Dobrindt bestätigt generelle Endrohrmessung
Hinweise auf Veränderungen bei der Hauptuntersuchung aufgrund der Abgas-Affäre hatte es schon vielfach gegeben. Jetzt hat Bundesverkehrsminister Dobrindt erstmals bestätigt, dass die Abgas-Messung am Endrohr künftig wieder für alle Fahrzeuge verpflichtend sein wird.
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Die Bundesregierung setzt bei der angekündigten Verschärfung der Abgas-Kontrollen auch auf das Kfz-Gewerbe. Vor mehreren Hundert Kfz-Unternehmern hat Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt am Dienstag in München die Wiedereinführung der generellen Abgas-Messung am Endrohr im Rahmen der Hauptuntersuchung angekündigt. In seiner Rede anlässlich des Automobilempfangs des Kfz-Landesverbandes Bayern sagte Dobrindt: „Wir brauchen die verpflichtende Endrohrmessung.“
Klaus Dieter Breitschwert, Präsident des Kfz-Landesverbandes Bayern, sagte im Rahmen seiner Begrüßungsrede, dass die Branche bereit sei, neue Aufgaben bei der HU zu übernehmen. Die Bedeutung der technischen Fahrzeugüberwachung werde weiter wachsen, so Breitschwert. Zugleich forderte er, die Kfz-Werkstätten weiterhin in die Fahrzeugüberwachung der Zukunft einzubinden, insbesondere bei der Abgasuntersuchung. „Wir haben in vielen Jahren gezeigt, dass wir hier mit Wissen und Können ein wichtiger, ja unverzichtbarer Teil der Überprüfungen sind“, sagte Breitschwert.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt bekundete zudem vor den über 700 geladenen Gästen seine Solidarität mit dem Kfz-Gewerbe in Bezug auf die Gerichtsverfahren im Zuge der Abgasaffäre, bei denen Kfz-Betriebe im Fokus stehen. Diese bekämen nicht nur keine Anerkennung für ihre Leistungen, sondern würden auch noch in Mithaftung genommen für die Verfehlungen der Industrie. „Das ist ungerecht“, so Dobrindt, „das lassen wir nicht zu.“ Zugleich verwehrte er sich gegen den Vorwurf, es herrsche diesbezüglich zwischen Politik und Gewerbe eine Kumpanei. Vielmehr handle es sich schlicht um eine gute Partnerschaft. Und auch an anderer Stelle fasste der Bundespolitiker seine hohe Meinung vom Kfz-Gewerbe in klare Worte: „Sie kennen die Autos besser als viele Manager der Autoindustrie.“
Hinweise darauf, dass Dobrindt künftig wieder alle Neuwagen auf den Abgas-Teststand stellen lassen will, hatte es schon mehrfach gegeben. Beispielsweise hatte im November der Vizepräsident des Bundesverbandes der Hersteller und Importeure von Automobil-Service Ausrüstungen (ASA), Harald Hahn, über anstehende Veränderungen bei der Hauptuntersuchung wegen der Abgas-Affäre berichtet. Im Januar vermeldeten dann verschiedene Medien, das Bundesverkehrsministerium arbeite an einer Verordnung, nach der die Endrohr-Messung wieder zur Pflicht werde. Allerdings hatte Dobrindt bisher keinen der Berichte offiziell bestätigt.
Bei den Plänen Dobrindts geht es nach Informationen von »kfz-betrieb« nicht darum, die frühere ASU (Abgas-Sonderuntersuchung) gesondert neu aufzulegen. Stattdessen bleibt die Abgasuntersuchung wie bisher Teil der Hauptuntersuchung, seit 2010 ist das der Fall. Allerdings hatten die Prüforganisationen und Werkstätten bei der AU seitdem zumeist nur das On-Board-Diagnosesystem (OBD) ausgelesen, eine Pflicht zur Endrohr-Messung bestand nur noch für Autos, die vor 2006 zugelassen wurden. Diese Regel will Dobrindt nun wieder aufheben und bei sämtlichen Fahrzeugen die Abgas-Emissionen auch wieder am Endrohr messen lassen.
Die aktuelle Testprozedur war im Zuge der Abgas-Affäre rund um Volkswagen in die Kritik geraten. „Dieselgate“ habe die Annahme widerlegt, das OBD-System könne zuverlässig Überschreitungen der geltenden Abgaslimits signalisieren, hieß es beispielsweise von Seiten des ASA-Verbandes. Für die Feststellung gravierender Mängel sei die Endrohr-Messung unabdingbar, hatte auch Gerd Neumann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Dekra Automobil GmbH, gesagt.
Aktiver Umweltschutz
Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) hat die Aussagen des Bundesverkehrsministers unterdessen begrüßt. „Die verpflichtende Endrohrmessung dient dem aktiven Umweltschutz und gibt insbesondere den Autofahrern ein Stück mehr Sicherheit", so ZDK-Präsident Jürgen Karpinski.
Seit langem schon setzt sich der ZDK im Dialog mit dem Bundesverkehrsministerium und den Überwachungsorganisationen dafür ein, die generelle Endrohrmessung für alle Kraftfahrzeuge wieder einzuführen. Dies muss nach Ansicht des Verbandes allerdings mit einer Verschärfung der Abgas-Grenzwerte einhergehen. Ein weiteres mittelfristiges Ziel ist die Integration eines generellen Prüfverfahrens für Stickoxid-Emissionen (NOx) in die Abgasuntersuchung.
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