Lucid E-Auto-Bauer zwischen Hoffnung und Untergang

Von Andreas Grimm Lesedauer: 3 min

Während chinesische E-Auto-Bauer überall Gas geben, kommt Lucid nicht voran. Die Planzahlen sind übersichtlich – und werden doch regelmäßig nicht erreicht. Nun sollen zwei günstigere Varianten des Lucid Air einen Schub geben. „Günstig“ ist allerdings relativ.

Lucid bringt günstigere Versionen der Limousine Air nach Europa. Der Lucid Air Pure soll ab dem vierten Quartal für 109.000 Euro zu haben sein.
Lucid bringt günstigere Versionen der Limousine Air nach Europa. Der Lucid Air Pure soll ab dem vierten Quartal für 109.000 Euro zu haben sein.
(Bild: Lucid)

Beim US-Autobauer Lucid ist die Stimmung angespannt. Das Unternehmen verbrennt fortgesetzt immens viel Geld: Von 880 Millionen US-Dollar Verlust allein im ersten Quartal 2023 berichtete jüngst das „Manager Magazin“. Gleichzeitig findet der Neuwagenverkauf praktisch nicht statt – und die Planzahlen müssen grundsätzlich nach unten korrigiert werden. Nun hat der Hersteller für Europa zwei neue Varianten angekündigt – die immer noch sehr teuer, aber nicht komplett unbezahlbar sind.

„Lucid ist die Zukunft der nachhaltigen Mobilität“, preist sich das Unternehmen im Internet selbst. Doch der hehre Anspruch scheitert spätestens dann, wenn kein Auto auf die Straßen kommt. Immerhin den eigenen Anspruch, Luxus-Elektroautos zu bauen, erfüllt Lucid insofern, als dass das Modell Air fünf Sterne in der NCAP-Testwertung abräumte.

Bildergalerie
Bildergalerie mit 7 Bildern

Doch die Autos will scheinbar niemand haben. Im ersten Quartal lieferte der Autobauer nur 1.406 Neuwagen aus. Sechs davon übrigens nach Deutschland, wie die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts zeigen. Von Tesla ist das Unternehmen damit Lichtjahre entfernt – beim E-Auto-Vorreiter war Lucid-Gründer und CEO Peter Rawlinson als Automanager groß geworden. Einst hatte Rawlinson für das Jahr 2022 den Absatz von 20.000 Lucid Air angestrebt. 7.180 Einheiten waren es schließlich geworden. Und angesichts des schleppenden Startes ins Jahr 2023 scheint das Ziel von ursprünglich 14.000 Einheiten so unerreichbar zu sein, dass Firmenchef Rawlinson bereits auf 10.000 Einheiten reduziert hat.

Allerdings sind die bislang aufgerufenen Preise für den Lucid Air weder massentauglich noch für die gehobene Mittelklasse interessant. 218.000 Euro beziehungsweise 159.000 Euro sind für die Versionen „Dream Edition“ und „Grand Touring“ fällig. Nun hat der Autobauer zwei günstigere Varianten annonciert, die ab 109.000 Euro starten sollen. Beide erhalten nach Herstellerangaben einen Akku mit 92 kWh Kapazität für bis zu 725 Kilometer Reichweite.

Ab dem dritten Quartal will Lucid den Air Touring ausliefern, der 129.000 Euro kosten soll. Ab dem vierten Quartal soll dann der Air Pure AWD folgen, der ab 109.000 Euro erhältlich sein wird. Beide Modelle sind ab sofort bestellbar. Der Pure AWD kommt mit einer Leistung von 353 kW/480 PS, der Touring soll 456 kW/620 PS freisetzen. Ausgeliefert werden die Modelle auch in den Niederlanden, in der Schweiz und in Norwegen. Auch dort stehen die Preise bereits fest.

Neues Personal für den Aufbruch

Neben dem Absatz – und damit den Finanzen – hat Lucid auch ein Führungskräfte-Problem. Mehrere Manager haben den Hersteller verlassen, darunter auch der Marketingchef. Diesen Posten hat inzwischen Andrea Soriani übernommen. Er bringe 25 Jahre internationale Marketing-Erfahrung mit, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Unter anderem war er für den Luxus-Uhren-Hersteller TAG Heuer sowie für die Marken Maserati und Ferrari in Nordamerika als Marketing-Vorstand aktiv.

Aus dem Aufsichtsrat des Unternehmens haben sich zudem Frank Lindenberg, Nancy Gioia und Anthony Posawatz verabschiedet. Alle drei hatten einen automobilen Hintergrund. Sie werden ersetzt durch Sherif Marakby, Chabi Nouri und Ori Winitzer, wobei augenscheinlich nur ersterer als früherer Ford-Manager automobile Erfahrung hat. Den Vorsitz im Aufsichtsrat übernimmt Turqi Alnowaiser, der als Abgesandter des saudi-arabischen Staatsfonds im Kontrollgremium sitzt. Die Saudis halten inzwischen die Mehrheit an Lucid – und werden sich den weiteren Absturz des Börsenkurses von gut 50 US-Dollar Ende 2021 auf derzeit unter 8 US-Dollar sicher nicht unendlich lange weiter ansehen wollen.

(ID:49494007)

Jetzt Newsletter abonnieren

Verpassen Sie nicht unsere besten Inhalte

Mit Klick auf „Newsletter abonnieren“ erkläre ich mich mit der Verarbeitung und Nutzung meiner Daten gemäß Einwilligungserklärung (bitte aufklappen für Details) einverstanden und akzeptiere die Nutzungsbedingungen. Weitere Informationen finde ich in unserer Datenschutzerklärung.

Aufklappen für Details zu Ihrer Einwilligung