2013: „Der Golf 7 muss einschlagen“

Autor / Redakteur: Wolfgang Michel / Wolfgang Michel

Markenhändler wie Uwe Germann beurteilen die Geschäftsaussichten für das laufende Jahr. Einen scharfen Einbruch erwartet niemand, dennoch wachsen die Gefahren und Unwägbarkeiten.

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Uwe Gehrmann, Prokurist des VW-Autohauses Wicke, kämpft mit steigenden Neuwagenrabatten. Für ihn ist insbesondere die Entwicklung des Golf 7 entscheidend.
Uwe Gehrmann, Prokurist des VW-Autohauses Wicke, kämpft mit steigenden Neuwagenrabatten. Für ihn ist insbesondere die Entwicklung des Golf 7 entscheidend.
(Foto: Wicke)

Das Jahr 2012 ist vorbei, langsam entsteht das endgültige Bild des Geschäftsergebnisses. Gleichzeitig sieht sich die Branche einem schwierigen Jahr 2013 gegenüber - schwierig vor allem wegen der anhaltenden Unsicherheiten über die Geschäftsentwicklung. »kfz-betrieb« hat die Verkaufsverantwortlichen mehrerer Autohäuser mit verschiedenen Marken gefragt, wie sie die vergangenen und die kommenden Monate einschätzen.

Franco Barletta, Geschäftsführer des Hagener Autohauses Jürgens, setzt 2013 voll auf die Modelloffensive von Mercedes-Benz: CLA, neue A-, E- und S-Klasse sollen sowohl Stückzahl als auch den Ertrag in die geplante Spur bringen. Denn beim Rückblick auf das abgelaufene vierte Quartal 2012 empfindet Barletta gemischte Gefühle. „In unserem Pkw-Neuwagenmarkt in Nordrhein-Westfalen ist das Gesamtmarktvolumen in der Vergleichsklasse von Mercedes-Benz um acht Prozent zurückgegangen. Der bundesweite Markt hingegen verlor nur rund drei Prozent.“ Diese Entwicklung führt der Geschäftsführer vor allem auf die „konjunkturell bedingte Kaufzurückhaltung vieler Firmen und Privatpersonen“ zurück.

Dennoch sei es dem Jürgens-Team gelungen, den Absatz 2012 gegenüber 2011 leicht zu steigern. „Dadurch konnten wir unseren Marktanteil nochmals verbessern und den Abstand zum Bundesmarktanteil weiter vergrößern. Wir liegen derzeit 3,2 Prozent über Bundesdurchschnitt. Der Neuwagen-Auftragseingang im vierten Quartal lag nur leicht unter Vorjahresniveau, was sich wiederum positiv auf den Auftragsvorlauf für 2013 auswirkt“, ist Mercedes-Händler Barletta zuversichtlich.

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Gebrauchtwagen stehen länger

Die Rabattsituation bezeichnet der Autohauschef als angespannt. Doch weil die Verkäufer die Preise diszipliniert durchgesetzt haben, sei die Lage stabil bis leicht verbessert. „Unser Deckungsbeitrag bei Neu- und Vorführwagen 2012 war gegenüber dem Vorjahr insgesamt besser“, so Barletta.

Sehr volatil verlief der Gebrauchtwagenabsatz im letzten Quartal des Jahres. „Wir hatten einen sehr guten Oktober und einen verhaltenden November. Der Dezember ist wegen der vielen Feiertage sowie dem schlechten Wetter ebenfalls unbefriedigend verlaufen“, sagt Barletta. Ergebnis: Die durchschnittlichen Standtage kletterten auf 95 und die Deckungsbeiträge blieben deutlich unter dem Vorjahreswert und hinter den Erwartungen für das vierte Quartal zurück. Dies sei laut Barletta hauptsächlich auf die Leasing- und Finanzierungsrückläufer zurückzuführen. Ertrag eigebüßt hat das Autohaus auch beim Verkauf von Jahreswagen. Insgesamt erreichte das Unternehmen aber die für 2012 geplanten Stückzahlen.

Auf die Frage, wie zufrieden er mit dem Servicegeschäft im abgelaufenen Jahr sei, antwortet Barletta: „Das Pkw-Servicegeschäft ist etwas schlechter als im Vorjahr verlaufen und hat unsere Erwartungen daher nicht erfüllt. Auch im Service spüren wir die zunehmende Kostensensibilität unserer Kunden sowie die sehr gute Produktqualität. Letzteres lässt die Garantieumsätze deutlich zurückgehen.“ Aber nicht nur das: Die Modelle seien insgesamt weniger reparaturanfällig. Da helfen auch mehr Werkstattdurchläufe als im Vorjahr wenig. Die Preissensibilität der Kunden und die gestiegene Fahrzeugqualität führen zu geringeren Umsätzen je Fahrzeugdurchlauf. Hinzu käme, dass die Kunden nicht mehr alle notwendigen oder empfohlenen Arbeiten durchführen ließen.

