Jüngere Kundengruppe verändert den Klassik-Markt
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Aktuell sind in Deutschland rund 2,2 Millionen Oldtimer und in der Freizeit genutzte Youngtimer zugelassen. Diese Zahl wird vor allem durch Volumenfahrzeuge aus den achtziger und neunziger Jahren weiter steigen, prognostiziert eine Studie.

Der Markt für klassische Fahrzeuge wächst. Aktuell sind in Deutschland rund 2,2 Millionen Oldtimer und in der Freizeit genutzte Youngtimer unterwegs, wie aus einer Studie der Unternehmensberatung BBE Automotive hervorgeht. Sie stehen in Summe für ein Marktvolumen von zehn Milliarden Euro.
Die Zahl der Fahrzeuge wird sich nach Ansicht von Studienleiter Gerd Heinemann in den nächsten Jahren deutlich erhöhen. Das liegt vor allem daran, dass aktuell in großer Zahl günstige Volumenfahrzeuge die Schwelle zum Oldtimer erreichen. So gibt es in Deutschland allein rund 900.000 VW Golf, die zwischen 15 und 29 Jahre alt sind. Hinzu kommen 400.000 BMW 3er. Vor allem Cabrios und sportliche Versionen dieser Fahrzeuge haben laut Heinemann ein großes Potenzial, zum gesuchten Klassiker zu werden.
Der Experte geht davon aus, dass der VW Golf in Kürze den älteren Konzernbruder Käfer als volumenstärkstes Oldtimermodell ablösen wird. Aktuell steht der Golf mit 26.000 Einheiten noch auf Rang drei hinter dem Spitzenreiter Käfer (51.000 Einheiten) und dem Mercedes W123 (27.000 Einheiten).
Aufgrund der günstigen Fahrzeuge, die in den Fokus rücken, erwartet Heinemann beim Umsatzvolumen kein Wachstum. Hinzu komme, dass Old- und Youngtimer insgesamt für eine immer jüngere, aber auch preisbewusstere Klientel interessant werden. Die Kfz-Betriebe, die sich mit klassischen Fahrzeugen befassen, müssten sich darauf einstellen. Aktuell beschäftigen sich in Deutschland rund 2.000 Betriebe mit Wartung und Reparatur von Old- und Youngtimern. Rund 800 davon gelten als Spezialisten, die beispielsweise Zertifizierungen vorweisen können.
Generell erwartet Heinemann nicht, dass sich das Interesse an Oldtimern in absehbarer Zeit abschwächt. So zeigt die Oldtimer-Studie von IfD-Allensbach, dass sich 15 Millionen Menschen in Deutschland für Oldtimer interessieren. Zudem bleibt die Motivation für ältere Autos letztlich immer gleich: Spaß am Fahren und die Erinnerung an alte Zeiten.
Hype der letzten Jahre abgeebbt
Was aber auch nicht verheimlicht werden soll, sind die veränderte Marktlage und die Bewertungen gerade von hochpreisigen Oldtimern. Diese mussten in den vergangen zwei Jahren wertmäßig durchaus Federn lassen. Beispielsweise beobachtete der Onlinemarktplatz Mobile.de folgende Entwicklung:
- Stabile Zahl an Inseraten
- Steigende Standtage im Netz bei den Oldtimern (Ø 86 Tage)
- Stark gesunkene Inseratspreise bei Youngtimern
- Leicht gesunkene Preise bei Oldtimern
- Sinkende Preise und längere Standtage bei Mercedes SL und Porsche 911
- Steigende Standtage, aber auch steigende Preise beim VW Käfer
Pro Jahr schaffen rund 60.000 bis 70.000 Youngtimer den Sprung ins Oldtimersegment. Sie stellen ein Auftragspotenzial für alle die dar, die sich der gewerblichen Wartung, Reparatur und Restaurierung von Klassikern verschrieben haben – Tendenz steigend. Denn auch das ist ein Ergebnis der Studie bzw. kein Geheimnis: Der stetig steigende Anteil an Elektronik in den Fahrzeugen stellt die Do-It-Yourself-Fraktion vor große Herausforderungen, die sie am Ende nicht mehr selbst bewältigen kann. Hier ist das Know-how von Profis gefragt.
Oldtimer: stark verbreitet in Metropolregionen
Insgesamt verteilt sich der Oldtimerbestand in Deutschland ziemlich homogen, mit einer traditionell stärkeren Ausprägung im Westen. Kaum verwundert auch die Konzentration in den sogenannten Metropolregionen. So trägt München den Titel Deutschlands Oldtimerhochburg sicher nicht zu Unrecht, schließlich ist in der bayerischen Hauptstadt die Kaufkraft sehr hoch. Gleiches gilt für Städte wie Hamburg und Köln. Auch ländliche Regionen stehen in Sachen Young- und Oldtimerdichte ganz weit oben, wie beispielsweise der Kreis Neuss, der mit einem Oldtimeranteil von 2,9 Prozent sogar München übertrifft.
Übrigens: Speziell Kfz-Betriebe, die mit dem Gedanken spielen ins Classics Business einzusteigen, aber auch die, die ihr Geschäft professionell ausbauen wollen, können von der BBE wichtiges Zahlenmaterial beziehen. Beispielsweise über konkrete Modell- oder Markenbestandszahlen in ihrem Einzugsgebiet. Somit können sie aktuelle wie künftige Bedarfe ermitteln bzw. ihr Geschäft gezielt steuern. Weitere Informationen finden Sie hier.
Die Studie „Classic Cars – Milliarden-Markt im Wandel“ hat BBE Automotive im Auftrag der Automobilverbände ZDK, VDA und VDIK erstellt. Studienpartner waren der Automobilclub von Deutschland (AvD), FSP/TÜV Rheinland, Bosch, Vredestein, die Württembergische Versicherung, Classic Data, die Zeitschrift „Oldtimermarkt“ und die Santander.
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