Kreise: Hildegard Müller soll VDA-Chefin werden
Nachdem der ehemalige SPD-Chef Sigmar Gabriel dem Autoverband Anfang November abgesagt hatte, hat sich der VDA nun offenbar auf Hildegard Müller festgelegt. Die Entscheidung ist noch nicht endgültig gefallen, doch alles deutet auf die Ex-CDU-Politikerin als neue Chefin hin.
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Bei der Suche nach einem neuen Chef für den Verband der Automobilindustrie (VDA) deutet sich eine Entscheidung zugunsten der früheren CDU-Politikerin Hildegard Müller an. Es laufe auf Müller hinaus, erfuhr die „Deutsche Presse-Agentur“ am Mittwoch aus Industriekreisen, die Personalie sei aber noch nicht endgültig beschlossen.
Zuvor hatte der Journalist Gabor Steingart in seinem „Morning Briefing“ berichtet, die ehemalige Staatsministerin im Bundeskanzleramt werde VDA-Chefin. Die 52-Jährige war bis Oktober Netzchefin des Energiekonzerns Innogy. Von 1998 bis 2002 führte sie die Junge Union. Im Jahr 2005 wurde sie Staatsministerin im Bundeskanzleramt und als solche unter anderem zuständig für die Bund-Länder-Beziehungen. Für eine Stellungnahme war Müller zunächst nicht erreichbar.
Branche möchte ein Zeichen setzen
Die Branche wolle in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Diskussion ein Zeichen setzen, hieß es aus Industriekreisen. Dabei war den Entscheidern aus den Autokonzernen demnach auch wichtig, dass eine Frau den Posten bekommt, die sich zudem im Verbandswesen auskennt. Die erste Frau an der VDA-Spitze wäre Müller allerdings nicht. Von 1989 bis 1996 hatte Erika Emmerich den Verband als Präsidentin geführt. Seither standen aber nur noch Männer an der Spitze.
Zuletzt war auch über den scheidenden EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger (CDU) als Kandidat für den VDA-Chefposten spekuliert worden. Zwischendurch hatte der ehemalige Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) als heißester Anwärter gegolten, der hatte aber vor gut drei Wochen schon abgewinkt und erklärt, er stehe nicht zur Verfügung. Auch Oettinger werde es nicht, erfuhr die „DPA“ aus CDU-Kreisen.
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Gabriel sagt dem VDA ab
Der Posten des Spitzenlobbyisten der Autoindustrie muss neu besetzt werden, nachdem der frühere Ford-Manager Bernhard Mattes im September überraschend seinen Rückzug angekündigt hatte. Mattes ist erst seit März 2018 VDA-Präsident, seine Amtszeit lief eigentlich bis Ende 2020.
Diplomatie gefragt
Mit dem Spitzenposten beim Lobbyverband des wichtigsten deutschen Industriezweigs muss Müller unter Beweis stellen, dass sie Streit schlichten und gemeinsame Linien herstellen kann. Im VDA verlaufen einerseits Gräben zwischen den großen Autoherstellern und den vielen, teils kleinen, Zulieferern.
Andererseits gibt es des Öfteren Streit um die Zukunftsausrichtung. Im Frühjahr brodelte es heftig zwischen dem Volkswagen-Konzern und den großen Autobauern Daimler und BMW aus dem Süden. VW-Chef Herbert Diess wollte den Verband wie den Wolfsburger Konzern stärker auf die Förderung reiner Elektroantriebe ausrichten. Daimler und BMW reagierten verschnupft, weil sie mit ihren oft schweren Autos auch stärker auf gemischte Plug-in-Hybride setzen. Dabei machte Müllers Vorgänger nicht für alle eine gute Figur, wie hinter den Kulissen zu hören war.
Auch die vom Verband ausgerichtete Leistungsschau, die Internationale Automobil-Ausstellung, stand zuletzt unter keinem guten Stern. Wegen Besucherschwunds und Zweifeln am Konzept hat der Verband eine neue Ausrichtung angestoßen. Wo die nächste IAA Pkw 2021 stattfindet, ist ebenso noch offen.
Der VDA ist einer der einflussreichsten Lobbyverbände in Deutschland, die Autobranche mit mehr als 800.000 direkt Beschäftigten eine Schlüsselindustrie. Die Autoindustrie steht seit Jahren wegen des Dieselskandals schwer unter Druck. Ein weiteres großes Thema ist die Klimadebatte und der angepeilte Umbau des Autoverkehrs in Richtung E-Mobilität.
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