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ELEKTROFAHRZEUGE SPIELEN 2013 KEINE ROLLE

Jürgen Barletta, Autohaus Jürgens, Hagen: „Wir haben zwar mit der Übernahme des Smart-Vertriebs, zusätzlich zum Mercedes Vito E-Cell, jetzt ein weiteres voll elektrisches Auto im Angebot, aber wir planen keine groß angelegte Vertriebsaktion. Dennoch versuchen wir, diese beiden Modelle bei ausgewählten Firmen zu positionieren, um damit diese Firmen ihr `Green-Image´ steigern können.“

Peter Schäfer, Autohaus Schäfer, Königsbrunn: „Da die Daimler AG, außer Smart, für den wir keinen Vermittlervertrag haben, derzeit noch keine Elektrofahrzeuge in Großserie fertigt, spielt der Absatz von Elektrofahrzeugen für uns 2013 keine Rolle in unseren Planungen.“

Martin Huber, Autohaus Huber, Wasserburg: „Mit dem Nissan Leaf verkaufen wir seit dem Frühjahr 2012 ein vollwertiges Elektrofahrzeug, welches in ausländischen Märkten bereits einen Marktanteil von über 50 Prozent erreicht. Bei uns werden auch 2013 nicht die Stückzahlen, sondern der damit verbundene Marketing-, Image- und Werbeeffekt im Vordergrund stehen.“

Michael Ostermaier, Autohaus Ostermaier, Vilsbiburg: „Wir haben große Umsatzerwartungen an den Vertrieb von Elektrofahrzeugen aller Art. Der Ende 2013 kommende Elektro-Up hat zudem großes Potenzial im Endkunden- und Fuhrpark-Geschäft.“

Uwe Gehrmann, Autohaus Wicke, Bochum: „Wir warten auf unseren E-Up! Sonst haben wir keine weiteren Planungen.“

Burkhard Weller, Wellergruppe, Berlin: „Bei der Planung liegt die Rolle der Elektrofahrzeuge im Schmunzelbereich!“

Jürgen Henninger, Mercedes-Autohaus Schmolck, Emmendingen: „Elektrofahrzeuge spielen 2013 eine sehr untergeordnete Rolle. Vielmehr gibt es bei den Flottenkunden eine Nachfrage nach Hybridfahrzeugen und stark verbrauchs- und CO2-reduzierten Fahrzeugen.“

Siegfried Reuner, Ford-Autohaus Reuner, Palling: „Elektrofahrzeuge spielen bei uns 2013 keine Rolle. Wir warten noch auf Modelle vom Hersteller.“

Hans-Ulrich Overdreef, BMW-Autohaus Overdreef, Duisburg: „Elektrofahrzeuge werden 2013 monetär noch keine große Rolle spielen. Es ist aber sehr wichtig, die Kompetenz im Autohaus von der ersten Stunde an zu entwickeln. Die Mobilität der Zukunft wird mit Sicherheit elektrisch sein.“

Michael Brucker, Skoda-Autohaus Brucker, Marktredwitz: „Elektrofahrzeuge spielen bei uns 2013 gar keine Rolle!“

Stefan Quary, Dürkop-Gruppe, Braunschweig: „Elektrofahrzeuge spielen in der Planung für 2013 eine zu vernachlässigende Rolle. Die Zielgruppe ist immer noch zu klein und die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der Fahrzeuge im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren nicht gegeben. Die E-Auto-Zielsetzung der Bundesregierung bis 2020 ist völlig unrealistisch.“

Nico Petelka, Citroën-Autohaus Zentral, Saalfeld: „E-Autos spielen in der Planung für 2013 eine sehr geringe Rolle. In unserer Region ist kaum Nachfrage vorhanden, da der Anschaffungspreis noch zu hoch ist. Hier ist seitens des Herstellers mehr Engagement gefragt.“

Stefan Zschernitz, Autohaus Zschernitz, Karlsruhe: „Der Absatz von E-Fahrzeugen spielt für unser Haus volumenmäßig eine kleine Rolle und hat daher auf unsere Planung keinen Einfluss.“

Wolfgang Hermann, Autohaus Hermann, Northeim: „Durch die Einführung neuer Kleinwagenmodelle erwarten wir 2013 einen stärkeren Absatz von E-Fahrzeuge,. Hinzu kommt eine gute technische Qualität, was die Akzeptanz der E-Fahrzeuge bei den Kunden deutlich erhöht.“

In schwierigem Fahrwasser befand sich 2012 auch das Nutzfahrzeuggeschäft. Der Markt in der Jürgens-Vertriebsregion NRW sei um 19,1 Prozent eingebrochen. Zwar konnte das Autohaus seinen hohen Marktanteil verteidigen, dennoch entzog sich auch Jürgens nicht dem rückläufigen Markttrend.

Barletta rechnet damit, dass sich die Spediteure auch 2013 mit dem Kauf neuer Lkw zurückhalten, „wenngleich in geringerem Maße als 2012“. Dementsprechend seien die Zielvereinbarungsgespräche mit dem Hersteller in den Sparten Transporter und Nutzfahrzeuge konstruktiv und partnerschaftlich, aber auch anspruchsvoll verlaufen.

Besorgniserregend ist für ihn die geringe Auslastung der Nfz-Werkstatt. „Hier spüren wir ebenfalls eine extreme Kostenaversion unserer Kunden. Notwendige Arbeiten werden verschoben oder in Eigenregie durchgeführt. Ebenso sind zahlreiche Brummis nicht im Einsatz oder stehen bereits abgemeldet auf dem Hof der Spediteure“, sagt Barletta.

Rabatte haben sich Ende 2012 erhöht

Mercedes-Benz-Händlerkollege Peter Schäfer vom Autohaus Schäfer in Königsbrunn ist sowohl mit dem vierten Quartal als auch mit dem Gesamtjahr 2012 sehr zufrieden. „Die neue A-Klasse hat unseren Auftragseingang deutlich belebt. Aber auch die B-Klasse und der GLK liefen das ganz Jahr über sehr gut. Im Vergleich zum Vorjahr konnten wir unseren Auftragseingang im hohen einstelligen Prozentbereich steigern.“ Erhöht haben sich jedoch die Neuwagenrabatte. Laut Schäfer waren sie in den ersten neun Monaten noch stabil, stiegen aber zum Jahresende stark an.

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