Junge Automarken: Auf der Strecke geblieben
Artega, Veritas, Loremo? In Deutschland gab es in der jüngeren Vergangenheit viele exotische neue Automarken. Die meisten davon sind sang- und klanglos wieder abgetaucht.
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Die Claims im Automarkt sind weitgehend abgesteckt. Dennoch wagen es immer wieder ein paar Geschäftsleute mit Benzin im Blut, eine neue Automarke aus dem Nichts aufzubauen. Zumeist verschwinden diese Marken dann auch schon nach kurzer Zeit wieder dorthin. Allein Deutschland bietet eine spannende Ahnengalerie des Scheiterns.
Den Anfang macht hier Artega – der neue deutsche Sportwagen. Viel vorgenommen hatte sich die im westfälischen Delbrück im Jahr 2006 gegründete Manufaktur mit ihrem GT, der eine durchaus interessante Alternative zum Porsche 911 hätte sein können. Artega gehört jedenfalls zu den ambitioniertesten neuen deutschen Marken. Als Ableger des Automobil-Zulieferers Paragon fußte die Sportwagenmanufaktur auf einem durchaus solide erscheinenden Fundament. Trotz toller Optik und viel VW-Technik fuhr der GT nicht so richtig rund; zudem sorgten die Turbulenzen der Lehman-Krise für wirtschaftliche Probleme.
2009 wurde Artega von einem mexikanischen Bierbrauer übernommen, 2012 kam die Pleite. Aber das war noch nicht das endgültige Ende. Die Paragon AG übernahm die Vermögenswerte von Artega. 2015 gab es dann auf dem Genfer Autosalon ein Wiedersehen, unter anderem mit dem Scalo, einem rein elektrisch betriebenen GT. Seither ist es allerdings still geworden.
Ähnlich wechselvoll ist auch die Geschichte von Gumpert. Die 2005 in Altenburg gegründete Manufaktur brachte mit dem Apollo ein besonders wildes Hypercar in den Markt, das mit seinen furiosen Fahrleistungen für viele Schlagzeilen sorgte, vielen Fahrern allerdings auch Angst bereitete. Eigentlich gab es wohl immer technische wie finanzielle Probleme. 2011 nährte Gumpert mit dem Tornante noch die Hoffnung auf ein neues Modell, doch im Jahr 2012 folgte die Insolvenz. Neues Investorengeld, neue finanzielle Probleme, ein endgültiges Aus, das keines wurde – die letzten Jahre gab es viele hoffnungsvolle wie ernüchternde Nachrichten. Ein letztmaliges Comeback gab es 2016 mit einem neuen Modell namens Arrow. Besitzer ist eine Firma aus Hong Kong, die den Arrow und den Apollo in Denkendorf produzieren lassen will.
Jetcar zu teuer für den Markt
Eine überaus kuriose Erscheinung ist das Jetcar. Die gleichnamige Firma wurde im Jahr 2000 im nordbrandenburgischen Neuruppin gegründet. Das stromlinienförmige Leichtbauauto mit zwei hintereinander angeordneten Sitzen konnte mit Miniverbrauch (2,5 Liter) und futuristischer Optik bei verschiedenen Messeauftritten verblüffen. Interessenten waren allerdings auch über den Preis verblüfft: Rund 50.000 Euro sollte das Dieselmodell kosten, eine 2010 präsentierte E-Antriebsvariante gar über 80.000 Euro. Ob jemals ein Jetcar von einer Privatperson gekauft wurde, ist nicht bekannt. Die Internetseite gibt es noch, vermutlich würde man ein Jetcar auf Anfrage auch bekommen.
Einen ähnlichen Ansatz wie Jetcar verfolgte einst das Autoprojekt Loremo. Auch hier ging es um den Versuch, ein kleines Auto mit Miniverbrauch anzubieten. Der Loremo sollte sich mit 1,5 Liter pro 100 Kilometer begnügen. Trotz schwieriger Investorensuche konnte ein erster fahrbereiter Prototyp auf der IAA 2007 gezeigt werden. Sowohl die technische Entwicklung als auch die Suche nach neuen Investoren gestaltete sich aber in den folgenden Jahren problematisch. Die Firma blieb ein fragwürdiges Konstrukt. 2011 gab es noch den Versuch, auf den Elektroantriebs-Zug aufzuspringen. Doch auch dieser Ansatz scheiterte. Seit 2013 hat man nichts mehr von Loremo gehört. Neue Aktivitäten sind kaum zu erwarten.
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