Elektroauto-Start-up Nio sammelt eine Milliarde Dollar ein

Autor Christoph Seyerlein

Das chinesische E-Auto-Start-up Nio bringt sich weiter in Stellung. Das Unternehmen des Internet-Milliardärs William Li will schon bald Jagd auf Tesla und Co. machen – und hat dafür nun eine Milliarde Dollar Kapital von namhaften Investoren bekommen.

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Der Nio EP9 bringt umgerechnet eine Leistung von 1.360 PS an den Start.
Der Nio EP9 bringt umgerechnet eine Leistung von 1.360 PS an den Start.
(Bild: Newspress)

Nio bringt sich bei seinem Versuch, in den automobilen Massenmarkt vorzudringen, weiter in Stellung. In einer jüngsten Finanzierungsrunde hat das chinesische Elektroauto-Start-up nun rund eine Milliarde Dollar eingesammelt, wie unter anderem das „Handelsblatt“ berichtet. Zu den Investoren zählen namhafte Unternehmen, den größten Teil der Finanzspritze leistete beispielsweise der chinesische Internet-Gigant Tencent. Der Marktwert von Nio wird nun auf fünf Milliarden Dollar geschätzt.

In der Vergangenheit hatte Nio schon mehrfach auf sich aufmerksam gemacht – und mit seinen Aktionen offenbar den Nerv zahlungskräftiger Geldgeber getroffen. Beispielsweise hatten es die Chinesen mit einem erneuten Rundenrekord am Nürburgring im Mai 2017 in die Schlagzeilen geschafft: Dabei verbesserte der Elektro-Bolide Nio EP9 seine eigene Bestzeit auf der Nordschleife auf 6:45,9 Minuten – kein anderes Elektroauto kann da bislang mithalten. Generell gilt der EP9 mit seinen umgerechnet 1.360 PS, einer Beschleunigung von Null auf 200 km/h in 7,1 Sekunden und einer Höchstgeschwindigkeit von 313 Stundenkilometern als schnellster Stromer der Welt.

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Allerdings ist der Supersportler für Nio eher Imageträger als richtungsweisendes Modell, gebaut wird er nur in sehr geringen Stückzahlen. Das Start-up selbst plant jedoch einen Angriff auf den Massenmarkt und hat für Mitte Dezember die Markteinführung des ES8 angekündigt. Seine Premiere feierte das Modell im April im Rahmen der Automesse in Shanghai. Das SUV mit sieben Sitzen – entwickelt in China, den USA und am deutschen Nio-Standort München – soll nach den Vorstellungen von Nio-Gründer und -Chef William Li beispielsweise Teslas Model X das Leben schwer machen. Lis Versprechen: Der ES8 wird besser ausgestattet als der Tesla auf den Markt kommen – und dennoch weniger kosten. Nähere Angaben zum Auto vermeidet der Internet-Milliardär allerdings noch.

Redseliger zeigte er sich da schon bei seinen Visionen für die Zukunft. So will Nio bis 2020 ein selbstfahrendes Auto in den USA anbieten. Einen Ausblick darauf dürfte im Frühjahr 2017 das Showcar Nio Eve gegeben haben.

Dass Investoren Nio durchaus Chancen auf den Durchbruch einräumen, dürfte aber auch am Joint-Venture des Start-ups mit Changan liegen. Seit April arbeitet Nio mit Chinas viertgrößtem Autobauer bei Forschung und Vertrieb zusammen.

China im Elektro-Fieber

Nio steht in einer Reihe mit mehreren chinesischen Herstellern, die in der Elektromobilität ihre Chance auf die Expansion über den Heimatmarkt hinaus sehen. Ähnliche Projekte haben beispielsweise auch Borgward, Lynk & Co oder Chery im Köcher. Great Wall Motors will mit seiner neu gegründeten Premium-Marke Wey in Zukunft ebenfalls auch außerhalb Chinas auftreten.

Die Basis bleibt bei all diesen Versuchen aber wohl der Erfolg in der Heimat. China ist mit Abstand der größte Automarkt der Welt, ab 2019 greift dort eine Elektroauto-Quote. Dann müssen Autobauer nachweisen, dass mindestens jedes zehnte ihrer neu verkauften Fahrzeuge ein Elektroauto ist. Ansonsten drohen Strafzahlungen. Auch deshalb setzen Nio, Borgward und Co. voll auf Elektro – und wollen ihren Vorsprung dann auch für einen internationalen Aufschlag nutzen.

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