen noch verbessert werden.

Der 7. Berliner Automobildialog hat am Mittwoch die Voraussetzungen für das Handwerk diskutiert, die für den Übergang in die digitale Wirtschaft insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen nötig sind. Dabei zeigte sich, dass das Handwerk bereits digital arbeitet, allerdings oft an Grenzen stößt, weil die Rahmenbedingungen noch nicht passen. Auf der Veranstaltung des ZDK diskutierten die Branchenvertreter die Fragen der Digitalisierung engagiert mit Politikern und Arbeitnehmervertretern.
Christoph Konrad, Leiter des ZDK-Hauptstadtbüros, stellte die Leitfrage des Dialogs, ob denn die Digitalisierung automatisch Wachstum und neue Arbeitsplätze bringe. In der Vertretung des Landes Mecklenburg-Vorpommern beim Bund machten die Diskussionsteilnehmer deutlich, dass ein ausreichender politischer Ordnungsrahmen noch fehlt.
In seinem Impulsvortrag betonte Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des deutschen Handwerks, dass viele Gewerke die Digitalisierung als Chance sehen. Das Handwerk sei Betroffener und gleichzeitig Gestalter. Denn in vielen Betrieben seien digitale Dienstleistungen oder Anwendungen bereits Realität. Die Chancen könnten aber nur genutzt werden, wenn die Voraussetzungen stimmen: „Nicht nur die Schlaglöcher, auch die Funklöcher müssen weg.“ Neben den technischen Voraussetzungen mahnte er faire Bedingungen in der Internet- und Plattformwirtschaft an.
Hülsdonk fordert Datenzugang
Wilhelm Hülsdonk, Bundesinnungsmeister und ZDK-Vizepräsident, wies darauf hin, dass die digitalen Daten die neue Währung der Wirtschaft seien. Auch die Kfz-Betriebe müssten den Zugang zu Kunden- und Fahrzeugdaten erhalten. Nur auf dieser Basis seien zukunftsfähige Geschäftsmodelle zu entwickeln. Aktuell betreffe dies Telematik-Dienstleistungen wie zum Beispiel den automatischen Notruf E-Call, für die das Kfz-Gewerbe eine offene, interoperable Schnittstelle fordere.
Laut Helmut Dittke von der IG Metall sorge die Digitalisierung für massive Veränderungen in der Arbeitswelt. Es müssten unter anderem neue Antworten gefunden werden auf die Frage, wie zukünftig die Beziehung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber gestaltet werden solle. Bevor andere es tun, sollte im bewährten Rahmen der Sozialpartnerschaft ein entsprechender Ordnungsrahmen geschaffen werden, der einen fairen Wettbewerb möglich mache.
Oswald Metzger, stellvertretender Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung e.V., betonte, dass etwa im Bereich des Datenschutzes und des Wettbewerbsrechts Veränderungen zugelassen werden müssten, um ein erfolgreiches Wettbewerbsmodell in einer globalisierten und digitalisierten Welt realisieren zu können.
Für den Bundestagsabgeordneten Kai Whittaker, Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales, ermöglicht die Digitalisierung die Freiheit zum selbstbestimmten Arbeiten. Das werde zum Wohlstandsgewinn beitragen. Dabei gelte es die Frage zu beantworten, wie diese Gewinne klug organisiert und möglichst wenig reguliert werden könnten.
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