Panini: Klebebildchen und Dreizack
Mit seinen Klebealben hat er ein Vermögen gemacht. Das hat Umberto Panini unter anderem in Oldtimer investiert und eines der größten Maserati-Museen auf die Beine gestellt.
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Die Emilia-Romagna ist für die Automobilindustrie Italiens so etwas wie das Silikon Valley für die digitalen Unternehmen in den USA: Auf relativ engem Raum finden sich berühmte Namen: Ferrari, Maserati, Lamborghini, Pagani, Dallara, aber auch Ducati, Bimota und andere Zweiradhersteller. Dazu kommen zwei Dutzend Museen und private Sammlungen, die sich mit den Themen Auto und Motorrad beschäftigen. Eines der ungewöhnlichsten darunter: die Sammlung von Umberto Panini – ein Museum mit angeschlossener Ökolandwirtschaft.
Der 1930 in Pozzo Maranello als siebtes von acht Geschwistern geborene Umberto Panini entdeckte sein Liebe zum Auto unter anderem bei Maserati, wo er als Schmied arbeitete, bis er 1957 nach Venezuela ging. Anfang der Sechzigerjahre kehrte er zurück und trat in den Verlag seiner Geschwister ein: Edizioni Panini. Panini? Das sind doch diese abgepackten Sammelbildchen, die mit dem zugehörigen Album jede Fußballmeisterschaft begleiteten, bei Generationen von Kindern Sammelsucht auslösten und mittlerweile in scharfer Konkurrenz zu Pokemon und Prinzessin Lilifee stehen. Genau! Allein zur WM 2006 wurden in Deutschland 800 Millionen der bekannten Aufkleber verkauft. Ein Milliardengeschäft. Geld genug jedenfalls für Umberto Panini, um 1972 in Cittanova vor den Toren Modenas eine Finca zu kaufen – damals noch mit 30 Kühen und 30 Hektar Land. Und einer großen Scheune, aus der 1996 parallel zum ökologischen Landbau ein kleines, aber feines Museum entstand.
Zugeschlagen, als Maserati wieder mal klamm war
Kern dieses abseits breiter Straßen gelegenen Museums sind 19 Oldtimer aus dem Bestand es Maserati-Museum, die 1996 in England versteigert werden sollten, weil der Autobauer mal wieder in finanziellen Schwierigkeiten war. Die Panini-Familie kaufte die Maserati noch vor der Verschiffung im Hafen und verhinderte so, dass sie über die ganze Welt verstreut wurden. Zu den 19 Maserati kamen im Lauf der Zeit auch noch zahlreiche Klassiker andere Automarken wie ein Mercedes 300 SL mit Flügeltüren, ein Stanguellini, ein Fiat Balilla oder ein Cadillac 355. Dazu 80 Motorräder, rund 60 Traktoren vor der Tür, Pokale, Fotos und technische Ausstellungsstücke.
Zu den Prunkstücken der Sammlung gehört ein roter Maserati 3500 GT, der 1957 den Wandel Maseratis weg vom reinen Produzenten für Rennwagen zur Fabrik für Straßenfahrzeuge repräsentiert und der mit seinem Sechszylinder-Motor direkt vom Rennwagen 350S abgeleitet war. Nur wenig entfernt davon steht ein Maserati A6GCS 53 Berlinetta aus dem Jahr 1953 mit seinem üppigen Kühlergrill. Der Prototyp mit seinen 172 PS wurde in der Weltmeisterschaft eingesetzt und gewann zum Beispiel die GP-Rennen 1953 und 1954 in Italien. Ganz vorne in der Reihe parkt der Maserati 6C 34 aus dem Jahr 1934, mit dem Tazio Nuvolari von der Mille Miglia bis zum Eifelrennen einen Sieg nach dem anderen abräumte. Etwas weiter hinten ein Maserati Ghibli Coupé, ein Maserati Bora aus den Siebzigerjahren, das erste Modell von Maserati mit Mittelmotor, und ein Maserati Merak Turbo, der 1968 gegen Ferraris Dino GT4 antreten sollte.
Wer sich an den automobilen Preziosen satt gesehen hat, kann schräg gegenüber auch noch den eigentlichen Zweck des Gehöfts erschmecken: Bester Parmesankäse. Denn mittlerweile ist der Hof, den Panini auf seinen argentinischen Spitznamen hin „Hombre“ getauft hat, auf 300 Hektar und 500 Tiere angewachsen, die reichlich Milch für die hauseigene Käseproduktion liefern. Von der Aufzucht der Kühe über deren Futter bis hin zur Milch und der Produktion des Parmesan: Alles aus einer Hand, alles 100 Prozent ökologisch. So finanziert sich auch die Autosammlung über diesen Umweg rein ökologisch, denn der Eintritt ist frei. Weitere Informationen finden Sie hier.
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