2013: „Der Golf 7 muss einschlagen“
Markenhändler wie Uwe Germann beurteilen die Geschäftsaussichten für das laufende Jahr. Einen scharfen Einbruch erwartet niemand, dennoch wachsen die Gefahren und Unwägbarkeiten.
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Das Jahr 2012 ist vorbei, langsam entsteht das endgültige Bild des Geschäftsergebnisses. Gleichzeitig sieht sich die Branche einem schwierigen Jahr 2013 gegenüber - schwierig vor allem wegen der anhaltenden Unsicherheiten über die Geschäftsentwicklung. »kfz-betrieb« hat die Verkaufsverantwortlichen mehrerer Autohäuser mit verschiedenen Marken gefragt, wie sie die vergangenen und die kommenden Monate einschätzen.
Franco Barletta, Geschäftsführer des Hagener Autohauses Jürgens, setzt 2013 voll auf die Modelloffensive von Mercedes-Benz: CLA, neue A-, E- und S-Klasse sollen sowohl Stückzahl als auch den Ertrag in die geplante Spur bringen. Denn beim Rückblick auf das abgelaufene vierte Quartal 2012 empfindet Barletta gemischte Gefühle. „In unserem Pkw-Neuwagenmarkt in Nordrhein-Westfalen ist das Gesamtmarktvolumen in der Vergleichsklasse von Mercedes-Benz um acht Prozent zurückgegangen. Der bundesweite Markt hingegen verlor nur rund drei Prozent.“ Diese Entwicklung führt der Geschäftsführer vor allem auf die „konjunkturell bedingte Kaufzurückhaltung vieler Firmen und Privatpersonen“ zurück.
Dennoch sei es dem Jürgens-Team gelungen, den Absatz 2012 gegenüber 2011 leicht zu steigern. „Dadurch konnten wir unseren Marktanteil nochmals verbessern und den Abstand zum Bundesmarktanteil weiter vergrößern. Wir liegen derzeit 3,2 Prozent über Bundesdurchschnitt. Der Neuwagen-Auftragseingang im vierten Quartal lag nur leicht unter Vorjahresniveau, was sich wiederum positiv auf den Auftragsvorlauf für 2013 auswirkt“, ist Mercedes-Händler Barletta zuversichtlich.
Gebrauchtwagen stehen länger
Die Rabattsituation bezeichnet der Autohauschef als angespannt. Doch weil die Verkäufer die Preise diszipliniert durchgesetzt haben, sei die Lage stabil bis leicht verbessert. „Unser Deckungsbeitrag bei Neu- und Vorführwagen 2012 war gegenüber dem Vorjahr insgesamt besser“, so Barletta.
Sehr volatil verlief der Gebrauchtwagenabsatz im letzten Quartal des Jahres. „Wir hatten einen sehr guten Oktober und einen verhaltenden November. Der Dezember ist wegen der vielen Feiertage sowie dem schlechten Wetter ebenfalls unbefriedigend verlaufen“, sagt Barletta. Ergebnis: Die durchschnittlichen Standtage kletterten auf 95 und die Deckungsbeiträge blieben deutlich unter dem Vorjahreswert und hinter den Erwartungen für das vierte Quartal zurück. Dies sei laut Barletta hauptsächlich auf die Leasing- und Finanzierungsrückläufer zurückzuführen. Ertrag eigebüßt hat das Autohaus auch beim Verkauf von Jahreswagen. Insgesamt erreichte das Unternehmen aber die für 2012 geplanten Stückzahlen.
Auf die Frage, wie zufrieden er mit dem Servicegeschäft im abgelaufenen Jahr sei, antwortet Barletta: „Das Pkw-Servicegeschäft ist etwas schlechter als im Vorjahr verlaufen und hat unsere Erwartungen daher nicht erfüllt. Auch im Service spüren wir die zunehmende Kostensensibilität unserer Kunden sowie die sehr gute Produktqualität. Letzteres lässt die Garantieumsätze deutlich zurückgehen.“ Aber nicht nur das: Die Modelle seien insgesamt weniger reparaturanfällig. Da helfen auch mehr Werkstattdurchläufe als im Vorjahr wenig. Die Preissensibilität der Kunden und die gestiegene Fahrzeugqualität führen zu geringeren Umsätzen je Fahrzeugdurchlauf. Hinzu käme, dass die Kunden nicht mehr alle notwendigen oder empfohlenen Arbeiten durchführen ließen.
In schwierigem Fahrwasser befand sich 2012 auch das Nutzfahrzeuggeschäft. Der Markt in der Jürgens-Vertriebsregion NRW sei um 19,1 Prozent eingebrochen. Zwar konnte das Autohaus seinen hohen Marktanteil verteidigen, dennoch entzog sich auch Jürgens nicht dem rückläufigen Markttrend.
Barletta rechnet damit, dass sich die Spediteure auch 2013 mit dem Kauf neuer Lkw zurückhalten, „wenngleich in geringerem Maße als 2012“. Dementsprechend seien die Zielvereinbarungsgespräche mit dem Hersteller in den Sparten Transporter und Nutzfahrzeuge konstruktiv und partnerschaftlich, aber auch anspruchsvoll verlaufen.
Besorgniserregend ist für ihn die geringe Auslastung der Nfz-Werkstatt. „Hier spüren wir ebenfalls eine extreme Kostenaversion unserer Kunden. Notwendige Arbeiten werden verschoben oder in Eigenregie durchgeführt. Ebenso sind zahlreiche Brummis nicht im Einsatz oder stehen bereits abgemeldet auf dem Hof der Spediteure“, sagt Barletta.
Rabatte haben sich Ende 2012 erhöht
Mercedes-Benz-Händlerkollege Peter Schäfer vom Autohaus Schäfer in Königsbrunn ist sowohl mit dem vierten Quartal als auch mit dem Gesamtjahr 2012 sehr zufrieden. „Die neue A-Klasse hat unseren Auftragseingang deutlich belebt. Aber auch die B-Klasse und der GLK liefen das ganz Jahr über sehr gut. Im Vergleich zum Vorjahr konnten wir unseren Auftragseingang im hohen einstelligen Prozentbereich steigern.“ Erhöht haben sich jedoch die Neuwagenrabatte. Laut Schäfer waren sie in den ersten neun Monaten noch stabil, stiegen aber zum Jahresende stark an.
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